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WALD/192: Industriewälder sind keine Antwort auf den Klimawandel (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 14. März 2014 - Umwelt/Wald

NABU zum Waldzustandsbericht

Miller: Industriewälder sind keine Antwort auf den Klimawandel



Berlin - Angesichts der Veröffentlichung des aktuellen Waldzustandsberichtes und der anschließenden Forderungen der Holzwirtschaftslobby nach mehr Nadelholzwäldern erklärt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Die Aussage von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, dass der Wald heute ein gesundes Ökosystem ist, kann der NABU so nicht stehen lassen, alleine weil die heimischen Wälder auf gut Zweidrittel der Fläche als nicht naturnah einzustufen sind. "

Fast die Hälfte der Wälder bestehen nur aus einer Baumart, nur neun Prozent der Wälder weisen die für ein funktionierendes Ökosystem gemischten Altersstrukturen auf. "Es fehlt vielfach an der natürlichen Zerfalls- und Alterungsphase, die für einen gesunden Wald wichtig ist. Der Holzvorrat in der Altersphase ist im Vergleich zum heutigen Wirtschaftswald doppelt bis dreimal so hoch. In der wichtigen Zerfallsphase, aber auch in der Altersphase, sind enorme Mengen Totholz vorhanden, die einen wichtigen Lebensraum für viele Insekten und Pilze darstellen", so NABU-Waldexperte Stefan Adler. Darüber hinaus könnten naturnahe Wälder durch die Verdunstung enormer Mengen Wasser, die im Holz gebunden sind, extreme Hitzeereignisse besser ausgleichen. So könne der Wald selbst für seine Gesundheit sorgen.

Der NABU kritisiert, dass im aktuellen Waldzustandsbericht, die immer noch viel zu hohen Stickstoffeinträge aus dem Verkehr und der Landwirtschaft nicht erwähnt werden, die dem Wald zu schaffen machen. Der NABU warnte ferner davor, den Waldzustandsbericht dahingehend zu interpretierten, dass ein an die industriellen Bedürfnisse angepasster Wald mit jüngeren Bäumen und einem hohen Nadelholzanteil die Zukunft des Waldes in Deutschland sei. "Junge Nadelwälder haben in Deutschland so gut wie nichts mit einem natürlichen Waldsystem zu tun. Die schon heute prekäre Lage für über 2.000 Pilz- und Käferarten, die auf einen Wald mit großen Mengen an Totholz und natürlichen Strukturen angewiesen sind, würde sich weiter verschärfen", so Adler weiter.

Der NABU apelliert vor diesem Hintergrund an das Bundeslandwirtschaftsministerium, den Waldzustandsbericht qualitativ zu verbessern. Die Erhebung müsse zukünftig mehr auf die Ursachen für Waldschäden eingehen. Darüber hinaus müssen zukünftig wieder mehr Strukturen des Urwaldes und eine natürliche Dynamik im Wirtschaftswald zugelassen werden.

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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 30/2014, 14.03.2014
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2014