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MELDUNG/046: Mit gutem Beispiel voran - Kraftfutterwerk Kehl als Pionier für Gentechnikfreiheit (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 19. November 2011

Mit gutem Beispiel voran - das RKW Kehl als Pionier für Gentechnikfreiheit

Landwirtschaftsminister Bonde besichtigt Kraftfutterwerk Kehl


Im Rahmen einer öffentlichen Besichtigung des Raiffeisen-Kraftfutterwerks Kehl lobte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, das Unternehmen als "Pionier für Gentechnikfreiheit". Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg, das den Besuch initiiert hatte, forderte der Minister klare Regelungen im Bereich der gentechnisch veränderten Organismen (GVO).

Kehl. "Futtermittel sind heute das große Einfallstor für Gentechnik", erklärte Dr. Christian Eichert, Sprecher des Aktionsbündnisses Gentechnikfreie Landwirtschaft, "während kein Landwirt in Baden-Württemberg genveränderte Pflanzen anbaut, sind genveränderte Bestandteile in Futtermitteln weit verbreitet". Umso wichtiger seien Pioniere wie das RKW Kehl, die die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Betriebe, die auf gentechnikfreie Futtermittel Wert legen, diese auch bekommen können.

Bernhard Stoll, Geschäftsführer des RKW, unterstreicht: "Die Nachfrage nach gentechnikfreien Futtermitteln ist steigend, immer mehr Endkunden möchten keine grüne Gentechnik in ihren Lebensmitteln. Wir garantieren unseren Kunden, dass unsere Futtermittel mit Rohstoffen ohne Gentechnik produziert werden."

"Da uns als Land rechtlich in vielen Bereichen die Hände gebunden sind, wenn es um den Anbau oder die Zulassung von Futtermitteln geht, setzen wir zunächst dort an, wo wir etwas erreichen können: Beim bewährten Qualitätszeichen Baden-Württemberg. Künftig ist Bedingung für das Qualitätszeichen, dass keine GVO-haltigen Futtermittel eingesetzt werden.

Damit kommen wir dem Wunsch vieler Verbraucherinnen und Verbraucher in Baden-Württemberg nach", betonte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde. Das Ministerium sei derzeit dabei, die Regelung entsprechend zu ändern.

Für das Aktionsbündnis Gentechnikfreie Landwirtschaft begrüßte Eichert die Initiative des Ministeriums. "Die Landesregierung kann eine stabile Nachfrage nach gentechnikfreien Futtermitteln schaffen, indem sie beim Qualitätszeichen Baden-Württemberg die gentechnikfreie Fütterung vorschreibt", so Eichert.

Die Vertreter des Aktionsbündnisses Gentechnikfreie Landwirtschaft begrüßten die Zielsetzung der Landesregierung, Baden-Württemberg frei von Agrargentechnik zu halten. "Diese Absichtserklärung muss jetzt mit Leben gefüllt werden, und das heißt bei dieser Materie mit Paragraphen", forderte Gottfried May-Stürmer, Sprecher des Aktionsbündnisses, "die Landesregierung hat dabei durchaus Handlungsmöglichkeiten, aber sie muss dicke Bretter bohren."

Als Beispiele nannte das Aktionsbündnis landesweite Anbauverbote für bestimmte GVO-Sorten oder für bestimmte genveränderte Futterbestandteile aufgrund ökologischer oder gesundheitlicher Risiken, Einführung gesetzlicher Mindestabstände zu Bienenständen, einen gesetzlichen Umgebungsschutz für Natura-2000-Gebiete und die Ausgrenzung von genveränderten Organismen aus nationalen Schutzgebietstypen.

Minister Bonde betonte, dass sich Landesregierung und Aktionsbündnis in der Zielrichtung einig seien. Allerdings habe das Land keine Gesetzgebungskompetenz, um landesweite Anbauverbote oder Mindestabstände festzulegen. Bonde forderte daher Bundesregierung und EU auf, den Ländern endlich die notwendigen rechtlichen Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten zu geben, um Baden-Württemberg gentechnikfrei halten zu können.

"In Baden-Württemberg sollen, dürfen und werden keine gentechnisch veränderten Pflanzen angepflanzt werden", bekräftigte Bonde. Nun sei Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner gefordert: Sie müsse sich bei der Europäischen Union und ihren EU-Ministerkollegen dafür stark machen, dass die Mitgliedstaaten das Recht bekommen, den Anbau gentechnisch veränderter Organismen zu untersagen. "Die Bundesministerin hat die volle Unterstützung Baden-Württembergs, wenn sie auf einen entsprechenden EU-Ministerratsbeschluss hinwirkt", so Bonde.

Dr. Christian Eichert unterstrich zum Abschluss der Veranstaltung, dass eine gentechnikfreie Landwirtschaft auf lange Sicht sowohl den Verbrauchern als auch den Produzenten nützt. "Die gentechnikfreie Landwirtschaft sichert die Versorgung der Konsumenten mit gesunden, hochwertigen Lebensmitteln", so Eichert, "für die Produzenten hier vor Ort bedeutet sie wiederum den Erhalt der gewachsenen landwirtschaftlichen Strukturen und eine Verringerung der Abhängigkeit von global agierenden Agro-Großkonzernen. Die Futtermittelindustrie hat hier eine besondere Verantwortung. Das RKW Kehl macht vor, wie es gehen kann."

Weitere Informationen
www.gentechnik-freie-landwirtschaft.de


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Quelle:
Presseinformation, 19.11.2011
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2011