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MELDUNG/124: Überfällige Novellierung der Düngeverordnung (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 19. Dezember 2013

Überfällige Novellierung der Düngeverordnung führt 2014 zu mehr Mineraldüngereinsatz auf Grünland - Landwirte wissen nicht wohin mit der bisher aufgebrachten Gülle



(Geldern, 19. Dezember 2013) Der VSR-Gewässerschutz fordert vom neuen Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich, dass er Rahmenbedingungen schafft, damit die Landwirte Mineraldünger durch Gülle ersetzen können. Auf diese Weise verringert sich dann die Nitratauswaschung, da die Gesamtmenge des aufgebrachten Stickstoffs aus Gülle, Gärresten und Mineraldünger verringert wird - Gülle und Gärreste werden dann nicht zusätzlich, sondern statt des Mineraldüngers eingesetzt.

Mineraldünger durch Gülle zu ersetzen war für Rinderhaltungsbetriebe bisher nach einer Ausnahmeregelung möglich, wenn sie nachweisen konnten, dass auf den Wiesen aufgrund des vermehrten Grasschnitts mehr Dünger benötigt wird. In diesem Fall kam eine von der EU-Kommission bewilligte Ausnahmeregelung der Nitratrichtlinie zum Zuge. Statt die Obergrenze von 170 kg/ha Stickstoff bei Gülle einhalten zu müssen, durfte der Landwirt auf seinen Grünlandflächen bis zu 230 kg/ha mit Gülle düngen. "Auf diese Weise konnte der ansonsten aufgewendete Mineraldünger eingespart werden. Während bei Ackerflächen diese erhöhte Güllegabe zu einer stärkeren Nitratauswaschung führen würde, kommt es auf intensiv genutztem Grünland zu keiner Erhöhung der Grundwasserbelastung.", so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Umso kritischer ist es, dass aufgrund bisheriger politischer Entscheidungen sich nun ab 2014 auf den Wiesen die Mineraldüngermenge erhöht. Die Gülle ist übrig und muss über weite Entfernungen transportiert werden. Die Gefahr, dass einzelne Landwirte bereit sind diese in viel zu großer Menge auf den Maisfeldern zu entsorgen steigt. Es kommt durch die fehlende Ausnahmeregelung zu einer stärkeren Nitratauswaschung.

Die Weiterführung der Ausnahmeregelung hat die EU-Kommission jedoch an die Bedingung geknüpft, dass noch im Kalenderjahr 2013 die deutsche Düngeverordnung novelliert wird. Dies ist aber bis heute nicht geschehen. Die laschen Vorschläge der deutschen Politiker für die Überarbeitung der Düngerverordnung überzeugte die EU-Kommission nicht. Die vorgeschlagenen Änderungen waren unzureichend, um die Nitratbelastungen im Grundwasser nachhaltig zu verringern. Ein Streitpunkt ist vor allem die von der EU geforderten Begrenzung des Stickstoffs aus allen Düngern, einschließlich der Mineraldünger für die jeweilige Kulturen. Diese Stickstoffbegrenzung wird in den Niederlanden, in Dänemark und in Flandern bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert.

In Deutschland werden die Landwirte bei der Verringerung der Nitratauswaschung von ihren Feldern immer noch nicht ausreichend unterstützt. Maßnahmen um die Stickstoffverluste vom Feld zu reduzieren werden zu wenig gesetzlich geregelt und somit fehlen auch die finanziellen Unterstützungen. "Nicht nur die eingesetzte Stickstoffmenge entscheidet über den Ertrag, sondern auch Maßnahmen, um die Verluste niedrig zu halten. Bei der Einführung einer Stickstoffobergrenze einschließlich des Mineraldüngers müssen zwangsläufig auch Investitionen bei der Landtechnik stärker subventioniert werden. Auch die Beratung wie die Stickstoffverluste in die Luft und ins Grundwasser verringert werden können muss intensiviert werden." so Susanne Bareiß-Gülzow.

Aus Gründen des Grundwasserschutzes ist es sehr wichtig, dass auch im Maisanbau die gesamte Menge an aufgebrachter Gülle und Gärreste effizient für das Pflanzenwachstum verwendet wird. Problematisch bei der zurzeit gängigen Düngerpraxis ist die Ausbringung großer Güllegaben vor der Saat. Aufgrund seines Wachstumverlaufs ist der Mais erst ab Mitte Juni in der Lage größere Mengen an Nährstoffen aufzunehmen. Bis dahin ist dann aber insbesondere in Jahren mit viel Regenfällen das Nitrat bereits in tiefere Bodenschichten unerreichbar für die Maispflanze verlagert und wird ins Grundwasser ausgewaschen. Aus diesem Grund muss der Mais noch mit größeren Mengen an Mineraldünger gedüngt werden. So ist der VSR-Gewässerschutz bei seinen Recherchen darauf gestoßen, dass in Bundesländern in denen schon pro Hektar sehr große Mengen Gülle und Gärreste ausgebracht werden, auch noch übermäßig viel Mineraldünger gekauft wird. Maisfelder schlucken nicht nur viel Gülle und Gärreste, sondern auch noch große Mengen Mineraldünger. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, den viele Landwirte und Lohnunternehmer auch schon erkannt haben. Eine möglichst bedarfsorientierte Düngung in Form von Teilgaben mit Gülle und Gärresten während der Wachstumsphase kann die Stickstoffverluste verringern. Dann steht den Pflanzen immer nur so viel Dünger zur Verfügung, wie sie aktuell benötigen. Es wird gleichzeitig die zusätzlich eingesetzte Mineraldüngermenge stark reduziert. Beides zusammen führt zu einer enormen Reduzierung der Nitratauswaschung ins Grundwasser. Landwirte können diese Maßnahme aber nicht mit der veralteten Landtechnik realisieren. Die Politik ist gefordert hier zu unterstützen und nicht wie bei den Rinderhaltungsbetrieben die effiziente Düngung mit Gülle durch Untätigkeit zu verhindern.

Weitere Informationen über unsere Arbeit finden Sie unter
www.VSR-Gewaesserschutz.de

VSR-Jahresbericht finden Sie unter
http://www.vsr-gewaesserschutz.de/resources/Jahresbericht+2011+2012.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 19.12.2013
VSR-Gewässerschutz e. V.
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewässerschutz.de
Internet: www.VSR-Gewässerschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Dezember 2013