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ANBAU/152: Clearfield-Produktionsystem im Raps - Pflanzenbauberater äußern sich kritisch (aid)


aid-Newsletter Nr. 36 vom 5. September 2012

Clearfield-Produktionsystem im Raps

Pflanzenbauberater äußern sich kritisch



(aid) - Eine sorgsame Unkrautbekämpfung ist im Rapsanbau sehr wichtig. Vor allem schwer zu bekämpfende, dem Raps verwandte Unkräuter wie Hirtentäschelkraut, Raukearten oder Hederich stellen die Landwirte dabei häufig vor Probleme. Eine Herbizidresistenztechnologie mit dem Namen "Clearfield®-Produktionsystem" soll deutschen Landwirten ab der kommenden Anbausaison die Unkrautbekämpfung im Raps erleichtern. Pflanzenbauberater äußern sich jedoch kritisch.

Die Idee hinter Clearfield® ist recht einfach: Ein hochwirksames Herbizid wird auf einem Acker ausgebracht, auf dem zuvor eine Sorte ausgesät wurde, die gegen dieses Herbizid resistent ist. Diese kulturverträgliche Herbizidresistenztechnologie wird weltweit bereits seit 1995 bei verschiedenen Ackerbaukulturen wie Soja, Sonnenblumen, Weizen oder Reis eingesetzt. Die Herbizidresistenz ist der jeweiligen Kulturpflanzensorte dabei durch traditionelle Züchtungsmethoden eingekreuzt worden, das heißt ohne Verwendung von Gentechnik.

Durch die Zulassung des Herbizids "Clearfield®-Vantiga®" seit April 2012 Jahres, kann das Clearfield®-Produktionssystem in Europa nun erstmalig auch im Winterraps eingeführt werden. Das neu zugelassene Herbizid enthält den Wirkstoff Imazamox, der sehr wirksam gegen schwer bekämpfbare Unkräuter im Rapsanbau ist. Da das Herbizid alle Kreuzblütler, damit also auch herkömmlichen Raps, abtötet, kann es nur in Kombination mit einer Clearfield®(CL)-Rapssorte verwendet werden, die gegen dieses Herbizid resistent ist. In England sind seit 2011 erste CL-Sorten zugelassen, die über die EU-Sortenliste auch in Deutschland vertriebsfähig sind.

Die Pflanzenschutzdienste zahlreicher Bundesländer sehen die Einführung des Clearfield®-Raps in Deutschland jedoch kritisch. Nach Meinung der Pflanzenschutzexperten stehen den Vorteilen auch zahlreiche bedeutsame Nachteile gegenüber. So verfügen die derzeit zugelassenen CL Sorten noch nicht über das Ertragspotenzial der aktuell empfohlenen Raps-Hybriden, was eine Anbauentscheidung von vorneherein fraglich erscheinen lässt. Als besonders kritisch aber seien die haftungsrechtlichen Probleme zu sehen, die entstehen können, wenn es beim überbetrieblichen Einsatz von Mähdreschern oder durch Transportverluste von Anhängern zu einer unerwünschten Verbreitung der CL-Rapssorten in der Nachbarschaft kommt. Auch eine Auskreuzung von Sorten in der Nähe benachbarter Flächen zu konventionellem Raps sei nicht auszuschließen.

Bislang gibt es zu diesem Problem noch keine rechtlichen Regelungen wie etwa für den Anbau von gentechnisch-veränderten Pflanzen. Zudem können sich Probleme durch Resistenzentwicklungen und Nachteile bei der Bekämpfung von Ausfallraps in der Folgefrucht ergeben. Um interessierte Landwirte bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen, haben die Pflanzenschutzdienste eine Broschüre herausgegeben, die die Pflanzenschutzdienste auf ihren Internetseiten zur Verfügung stellen.

Jörg Planer, www.aid.de

Weitere Informationen:
Die Broschüre "Clearfield-Raps" kann heruntergeladen werden z.B. unter:
http://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/pflanzenschutz/ackerbau/raps/clearfield- raps.htm
www.lwk- niedersachsen.de/index.cfm/portal/pflanze/nav/187/article/19052.html
http://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de/informations-und- warndienste/ackerbau/informationen-fuer-die-saison/winterraps- 2012/herbst/clearfield-system-im-raps/

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Quelle:
aid-Newsletter 36/12 vom 5.9.2012
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
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Tel. 0228 8499-0
E-Mail: aid@aid.de
Internet: www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2012