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GEFAHR/043: Glyphosat - Eine Zeitbombe (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 349 - November 2011
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Glyphosat: Eine Zeitbombe

Don Huber berichtet über Wirkungen von Glyphosat


Glyphosat: Einfach in der Anwendung, für den Menschen ungiftig, mit geringer Toxizität für alle Nichtzielorganismen. So verspricht es die Werbung. Durch Gentechnik herbizidresistent gemachte Pflanzen verhalfen Glyphosat zu einem ungeahnten Boom. Aber auch bei der Direktsaat ist es angenehm, wenn Unkraut und auflaufendes Getreide abgestorben sind. Nach Angaben der Seite Biosicherheit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) kommt Glyphosat auf einem Drittel der Ackerflächen Deutschlands zum Einsatz.

Schon seit Jahren jedoch häufen sich die kritischen Stimmen, die behaupten, dass das Wundermittel auch negative Eigenschaften hat. Derzeit reist der amerikanische Professor für Pflanzenphysiologie Don Huber auf Einladung der Zivilcourage Vogelsberg durch Österreich und Deutschland. und berichtet von seinen Forschungsergebnissen. Seine Botschaft ist eindeutig: "Wir haben in den USA eine große Zahl an Problemen in der produzierenden Landwirtschaft, die sich anscheinend verstärken und manchmal direkt mit gentechnisch veränderten Pflanzen (GMO) zusammenhängen und/oder den Produkten, auf die sie resistent gemacht wurden - vor allem in Bezug auf Glyphosat", schrieb er in einem Brief an den EU-Kommissionspräsidenten Manuel Barroso. In seinen Vorträgen berichtet er ausführlich von seinen Forschungen zu den Auswirkungen von Glyphosat auf das Pflanzenwachstum.


Unerreichbare Nährstoffe

Jede Pflanze braucht Nährstoffe, die sie über die Wurzel und die Blätter aufnimmt. Nur wenn alle von der Pflanze benötigten Stoffe in ausreichender Menge vorhanden sind, kann die Pflanze optimal wachsen. Don Huber stellt insbesondere die Bedeutung der Mikronährstoffe heraus. Der Einsatz von Glyphosat habe zur Folge, dass viele Mikronährstoffe, vor allem Mangan und Zink, aber auch Calcium, Cobald, Kupfer, Eisen, Kalium, Magnesium und Nickel, im Boden für die Pflanzenwurzeln unerreichbar gebunden würden. Für die Pflanze hat die reduzierte Verfügbarkeit weitreichende Konsequenzen. Don Huber verdeutlicht die Bedeutung der Mikronährstoffe anhand eines Beispiels: Man stelle sich einen Motor vor. Eine perfekt durchdachte, leistungsstarke Maschine. Vollgetankt. Die Mikronährstoffe vergleicht Huber mit dem Zündschlüssel. Wenn er fehlt, hilft die beste Technik nichts, der Motor kann nicht laufen. Die Bindung der Mikronährstoffe an Glyphosat ist aber nicht dessen einzige negative Auswirkung. Daneben berichtet Huber von einer veränderten Krankheitsanfälligkeit der Pflanzen. Er zeigt, dass der Pilzbesatz der Wurzeln in Folge von Glyphosat deutlich steigt. Dagegen fällt z.B. die Zahl der Pseudomonaden; ein Bakterienstamm, dem zwar auch pflanzenpathogene Arten angehören, aber vor allem viele, die zum Schutz der Pflanze beitragen, auch die mit Mykorrhizapilzen assoziierte und dadurch das Wachstum der Pflanze fördernde Art Pseudomonas putida.

Weitere Auswirkungen des Zusammenspiels von Glyphosatanwendung, Nährstoffaufnahme und Krankheit sind nach Darstellung von Don Huber das bisher nur in den USA bekannte plötzliche Welken ganzer Bestände z.B. von Sojabohnen. Auch das vermehrte Auftreten von Fusarienbefall der Ähren im Weizen führt Huber auf den Glyphosateinsatz in vorherigen Jahren zurück.


Mundtot machen

Bei seinen Vorträgen präsentiert Prof. Don Huber umfangreiches Material, er gibt die wissenschaftlichen Quellen an, aus denen er zitiert. Er vermittelt keineswegs den Eindruck, nur an einer schnellen Panikmache interessiert zu sein. Gerade dies wird ihm aber von unterschiedlicher Seite unterstellt. Auch das BMBF, mit der gentechnikfreundlichen Ministerin Annette Schavan, versucht auf der Seite www.biosicherheit.de unter der Überschrift: "Gefahr durch Glyphosat? Kampagne gegen Herbizid auf dünnem Eis" die Argumente wegzuwischen, anstatt sich mit den Erkenntnissen des Wissenschaftlers auseinander zu setzen. Der Kommentar eines Lesers hierzu: "... nun gibt es mit Prof. Huber einen Wissenschaftler, der seine Aussagen aus annähernd 150 internationalen Studien gewonnen hat - und dann glaubt man ihm nicht! Recht hat, wer die Macht auf seiner Seite hat. Wirtschaft oder Wissenschaft - wer bestimmt, wo's lang geht?"


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 349 - November 2011, S. 16
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2011