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GENTECHNIK/824: EU-Staaten stimmen am Dienstag über vier Gensoja-Sorten ab (Testbiotech)


Testbiotech e.V. - München, 16. Januar 2012
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie

Die EU entscheidet über vier Varianten gentechnisch veränderter Soja

Dauerbelastung der Nahrungsmittelkette befürchtet


Brüssel, 16. Januar 2012. Morgen werden die Mitgliedsstaaten in Brüssel über die Zulassung von vier Varianten gentechnisch veränderter Soja für die Verwendung in Futter- und Lebensmitteln abstimmen:

• Roundup-Ready-Soja 40-3-2 von Monsanto mit einer Resistenz gegen das Spitzmittel Glyphosat
• Basta Soybean A5547-127 der Firma Bayer CropScience mit einer Resistenz gegen das Spitzmittel Glufosinat
• Bt-Sojabohne MON87701 von Monsanto, die ein Insektengift produziert
• Optimum-GAT-Sojabohne 356043 von DuPont/Pioneer, die gleich gegen zwei Herbizide, Glyphosat und sogenannte ALS-Inhibitoren, resistent ist.

In einem gemeinsamen Brief fordern Friends of the Earth Europa und Testbiotech die Mitgliedsstaaten auf, diese Anmeldungen zurückzuweisen. Nach Ansicht der Organisationen bringen diese Sojabohnen keinerlei Vorteile für die Verbraucher. Im Gegenteil: Es ist zu erwarten, dass Rückstände aus Spritzmitteln und den Toxinen, die von den Pflanzen produziert werden, in die Nahrungskette gelangen. Zudem würde die EU insbesondere mit der Zulassung der herbizidresistenten Pflanzen eine Landwirtschaft unterstützen, in der herbizidresistente Unkräuter und neue Pflanzenkrankheiten zunehmen und die ein erhebliches Risiko für Landwirte und die biologische Vielfalt darstellt.

Die Risikobewertung durch die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA weist bei den vorliegenden Fällen erhebliche Schwächen auf, signifikante Befunde wurden nicht im Detail untersucht. Die im Vergleich mit Pflanzen aus konventioneller Zucht beobachteten unbeabsichtigten Veränderungen wurden als irrelevant abgetan. Ebenso wurde das von verschiedenen Experten festgestellte Risiko für das Immunsystem im Fall der insektengiftigen Sojabohne MON87701 nicht genauer untersucht.

Die Zulassung der vier Soja-Varianten erfolgt gemäß dem Vertrag von Lissabon erstmals nach einem neuen Verfahren. Es ersetzt die bisherigen Abstimmungen im Ministerrat. Im neuen Berufungsausschuss stimmen Vertreter der Mitgliedsstaaten anstelle der Minister ab. Wenn keine qualifizierte Mehrheit erreicht wird, trifft die EU-Kommission eine Entscheidung. Die Experten der Mitgliedsländer hatten bereits im vergangenen Jahr ein erstes Mal ihr Votum über diese Sojabohnen abgegeben. Dabei wurde keine ausreichende Mehrheit erzielt. Deutschland, Spanien und Großbritannien hatten für die Marktzulassung aller vier Varianten gestimmt, während Länder wie Frankreich, Italien, Polen und Österreich dagegen waren oder sich enthielten.


Mehr Informationen über die Risiken dieser gentechnisch veränderten Soja:
http://www.testbiotech.de/node/601

Information über das bisherige Abstimmungsverhalten der Mitgliedsländer:
http://www.testbiotech.org/efsa/newsletter


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Quelle:
Testbiotech e. V., 16.01.2012
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089/35899276
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2012