Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LANDWIRTSCHAFT


MELDUNG/248: Schäden der Stickstoff-Düngung sind wohl größer als der Nutzen (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1085 vom 18. Juli 2016, 36. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Schäden der Stickstoff-Düngung sind wohl größer als der Nutzen


Mit dem Einsatz von mineralischen Düngern können die Landwirte in der EU zusätzliche Ernteerträge im Wert von schätzungsweise zwischen 20 und 80 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaften. Diesem Nutzen würden aber Schäden in Form gesellschaftlicher Kosten gegenüber stehen, "die schätzungsweise zwischen 70 und 320 Milliarden Euro liegen", schreibt das Bundesumweltministerium (BMUB) zum Start seiner vorgesehenen nationalen Stickstoffminderungsstrategie. Die aus der Düngung resultierenden Schäden werden in der Medienmitt. des BMUB am 24.06.16 wie folgt aufgeschlüsselt: "60 Prozent davon beziehen sich auf gesundheitliche Schäden, 35 Prozent auf Schäden an Ökosystemen und 5 Prozent auf Auswirkungen auf das Klima."

Für die Bundesumweltministerin, Barbara Hendriks (SPD), ist klar, dass eine Stickstoffminderungsstrategie nicht nur wegen der Stickstoff-Düngung erforderlich ist. Auch aus dem Verkehrs- und Energiesektor gelangen gewaltige Mengen von Stickstoffoxiden in die Atmosphäre. Dazu kommt Ammoniak, der ebenfalls in enormen Mengen aus der Gülle ausgast. Bei Nitrat, Stickoxiden und Ammoniak handelt es sich um sogenannten "reaktiven Stickstoff" - also um Stickstoffverbindungen, die in Gewässern und in der Atmosphäre chemisch und biologisch reagieren und damit u.a. zu einer großflächigen Eutrophierung (Überdüngung) führen. Die erhöhten Emissionen reaktiver Stickstoffverbindungen gehören für das BMUB "zu einem der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit". Die Bundesumweltministerin bedauert, dass gleichwohl die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Nitratbelastung von Grund- und Oberflächengewässern sowie der Stickoxid-Emissionen aus dem Verkehrs- und Energiesektor "in der Summe (...) bisher (...) nicht zu der notwendigen Trendwende" geführt hätten - und weiter:

"Die Reichweite, Umsetzung und Verbindung der Instrumente untereinander erscheint nicht ausreichend. Auch deshalb ist Deutschland mit Vertragsverletzungs- bzw. Pilotverfahren der EU wegen zu hoher Nitratbelastungen der Gewässer bzw. zu hohen Stickstoffoxid- und Ammoniakemissionen in die Luft konfrontiert."

Weil reaktiver Stickstoff aus den unterschiedlichsten Quellen und Sektoren in die Umwelt gelangt, will das BMUB für seine nationale Stickstoffminderungsstrategie einen "sektorübergreifenden Politikansatz" wählen.


Mehr Infos gibt es unter [1]
http://www.bmub.bund.de/themen/strategien-bilanzen-gesetze/nachhaltige-entwicklung/stickstoffstrategie/#


Mehr Problembewusstsein für die Stickstoff-Schäden schaffen

Vorrangiges Ziel des Bundesumweltministeriums ist es, zunächst ein Problembewusstsein zu schaffen. Denn die Belastungen durch Stickstoff würden sich den Bürgerinnen und Bürgern "wegen der oft komplexen und schleichenden Wirkungen nur eingeschränkt, indirekt und sehr langsam" vermitteln.

"Die Stickstoffproblematik erfährt - so drängend und umfassend sie ist - deshalb bislang nur eine geringe gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Ziel ist deshalb zunächst, die Öffentlichkeit über die Folgen erhöhter Stickstoffemissionen aufzuklären, zu einem Handeln in Richtung der Minderung von Stickstoffbelastungen zu motivieren und Unterstützung für laufende und weitere politische Maßnahmen zu fördern",
heißt es dazu auf der BMUB-Homepage. Es müsse also darum gehen, dem Stickstoff-Problem "mehr Gewicht in der umweltpolitischen Debatte zu geben". Dazu sollen im Dialog mit Experten, den verschiedenen staatlichen Ebenen, Wirtschaftsvertretern und gesellschaftlichen Gruppen die Möglichkeiten der Stickstoffminderung ausgelotet werden, Handlungsoptionen erarbeitet und Eckpunkte einer handlungsorientierten Strategie erarbeitet werden (siehe Kasten).

Mit weniger Stickstoff besser leben!

Um eine breite Diskussion über das Thema Stickstoffminderung anzustoßen, hatte das Bundesumweltministerium im Juni 2016 zu zwei Dialogforen eingeladen, auf denen verschiedene Interessenvertreter Handlungsoptionen, Interessenkonflikte und Synergien diskutierten. Das erste Forum stand unter dem Titel "Stickstoffemissionen deutlich mindern: Wie können wir Mobilität, Energie und Wohnen stickstoffarm gestalten?" Das zweite Dialogforum befasste sich mit dem Thema "Wie können wir uns stickstoffarm ernähren und gesund leben?" An den Foren hatten Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Verkehr, Energiewirtschaft, Gesundheitswesen, Verbraucherschutz sowie von verschiedenen Natur- und Umweltschutzorganisationen teilgenommen. Für Juli und September sind zwei weitere Foren geplant. Die Ergebnisse der Gespräche sollen in die Stickstoffminderungsstrategie einfließen und späterhin im Internet-Auftritt des BMUB veröffentlicht werden.


[1] http://www.bmub.bund.de/themen/strategien-bilanzen-gesetze/nachhaltige-entwicklung/stickstoffstrategie/#

*

Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1085
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
Rennerstr. 10, 79106 Freiburg i. Br.
Tel.: 0761 / 27 56 93, 456 871 53
E-Mail: nik[at]akwasser.de
Internet: www.akwasser.de, www.regioWASSER.de
 
Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF kann abonniert werden durch Voreinzahlung
von 30 Euro für 30 Ausgaben auf das Postbankkonto Arbeitsgruppe
Wasser, Kto-Nr. 41952 757, Postbank Klrh., BLZ 660 100 75.
 
Meinungsbeiträge geben nicht in jedem Fall die Position des BBU wieder!
Die Weiterverwendung der Informationen in diesem RUNDBRIEF ist bei
Quellenangabe (!) erwünscht!
© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang