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SCHÄDLING/057: Forscher verbessern ökologische Schädlingsbekämpfung (idw)


Universität Hohenheim - 28.08.2013

Bio-Waffe: Forscher verbessern ökologische Schädlingsbekämpfung

Tierökologen der Universität Hohenheim entwickeln spezielle Zuchtbox für Lagererzwespen. Der Nützling bekämpft den schädlichen Kornkäfer.



Ihre aktivsten Tage verbringt sie bisher noch im Versandpaket: Bis die kaum einen Millimeter große Lagererzwespe als ökologischer Schädlingsbekämpfer vom Fachhändler auf Bauernhöfen ankommt, ist das nützliche Insekt schon so geschwächt, dass es den Kornkäfer und seine gefräßigen Larven nicht mehr mit voller Kraft angreifen kann. Tierökologen der Universität Hohenheim haben deshalb die sogenannte Hohenheimer Zuchtbox entwickelt. Sie soll wertvolle Zeit sparen. Im Getreidelager aufgestellt, wachsen die Wespen in der Zuchtbox heran - und ziehen frisch ins Gefecht.

Es ist nicht genau bekannt welchen Schaden der Kornkäfer Jahr für Jahr in ganz Deutschland anrichtet. "Betroffene Landwirte erleiden schnell einen Totalausfall, wenn sich der Schädling über ihre Getreideernte hermacht", erklärt Prof. Dr. Johannes Steidle, Leiter des Fachgebiets Tierökologie an der Universität Hohenheim.

Ökologisch wirtschaftende Landwirte haben dem Kornkäfer nicht viel entgegenzusetzen. Mit der Chemiekeule dürfen sie nicht gegen ihn vorgehen. Als biologische Wunderwaffe bleibt ihnen die kaum einen Millimeter große Lagererzwespe. Sie durchsticht die Schale eines Weizenkorns mit ihrem Stachel, zapft die Larve des Kornkäfers an, die im Weizenkorn schlummert, und legt ihre Eier auf ihr ab. An den Folgen dieses Angriffs geht der Schädling langsam zugrunde.

Beruhigend für Spaziergänger: "Für Menschen ist die Lagererzwespe nicht gefährlich", versichert Prof. Dr. Steidle. Auch das Ökosystem wird durch den winzigen Nützling nicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Denn: Ohne Beute sterben die Wespen einfach weg.


Bisher: Versand kostet Zeit - Lagererzwespe nur kurz aktiv

"Es gibt Händler, die die Lagererzwespe züchten und an Landwirte verkaufen", sagt Prof. Dr. Steidle. Der Nachteil: Versand und Anlieferung dauern mehrere Tage. "In dieser Zeit altert die Lagererzwespe. Bis sie schließlich im Getreidelager gegen den Kornkäfer vorgehen kann ist sie nicht mehr ganz bei Kräften."

Außerdem reicht eine Lieferung Lagererzwespen nicht aus, um die Kornkäfer im Lager dauerhaft zu beseitigen. Deshalb empfehlen die Händler mehrere Freilassungen im Jahr.


Künftig: Nützling wächst in der Zuchtbox heran und zieht frisch in den Kampf

Diese beiden Nachteile soll die Hohenheimer Zuchtbox künftig ausgleichen. Entwickelt hat sie Steffi Niedermayer, Doktorandin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Steidle. Der Prototyp ist ein durchsichtiges Plastikgefäß, das Schwarzaugenbohnen enthält. "In den Bohnen nistet sich die Larve des Bohnenkäfers ein", erklärt Prof. Dr. Steidle. "Auch auf diesen Larven legt die Lagererzwespe ihre Eier ab und vermehrt sich so in der Zuchtbox."

Die Zuchtbox würde natürlich auch mit den Larven des Kornkäfers funktionieren. Aber: "Viele Landwirte haben ein ungutes Gefühl wenn wir ihnen eine Zuchtbox ins Getreidelager stellen mit genau dem Schädling drin, den sie loshaben wollen", sagt der Experte.

Durch ein Sieb im Deckel verlassen die ausgewachsenen Jungtiere der Lagererzwespe die Zuchtbox und schwärmen ins Getreidelager aus. Über den Geruchssinn spüren sie die Kornkäferlarven auf und befallen sie.

Der Bohnenkäfer hingegen muss weiterhin sein Dasein in der Zuchtbox fristen. Denn die Maschen des Siebs sind nur so groß, dass die Lagererzwespe durchpasst.


Hohenheimer Zuchtbox schützt bis zu sieben Monate lang vor dem Kornkäfer

In Spitzenzeiten gehen über 200 junge Lagererzwespen gleichzeitig gegen den Kornkäfer vor und sorgen dafür, dass er sich nicht weiter im Getreidelager ausbreiten kann. Mit der Hohenheimer Zuchtbox haben Landwirte künftig sechs bis sieben Monate lang ihre Ruhe vor dem Schädling.

Text: Weik / Klebs


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Hohenheim, Florian Klebs, 28.08.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2013