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BIENEN/226: Bienengestützte Landwirtschaft - Bienen können mehr als Honig machen (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 421 - Mai 2018
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Bienengestützte Landwirtschaft
Bienen können mehr als Honig machen

von Claudia Schievelbein


Die Bienen seien systemrelevant, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) in ihrer Antrittsrede im Bundestag. Es geht um ihre Leistungen im Sinne eines ökologischen Gleichgewichtes, aber es geht auch um ökonomische Leistungen, die gerade auch die klassischen, von Imkern gehaltenen Honigbienen für die Landwirtschaft erbringen könnten. "Mindestens so spannend wie die Frage, was Landwirte für die Bienen tun können, ist die Frage, was die Biene für sie tut: ein deutlicher Mehrertrag sowie höhere Ertragssicherheit auch bei ungünstiger Witterung - das können Bienen leisten, wenn Landwirte und Imker ihr Wissen zusammenführen und zusammenarbeiten", schreibt Imker Oliver Sorge in seinem Imkereikonzept. Leider sei es noch oft schwierig, so Sorges Erfahrung, Bauern und Bäuerinnen zu finden, die sich auf so eine Kooperation einließen, die aus seiner Sicht eine Entlohnung der Bestäubungsleistung für den Imker beinhalten müsste. Wohl unterschätzten viele Bauern und Bäuerinnen den möglichen Mehrertrag der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen (z. B. Fruchtgemüse).

Der beispielhafte Anruf bei einem Biobauern lehrte ihn, dass der Bestäubung noch immer nicht ausreichend Beachtung geschenkt wird. Auf die Frage am Telefon, wie die Erfahrung mit dem Anbau von Buchweizen war, bekam Sorge die Antwort, dass die Ernte eher schlecht ausgefallen sei und man wohl keinen Buchweizen mehr anbauen werde. Auf Sorges Nachfrage, ob denn Bienen zur Blütezeit vor Ort gewesen wären, kam die Antwort, dass die Imker, die angefragt waren, kurzfristig abgesprungen seien. Eine Bestäubungsprämie war nicht vereinbart gewesen. Ein Imker, der es gewohnt ist, Honig zu ernten, wählt die beste Tracht (Honigquelle) aus. Durch eine Bestäubungsprämie ginge er die Verbindlichkeit eher ein. Buchweizenhonig ist sehr speziell im Geschmack, manch ein Imker nimmt in der gleichen Zeit lieber den Lindenhonig mit. Für Bienen ist Buchweizen allerdings eine sehr attraktive Nahrungsquelle, die einer Fremdbestäubung bedarf. Aus solchen Zusammenhängen heraus möchte Imker Sorge einen kooperativen Imkereihof aufbauen, der zeigt wie eine Zusammenarbeit realisiert werden kann. Fruchtfolgen, von denen Bauern und Imker profitieren, können gemeinsam entwickelt werden. Es mache Sinn, so Sorge, Bestäubung nicht zu "importieren", sondern regionale Kooperationen bewusst aufzubauen. Insektenblütige Kulturen auf Äckern sind oft Sonderkulturen, die vorwiegend im Biobereich angebaut und wieder verstärkt nachgefragt werden. Sie brauchen besondere Behandlung und sollten gleich mit Bienen gedacht und dahingehend beraten werden - nicht nur Raps und Buchweizen, sondern auch Lein und Ackerbohnen und nicht zuletzt Sonnenblumen, von denen es früher pollen- und nektarergiebige Sorten gab, die ein Bestäuben erforderten und ermöglichten. Das Verschwinden dieser Sorten ging dem Verschwinden von Bestäuberinsekten voraus. Sie müssen wieder aufs Feld, für die Vielfalt!

Mehr Infos zum Konzept: kulturimkerei@posteo.de

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 421 - Mai 2018, S. 24
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft -
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2018

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