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GENTECHNIK/747: Anbau - Was passiert mit den Organismen im Boden? (highlights/Uni Bremen)


"highlights" - Heft 22 / Mai 2010
Informationsmagazin der Universität Bremen

Anbau von Gen-Nahrung: Was passiert mit den Organismen im Boden?


Alle reden von Gen-Nahrung. Doch was ist mit den Böden, auf denen sie wächst? Den Arbeitsbereich Bodenkunde an der Universität Bremen unter Leitung von Professor Rolf Tippkötter interessiert diese Frage brennend. Deshalb hat der Arbeitsbereich jetzt neue Sicherheitslabore erhalten. In ihnen soll unter anderem untersucht werden, wie sich die Anpflanzung von Genreis auf Böden auswirkt.


Die Investition kommt nicht von ungefähr: Die Universität Bremen richtet mit der molekularen Bodenmikrobiologie eine neue Fachrichtung in einer hochmodernen, fächerübergreifenden Disziplin mit internationalem Ansehen ein. Durch die neue Ausstattung wird die mikrobiologische Umweltforschung an der Universität Bremen deutlich gestärkt. "Das hohe Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Einrichtung der Labore ist eine gute Voraussetzung für die weitere dynamische Entwicklung dieses Gebiets", betont Gerd-Rüdiger Kück, Kanzler der Universität.

Die neuen Sicherheitslabore sind ein Fortschritt für kooperative Arbeiten zwischen der Boden- und der Umweltmikrobiologie der Universität. Dr. Thilo Eickhorst, Projektleiter der gentechnischen Arbeiten, untersucht auf internationaler Ebene vor allem die Auswirkungen der gentechnischen Manipulation von Reis (GM-Reis) auf im Boden lebende Organismen. Aufgrund der schwierigen Ernährungslage und der Drohung von Hungerkatastrophen in Asien hält er Genreis - auf der Basis von natürlichen Genen - für vertretbar, um Schädlinge abzuwehren und damit ausreichend Erntemengen sicher zu stellen. Dennoch muss seiner Meinung nach überprüft werden, ob und in welchem Ausmaß diese Gene über die Reispflanze auf Bodenorganismen übergehen oder etwa in humosen Substanzen oder geeigneten Mineralen im Boden vermehrt werden.

Der Einsatz von entsprechenden Pflanzenzuchtschränken und hochmoderner Laborausstattung ermöglicht in den neu eingerichteten Laboren die Aufzucht von Reis unter simulierten Klimabedingungen. Dadurch werden weite Fahrten in die Reisanbaugebiete nur noch in Ausnahmefällen notwendig. Mit diesen Möglichkeiten vor Ort in Bremen wurden kürzlich auch DNA-Extraktionen (Fingerprint-Analysen) in Reisböden durchgeführt, die vor allem die Bestandsaufnahme von Archaeen zum Ziel hatte. Diese den Bakterien verwandten Mikroorganismen sind häufig für die Produktion von Methan im Boden verantwortlich. Zudem nutzen die Bremer Bodenkundler weiterentwickelte DNA-basierte Verfahren zur Erforschung von Pilzen in Reisböden. Diesen kommt eine entscheidende Aufgabe beim Abbau von Reisstroh zugute, das bisher größtenteils verbrannt wird.

Zur Prüfung der mikrobiologischen Auswirkungen des Anbaus von Genfood ist Professor Tippkötter eine Kooperation mit dem großen chinesischen Reisforschungsinstitut Haide Institute of Tropical Agricultural Resources (HITAR) eingegangen. Das internationale Renommee der Bodenforschung der Universität Bremen belegt auch die Kooperation mit dem Institute of Resources, Ecosystems and Environment der Nanjing Agricultural University. Zusammen werden weitere bodenmikrobiologische Untersuchungen zur Regulierung methanproduzierender Archeen durchgeführt.


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Quelle:
highlights - Informationsmagazin der Universität Bremen
Heft 22 / Mai 2010, Seite 18
Herausgeber: Rektor der Universität Bremen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2010