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MARKT/047: Palmöl-Lobby bläst zum Angriff auf Umweltschützer (RdR)


Rettet den Regenwald e.V. - Pressemitteilung vom 30. September 2009

Palmöl-Lobby bläst zum Angriff auf Umweltschützer

Vermeintliche Studie entpuppt sich als Propagandapapier der Palmöl-Industrie


Hamburg, 30. September - Die dubiose Organisation "World Growth" greift Umweltschutzorganisationen an, die sich zum Schutz des Regenwaldes engagieren und damit der Palmöl-Industrie ein Dorn im Auge sind. "Die Heilsbotschaft von der Palmöl-Nutzung ist falsch, sie wundert uns aber nicht. Es spricht alles dafür, dass sie aus der Feder der Palmöl-Industrie selbst kommt", sagt Reinhard Behrend von Rettet den Regenwald aus Hamburg.

In einem im Internet verbreiteten [1] und als Studie bezeichneten Papier konstruiert World Growth ein Bild von der Palmöl-Nutzung, das armen Ländern Entwicklung und Wohlstand verspricht. Dass die Palmölindustrie Motor der weltweiten Regenwaldzerstörung ist und Verursacher gravierender Landkonflikte mit der lokalen Bevölkerung, verschweigt das Dokument. Kein Wort auch über die Hungerkatastrophen als Folge der großflächigen Monokulturen von Ölpalmen und Zuckerrohr, die den Anbau der Nahrungsmittel verdrängen. Davon konnten sich die Zuschauer der Tagesthemen am 29. September erneut überzeugen: In Guatemala leiden mehr als 50 000 Familien Hunger. Ursache sei nicht allein die lange Dürreperiode, sondern die Regierung habe Jahrzehnte lang die lokale Landwirtschaft der Urerinwohner vernachlässigt, heißt es in dem Bericht [2]. "Der Staat gibt den Großgrundbesitzern Priorität, die Palmöl und Zuckerrohr für die Biosprit-Produktion massiv anbauen. Die Einwohner kommen zu kurz, denn sie besitzen kein eigenes Land."

Über die Organisation World Growth, die als Adresse ein Postfach in den USA angibt, ist lediglich bekannt, dass sie von Alan Oxley [3] geführt wird. Daten über die Gründung der Organisation, deren Mitglieder, Mitarbeiter und Finanzierung fehlen völlig.

Der ehemalige Diplomat aus Melbourne ist heute für verschiede Industrie-Lobby-Organisationen tätig. Bisher machte er durch Bergbauprojekte in der Mongolei von sich reden sowie durch gewagte Veröffentlichungen zum Klimawandel. Auch agierte Oxley über sein Consultingunternehmen ITS für den berüchtigten malaysischen Holzkonzern Rimbunan Hijau, der in Südostasien ganze Landstriche gerodet hat.

"Die Palmöl-Industrie scheint neuer Kunde von Oxley zu sein", sagt Behrend. Oxleys Papier enthält die bereits bekannten Argumente der Palmöl-Industrie, die für ihren Ausbau auf die Zerstörung des Regenwaldes und auf die Vertreibung der dort lebenden Menschen angewiesen ist.

"Alan Oxley verspricht Wohlstand und Entwicklung. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Enteigneten und Entrechteten in den betroffenen Gebieten", so Behrend weiter. Seine Organisation unterstützt schon seit vielen Jahren lokale Initiativen und Dorfgemeinschaften, die aus ihren Gebieten vertrieben werden sollen. Schon auf den ersten Blick ist für die Fachleute von Rettet den Regenwald offensichtlich, dass das Papier, das die Nachhaltigkeit der Palmöl-Nutzung bestätigen soll, keiner inhaltlichen Prüfung stand hält.

Aus Sicht von Rettet den Regenwald ist verständlich, dass die Industrie nicht gern über die Rodung der Urwälder, Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Umweltverschmutzung und Ausbeutung von Rohstoffen spricht. Zur sachlichen Auseinandersetzung trage ein solches Papier aber nicht bei, so Behrend.

Links [Red.]
[1] http://www.worldgrowth.org/palmoil/?subsec=67
[2] http://www.tagesschau.de/ausland/guatemala104.html
[3] http://www.sourcewatch.org/index.php?title=Alan_Oxley


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Quelle:
Pressemitteilung, 30.09.2009
Herausgeber:
Rettet den Regenwald e.V.
Friedhofsweg 28, 22337 Hamburg
Tel.: 040/410 38 04, Fax: 040/450 01 44
E-Mail: info@regenwald.org
Internet: www.regenwald.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2009