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ERNÄHRUNG/088: Der ökologische Fußabdruck von Rindfleisch (Böll Thema)


Böll THEMA - Ausgabe 2/2010
Das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung
Landwirtschaft und Klimawandel

Der ökologische Fussabdruck von Rindfleisch

Von Ute Straub


Weltweit liegt der durchschnittliche Pro-Kopf-Fleischkonsum pro Jahr bei 41 Kilogramm. In den USA wird über 120 kg konsumiert, in Bangladesh und Burundi unter 4 kg. Jeder Deutsche verspeist durchschnittlich 60 kg Fleisch im Jahr, 38 kg vom Schwein, 8,6 kg vom Rind.

2009 wurden weltweit knapp 60 Mio. t Rindfleisch produziert. Mit 12,2 Mio. t sind die USA größter Produzent, gefolgt vom größten Exporteur Brasilien (9,3 Mio. t) und der EU (8,2 Mio. t). Gleichzeitig importiert die EU Fleisch vor allem aus Neuseeland, Argentinien und Brasilien.

In Deutschland werden von der landwirtschaftlich genutzten Fläche fast 40 Prozent (6,6 Mio. ha) für Rinderhaltung (inkl. Anbau von Futtermitteln) in Anspruch genommen. Ein Großteil der Futtermittel wird importiert, ca. 32 Prozent aus Brasilien.

Viehhaltung ist laut USEPA für knapp 32 Prozent des Treibhausgasausstoßes der Landwirtschaft verantwortlich. Das von Rindern ausgestoßene Methan ist dabei rund 25-mal so klimaschädigend wie Kohlenstoffdioxid. Nicht zu vergessen ist auch das 300-mal so schädliche Lachgas, dass durch Überdüngung u. a. auch beim Futtermittelanbau freigesetzt wird. Wie viel CO2-Äquivalente für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch berechnet werden, kann je nach Haltungsform und ob das Tier gleichzeitig der Milchproduktion dient, variieren.

1. Stallhaltung Deutschland

In der Regel dauert es 3 Jahre, bis ein deutsches Rind aus Stallhaltung schlachtreif ist und etwa 200 kg Fleisch liefert. In diesem Zeitraum hat jedes Tier fast 1300 kg Getreide und 7200 kg Raufutter wie Heu oder Silage gefressen. Hinzu kommen etwa 24 m3 Trinkwasser und weitere 7 m3 Wasser unter anderem für die Reinigung der Ställe. In jedem Kilo Rindfleisch stecken also 6,5 kg Getreide, 36 kg Raufutter und 155 l Wasser plus der 15 300 l Wasser, die bereits für die Produktion der Futtermengen benötigt wurden.

2. Weidehaltung Argentinien

In Argentinien werden Rinder in der Regel auf Weideland gehalten. Lediglich in den letzten 2 bis 3 Lebensmonaten werden sie teilweise im Stall mit Futtermitteln wie Mais oder Soja gemästet. Klimarelevant wird diese flächenintensive Haltungsmethode, wenn (Savannen) Wälder für zusätzliches Weideland abgeholzt werden.

3. Futtermittelproduktion

Der Anbau von Futtermitteln wie Soja spielt eine bedeutende Rolle bei der Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes. Da mit dem Anbau von Soja höhere Gewinne erzielt werden können als mit Weideland, werden Rinderzüchter von ihren Flächen vertrieben. Diese brandroden daraufhin unberührte Regenwaldgebiete und wandeln sie in Weideland um, welches wiederum nach einiger Zeit von Soja-Farmern übernommen wird. Jährlich werden dadurch 1,4 Mio. ha des Amazonasgebietes für Weideflächen zerstört. Der Anbau von Futtermitteln in Deutschland wird besonders klimarelevant, wenn dafür Moorflächen in Ackerboden umgewandelt werden.

4. Verpackung

Wenn Rindfleisch nicht nur in Folie verpackt wird, sondern in Polistyrolschalen, wie man sie im Einzelhandel oft in Kühlregalen findet, erhöhen sich die energetischen Verpackungsaufwendungen um mehr als das 6-Fache.

5. Transport

Rindfleisch aus Argentinien muss rund 12 000 km in einem Kühlschiff zurücklegen, bevor es in deutschen Supermärkten landet. Dennoch spielen Transport und Kühlaufwendungen in der Ökobilanz des Rindfleischs im Vergleich zu den hohen Aufwendungen für die Aufzucht der Tiere und deren Methanausstoß nur eine untergeordnete Rolle.

Die CO2-Bilanz

Um 1 Kilo frisches Rindfleisch zu erzeugen, werden laut Berechnung des Öko-Instituts 13 300 g CO2 freigesetzt. Nicht in Rechnung gestellt ist hierbei die Abholzung der Wälder für die Produktion von Soja.

Quellen: FAO 2009; WWF 2009; Foodwatch 2008; IFEU 2009; Öko-Institut 2007


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Quelle:
Böll THEMA - Ausgabe 2/2010, Seite 24-25
Das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2010