Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LANDWIRTSCHAFT

MELDUNG/048: Wertvolle Biotope - "Streuobstwiesen in Niedersachsen" geht online (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 25. November 2011

Internetseite "Streuobstwiesen in Niedersachsen" geht online

BUND betreibt Online-Plattform, um wertvolle Biotope zu erhalten


Wo kann ich Saft von Streuobst-Bäumen kaufen? Wo findet das nächste Obstblütenfest in meiner Nähe statt? Wächst in Niedersachen noch irgendwo der Altländer Pfannkuchenapfel? Auf Fragen wie diese gibt es künftig Antworten auf einer neuen Internetseite rund um das Thema Streuobst. Ins Leben gerufen hat diese Seite der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. mithilfe des neuen Projekts "Streuobstwiesen-Kataster".

Bislang gibt es in Niedersachsen keine landesweite Informationsquelle oder Karte, die Auskünfte über Streuobstwiesen enthält. Unter www.streuobstwiesen-niedersachsen.de werden von nun an Informationen rund um die wertvollen Biotope gesammelt und veröffentlicht. Zunächst werden die Daten von vier niedersächsischen Modell-Landkreisen vervollständigt: Göttingen, Lüchow-Dannenberg, Stade und Wolfenbüttel.

In der Folge soll die Internetplattform niedersachsenweit Informationen rund um die Streuobstwiesen sammeln und bereitstellen. Der BUND ist dazu auf die Hilfe all derjenigen angewiesen, die sich um Streuobstwiesen kümmern. Sie sollen ihre Informationen auf der Internetseite zur Verfügung stellen und können dadurch selbst profitieren. Mit der Internetplattform will der BUND die Menschen in Niedersachsen über die Bedeutung der Streuobstwiesen informieren. Zudem sollen sie angeregt werden, sich aktiv an deren Pflege zu beteiligen.

Streuobstwiesen zählen zu den wichtigsten und zugleich am stärksten gefährdeten Biotopen in Niedersachsen. 5.000 Tierarten leben direkt oder indirekt von Streuobstwiesen - darunter sind viele vom Aussterben bedrohte Tiere wie Steinkauz, Siebenschläfer oder Großer Abendsegler (Fledermausart). Seit 1950 sind 80 Prozent unserer Streuobstwiesen der Säge zum Opfer gefallen und damit sind auch viele alte, widerstandsfähige Obstsorten verschwunden. Die letzten Streuobstwiesen sind deshalb die letzten Gen-Reservoirs unserer regionalen Obstsorten. Zudem sind sie historische Kulturräume, die seit Jahrhunderten nachhaltig bewirtschaftet werden. Die Informationsplattform ist verbandsübergreifend und wird von gegenseitiger Unterstützung aller Akteure leben. Bereits in der Projektphase wirken viele Institutionen und Menschen mit, die sich um Streuobstwiesen verdient machen.

Das BUND-Projekt wird unterstützt von einem landesweiten Fachbeirat, in dem Vertreter wichtiger Institutionen vertreten sind: Kompetenzzentrum Ökolandbau (KÖN), Landschaftspflegeverband Wendland-Elbetal e.V., Landschaftspflegeverband Landkreis Göttingen e.V., Pomologenverein, NABU und NLWKN. Auch Vertreter der Modell-Landkreise wie BUND-Kreisgruppen sowie verschiedene Initiativen und Interessengruppen sind im Beirat engagiert. Sie alle haben sich bei der Gestaltung und der Funktionalität der Internetseite eingebracht. Finanziell fördert die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung das Projekt.

Das BUND-Projektteam unterstützt zudem vielfältige Aktivitäten in den Modell-Landkreisen wie z.B.:
• Erweiterung der Streuobstwiese an der Grundschule Bockhorster Weg in Stade
• Mitwirkung bei einem Pflanzfest auf einer neuen Streuobstwiese in Ahrenswolde
• Organisationshilfe für Imker-Projekte in den Landkreisen
• Zusammenarbeit mit dem Pomologen und Obstbauern Eckart Brandt zur Schaffung eines Apfel-Sortengartens
• Fachliche Begleitung von Naturschutzverbänden und Heimatvereinen bei der Planung neuer Streuobstwiesen
• Beratung von Kommunen zur Erhaltung und Pflege von Streuobstwiesen, die als Kompensationsmaßnahmen angelegt wurden



HINTERGRUND

Was genau ist eine Streuobstwiese?

Unter dem Oberbegriff "Streuobstwiese" lassen sich alle Bestände starkwüchsiger und großkroniger Obstbäume (überwiegend Hochstämme) zusammenfassen. Hochstamm-Obstbäume zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Krone bei einer Stammhöhe von 1,80 Metern beginnt. Ihr Unterwuchs wird als Mähwiese oder Viehweide genutzt. Obwohl sich der Begriff im engeren Sinne von den "gestreut" auf Wiesen oder Feldern stehenden Bäumen ableiten lässt, sind damit alle Obsthochstamm-Bestände mit Grünland-Unterwuchs gemeint, also auch Block- und Reihenpflanzungen oder kleinere Obsthöfe und ausdrücklich auch Obstweiden. Eine Streuobstwiese ist ein "Kulturbiotop", also ein Lebensraum, der auf Betreuung und Pflege durch den Menschen angewiesen ist.

Das Streuobst-Projekt des BUND

Das Projekt ist im November 2010 gestartet. Projektziel ist der Aufbau der Internetseite www.streuobstwiesen-niedersachsen.de. Bis Mai 2012 werden die Datenbank und das Internetportal vom BUND aufgebaut und möglichst viele Informationen aus den vier Modell-Landkreisen eingestellt. Schon in der Projektlaufzeit können Informationen von allen Internetnutzern, die sich in Niedersachsen mit Streuobstwiesen beschäftigen, dort gemeldet werden. Das Projekt wird unterstützt von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung.


Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist bundesweit mit mehr als 460.000 Mitgliedern, Spendern und Förderern der größte Umweltverband Deutschlands. In Niedersachsen zählt der Verein rund 33.000 Mitglieder und Förderer. Der Verein ist vom Staat als Umwelt-/Naturschutzverband anerkannt. Der BUND versteht sich als die treibende gesellschaftliche Kraft für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Die Vision: ein zukunftsfähiges Land in einer zukunftsfähigen und friedfertigen Welt.