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MASSNAHMEN/168: NABU Schleswig-Holstein setzt Streuobstwiesenförderung fort (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 18. Oktober 2018

NABU Schleswig-Holstein setzt Streuobstwiesenförderung fort

Förderung der biologischen Vielfalt: Neuanpflanzungen werden unterstützt


Neumünster, 18. Oktober 2018 - Der NABU startet in diesem Herbst die bislang größte Streuobstwiesen-Pflanzaktion in Schleswig-Holstein. Das Projekt "Blühendes Schleswig-Holstein - Neue Streuobstwiesen braucht das Land" wird von der BINGO-Umweltlotterie gefördert. "Schon seit mehreren Jahren bieten wir in Schleswig-Holstein die Förderung der Neuanlage von Streuobstwiesen an - und zwar auch für geeignete Flächen von Privatpersonen", sagt der Projektleiter Streuobst des NABU Schleswig-Holstein, Frank Steiner. Nun wird das Projekt ausgeweitet: Neben bis zu 1.400 Hochstämmen werden Insektenhotels, Saatgut für Wildblumenwiesen und Spezialnisthilfen für charakteristische Vogelarten der Streuobstwiese angeboten.

Auftakt des neuen Projekts bildet eine Pflanzaktion in Nordfriesland von rd. 200 Hochstammobstbäumen verteilt auf sieben geeignete Standorte. "Wir pflanzen ausschließlich alte, regionale und teils vom Aussterben bedrohte Sorten. Um deren Genpool zu bewahren, möchten wir deren Weiterverbreitung auch durch Auftragsveredelungen fördern" erläutert Steiner. Anlass der Pflanzaktion ist u.a. auch eine im letzten Jahr veröffentlichte Studie über den alarmierenden Rückgang der Insekten-Biomasse um 80%. Streuobstwiesen gehören in Europa mit ihrer Arten- und Sortenvielfalt zu den Lebensräumen mit der höchsten biologischen Vielfalt. Dabei sind die Bestände des Lebensraumes Streuobstwiese selbst bedroht und bundesweit seit den 1950er Jahren um bis zu 85% zurückgegangen. Schätzungen des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst gehen von heute bundesweit noch rd. 300.000 ha aus.

Eine Analyse des Streuobstbestandes in einem schleswig-holsteinischen Untersuchungsgebiet durch den NABU hat ergeben, dass 80% der Bestände stark überaltert bzw. abgängig ist und einen ungünstigen Altersmix aufweist. Zu oft werden zudem kleine Buschbäume gepflanzt, statt der ökologisch wertvolleren Hochstämme. Insbesondere der Pflegezustand ist in rd. 90% des untersuchten Bestandes schlecht. "Die Pflege der meist 80 Jahre oder älteren Bestandsbäume schadet diesen meist mehr als dass sie von Nutzen ist. Für den Artenschutz sind die absterbenden Hochstämme ohnehin extrem wertvoll.

Ab den 1950er Jahren bis 1973 wurden sogar staatliche Rodungsprämien für Streuobstwiesen bezahlt. Erst seit etwa Mitte der 1990er Jahren werden verstärkt wieder neue Streuobstwiese angelegt. In der Nationalen Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung von 2007 wie auch in den Naturschutzzielen 2020 wird das priorisierte Ziel formuliert, die Fläche der Streuobstbestände in Deutschland wieder um 10% auszuweiten.

"Unser Ziel ist es, die riesige Pflanzlücke in Schleswig-Holstein nun ein wenig zu schließen", so Steiner. "Den Streuobstwiesenbestand in Schleswig-Holstein können wir nur dadurch schützen und fördern, indem wir neue Streuobstwiesen anlegen und dabei die Fehler der Vergangenheit konsequent vermeiden. Hier setzt unser Projekt an: wir fördern ausschließlich motivierte Streuobstwiesenliebhaber, die bereit sind, in den entscheidenden ersten 10 Jahren für die unerlässlichen Erziehungsschnitte der Bäume Sorge zu tragen. Der NABU Schleswig-Holstein unterstützt die Geförderten hierbei z.B. auch mit Schnittkursen zur fachgerechten Pflege.

Das neue Streuobstwiesenprojekt wird in diesem Herbst in den Regionen Schleswig, Rendsburg, Plön und Segeberg fortgeführt und läuft bis zum Frühjahr 2020. Förderinteressierte können sich an den Projektleiter Streuobst des NABU Schleswig-Holstein wenden.

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Quelle:
Presseinformation, 18.10.2018
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2018

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