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SCHUTZ/116: Papua-Neuguinea - Mangroven gegen Küstenerosion (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Mai 2012

Papua-Neuguinea: Mangroven gegen Küstenerosion

von Catherine Wilson

Mangroven schützen vor Küstenerosion - Bild: © Mama Graun Conservation Trust Fund/IPS

Mangroven schützen vor Küstenerosion
Bild: © Mama Graun Conservation Trust Fund/IPS

Lae, Papua-Neuguinea, 24. Mai (IPS) - Papua-Neuguinea bekommt den Klimawandel besonders bedrohlich zu spüren. So wird der Meeresspiegel im Umfeld des armen südwestpazifischen Inselstaates Schätzungen zufolge um jährlich sieben Millimeter steigen. Der globale Durchschnittswert liegt hingegen bei 2,8 bis 3,6 Millimeter.

Pläne zur Milderung der Folgen des Klimawandels auf lokaler und nationaler Ebene greifen vor allem auf die bereits von Ureinwohnern angepflanzten Mangroven zurück, um die Zerstörung von Land und Siedlungen durch die vorrückenden Fluten und die Bodenerosion einzudämmen.

Während die Erderwärmung Eis und Gletscher zum Schmelzen bringt, werden die kleinen Inselstaaten als erste von der Expansion der Weltmeere in Mitleidenschaft gezogen. Das 'Pacific Climate Change Science Programme' sieht voraus, dass bei einem hohen Anstieg der Klimagas-Emissionen der Meeresspiegel nahe Papua-Neuguinea bis 2030 um vier bis 15 Zentimeter steigen könnte.


Zahl der Überschwemmungsopfer könnte sich verachtfachen

Die Regierung sieht in der Überflutung der Küstengebiete und im verstärkten Auftreten von Malaria-Infektionen die schlimmsten Folgen des Klimawandels. In den vergangenen 15 Jahren waren jährlich rund 8.000 Einwohner des Landes von Überschwemmungen betroffen. In den kommenden 18 Jahren könnten es 65.000 Menschen werden.

Experten gehen davon aus, dass die durch die Überflutungen verursachten Schäden von derzeit 20 Millionen US-Dollar jährlich bis 2030 auf 90 Millionen bis 100 Millionen Dollar steigen könnten. Die Verluste ließen sich allerdings um 65 bis 85 Prozent reduzieren, würden einige Maßnahmen ergriffen.

Die Notwendigkeit, sich an den Klimawandel anzupassen, ist für Menschen, die seit Generationen in Küstengebieten leben, nichts Ungewöhnliches. In den Provinzen Milne Bay und Oro an der Ostküste wissen Angehörige der Ethnien Maisin, Are, Doga und Dima um die Bedeutung von Mangroven für den Erhalt der Küstenökosysteme.

Die mit Wasser vollgesogenen Stämme und Wurzeln der Mangroven wachsen in tropischen Regionen in Gezeitenzonen entlang der Flüsse sowie zwischen dem Festland und den Ozeanen. Die Bäume verhindern den Verlust von Sedimenten und schützen die Küsten somit vor der Erosion.

Nach Angaben der Umweltvereinigung 'Mama Graun' wachsen in Papua-Neuguinea 30 von 42 Mangrovenarten auf einem etwa 160 Kilometer langen Streifen längs der Küstenlinie der Collingwood-Bucht. Die tropischen Bäume sind ein wesentlicher Bestandteil des nachhaltigen Lebens in den Dörfern. Mangroven liefern Baumaterial, Feuerholz und Heilpflanzen. In den Mangrovensümpfen sind Fische, Austern und Krabben heimisch.

Doch die einzigartigen Ökosysteme schwinden. Weltweit sind die Mangrovenwälder in den vergangenen 50 Jahren um etwa die Hälfte geschrumpft. Wissenschaftler haben bereits darauf hingewiesen, dass durch diese Entwicklung zehn Prozent der Emissionen entstehen, die auf das Verschwinden von Wäldern zurückzuführen sind.

Mama Graun berät die Menschen vor Ort, wie sie den Klimawandel abmildern können. "In der Collingwood-Bucht gab es flache Gebiete, in denen die Anwohner Gärten angelegt hatten. Ein großer Teil wurde bereits weggespült", erklärt die Leiterin der Organisation, Jane Mogina. Sie erinnert an die verheerenden Folgen von Hurrikan 'Guba'. Der Zyklon von 2007 habe das Ökosystem geschwächt. Jede neue Flut werde weitere Teile des angegriffenen Gebietes vernichten.

In dem im Süden der Bucht gelegenen Dorf Bogaboga, wo etwa 500 Menschen leben, hat ein heftiger werdender Wellengang gemeinsam mit den Auswirkungen einer Dürre 1997 die Küsten erodiert, Süßwasserquellen mit Salzwasser versetzt und Getreidefelder zerstört.


Malaria und Durchfall im Anmarsch

Die Menschen sind nun von Nahrungsmittelmangel bedroht und zudem in wachsender Gefahr, sich mit Malaria und Durchfallerregern zu infizieren. In der nördlichen Collingwood-Bucht pflanzen die etwa 780 Einwohner des Dorfes Uiaku verschiedene Getreidesorten an. Zunehmende Überschwemmungen im Inland und an den Küsten haben dort jedoch die Infrastruktur und Anbauflächen geschädigt. Die Dorfbewohner denken inzwischen darüber nach, sich aus den Küstenregionen zurückzuziehen.

2009 begann Mama Graun nach Gesprächen mit den Anwohnern damit, eine Klimaschutzinitiative zu planen, die die Bedeutung der Mangroven in den Vordergrund stellt. Die Bäume seien vor allen in den Gebieten wichtig, in denen insbesondere nach Katastrophen nicht viel Hilfe von der Regierung ankomme, sagte Mogina. Andere Pläne sehen den Bau von Dämmen, Drainagekanälen und Häusern auf höheren Fundamenten sowie die Abdichtung von Gebäuden mit Sand und Kokosnussschalen vor.

"Mangroven anzupflanzen hält zwar nicht den Anstieg des Meeresspiegels auf", meinte Mogina. "Die Erosion kann dadurch aber gestoppt werden. Dörfer, die Mangroven als Barriere nutzen, sind weniger stark durch Stürme und Zyklone betroffen."

Im vergangenen Jahr begann Mama Graun mit der Wiederaufforstung und Sanierung der Mangrovenwälder entlang eines 47 Kilometer langen Küstenstreifens in der Collingwood-Bucht. Diese erste Projektphase soll sich über fünf Jahre erstrecken. Insgesamt soll ein 206 Kilometer langer Küstenstreifen mit 28 Dörfern aufgeforstet werden. Mama Graun ist zudem an einer Initiative beteiligt, die landesweit zwei Millionen Mangroven anpflanzt. (Ende/IPS/ck/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2012