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FORSCHUNG/412: Wie wirkt sich die Versauerung der Meere auf Mikroalgen aus? (Uni Bremen)


Pressemitteilung der Universität Bremen - Nr. 100 / 4. April 2013 RO

Wie wirkt sich die Versauerung der Meere auf Mikroalgen aus?

Neue Nachwuchsgruppe an der Uni Bremen untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökologie von Mikroalgen des Südpolarmeeres



Fast unbemerkt spielen Mikroalgen eine entscheidende Rolle im Kohlendioxid-Kreislauf (CO2) der Erde. Indem sie CO2 in Sauerstoff verwandeln, bilden Algen neben dem tropischen Regenwald die zweite "grüne Lunge" unseres Planeten. Doch bis zum Jahr 2100 wird der CO2-Gehalt der Luft auf Werte ansteigen, die dreimal so hoch sind wie zu Beginn der Industrialisierung. Dies lässt nicht nur die Temperaturen steigen, sondern erhöht auch den Säuregrad der Ozeane. Klimamodelle prognostizieren, dass sich im Vergleich zu anderen Ozeanregionen die Umweltveränderungen im Südpolarmeer besonders stark auswirken werden. Da die vom Wandel betroffenen Umweltfaktoren (pH-Wert, Temperatur, Licht) außerdem die Löslichkeit von Spurenmetallen wie beispielsweise Eisen beeinflussen, werden sich zukünftige Mikroalgengemeinschaften des Südpolarmeeres anders zusammensetzen als bislang. Verändert sich möglicherweise auch ihre Produktivität? Mit dieser Frage beschäftigt sich schon bald die neue Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe "EcoTrace". Sie wird ab Anfang April in der Abteilung Meeresbotanik am Fachbereich Biologie/Chemie der Universität Bremen und dem Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) angesiedelt und kooperiert mit dem "Bremen Marine Ecology - Center for Research and Education", kurz BreMarE.

Die Leitung der Nachwuchsgruppe übernimmt Dr. Scarlett Trimborn vom AWI, die ab April als Gastwissenschaftlerin auch an der Uni Bremen tätig sein wird. Zusammen mit Professor Kai Bischof wird sie die Nachwuchsgruppe zusammenstellen. Für ihr Projekt erhält Trimborn insgesamt 1,3 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre. Geplant sind Labor- und Feldexperimente, die eiszeitliche, gegenwärtige und zukünftige Klimaszenarien simulieren. In Laborexperimenten soll die Sensitivität einzelner ökologisch relevanter Mikroalgenarten auf bestimmte Umweltparameter (CO2, Spurenmetalle, Licht) untersucht werden. Laborexperimente haben den Vorteil, dass nicht nur der Effekt eines einzelnen Umweltfaktors allein, sondern auch der von mehreren Faktoren auf eine Art im Detail untersucht werden kann. Neue Erkenntnisse sollen auch die Durchführung von Artenkonkurrenzexperimenten im Labor darüber bringen, wie Ressourcenbegrenzung und die Interaktion von Arten antarktische Mikroalgengesellschaften beeinflusst. Diese Laborexperimente werden helfen, zu einem besseren Verständnis von physiologischen Prozessen in einzelnen antarktischen Mikroalgen zu gelangen, um wiederum deren Ökologie besser verstehen zu können. Auch Experimente mit natürlichen Mikroalgengesellschaften im Feld sind geplant, um deren Sensitivität auf den Klimawandel zu testen. Diese Feldexperimente werden helfen, den Effekt des Klimawandels auf der Ebene des Ökosystems zu verstehen, da die komplexen Interaktionen von unterschiedlichen Mikroalgenarten näher untersucht werden können. Die im Projekt gewonnenen Daten sollen in ein Zell- und Ökosystemmodell eingespeist werden, um bessere Vorhersagen treffen zu können, wie das antarktische Ökosystem auf den anthropogenen Klimawandel reagieren wird.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 100, 04.04.2013
Universität Bremen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2013