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AKTION/038: Bunte Meter schaffen - Nahrung und Lebensräume für Stieglitz & Co. (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 1/16
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Bunte Meter schaffen
Nahrung und Lebensräume für Stieglitz & Co.

Von Nicole Flöper


Barbara Geiger vom NABU Rhein-Selz in Rheinland-Pfalz hat in ihrem Privatgarten auf 50 Quadratmetern eine neue Wildblumenwiese angelegt. Im niedersächsischen Bad Münder pflanzte Familie Radenz 90 Quadratmeter mit Edeldistel, Duftnessel, Sonnenblumen, Weinrose, Beinwell, diverse Sorten Storchschnabel, Glockenblumen und Löwenmäulchen. Auch in Brandenburg, Berlin, Leipzig, Köln und in anderen Bundesländern und Städten entstehen seit kurzem heimische Wildkräuterflächen und -randstreifen. Und das nicht nur in Privatgärten. Auch auf öffentlichen Flächen wurden schon fast 30.000 bunte (Quadrat-)Meter angelegt.

Gleichzeitig mit der Verkündung des "Vogel des Jahres 2016" haben NABU und LBV die Aktion "Bunte Meter für Deutschland" gestartet. Denn es wird eng für den Stieglitz. Immer weniger Landstriche in Deutschland bleiben unberührt: Brachflächen fallen der Agrarpolitik zum Opfer oder werden in Städten zubetoniert. Das raubt dem Stieglitz den Lebensraum und lässt die Nahrungsquellen versiegen.

In Garten, Park und Feldflur

Es gibt drei Möglichkeiten, wie "Bunte Meter" gesichert werden können. Entweder im eigenen Garten oder an öffentlichen Grünflächen und Parks, Sportplätzen, Parkplätzen, Wegesrändern und auf städtischen Brachflächen. Als dritte Möglichkeit können an landwirtschaftlich genutzten Feldrändern durch geänderte Bewirtschaftung Bunte Meter entstehen. Entweder werden bereits bestehende Bunte Meter gesichert oder es werden neue Meter angelegt.

Neben den Landwirten können auch Kommunen mit einbezogen werden: Sie können gebeten werden, auf Düngung, Mahd und den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel an Feld- und Wegrändern sowie öffentlichen Grünflächen zu verzichten.

Nur neu entstandene beziehungsweise gerettete Bunte Meter sollen beim NABU gemeldet werden - keine bereits bestehenden Wildkräuterflächen. Eine Fläche gilt als neu entstanden oder gerettet, wenn sie als Wildblumenecke oder -streifen neu angelegt wurde, durch Extensivierung einer zuvor intensiv genutzten Fläche entsteht - weniger mähen, nicht düngen und keine Pestizide anwenden - oder aktiv vor dem Verschwinden bewahrt werden konnte. Im Rahmen der "Bunten Meter" sollten nur Flächen gemeldet werden, bei denen davon auszugehen ist, dass sie mindestens für zwei Jahre erhalten bleiben.

Weniger Pflege, mehr Artenvielfalt

Alle neu angelegten oder geretteten Flächen ab einer Größe von mindestens einem Quadratmeter gelten als Bunte Meter. Die Bunten Meter sollen höchstens einmal pro Jahr gemäht werden, mindestens aber so oft, dass sie nicht mit Sträuchern oder Bäumen zuwachsen. Außerdem dürfen sie nicht gedüngt oder mit Pestiziden behandelt werden. Abgeblühte Stauden können im Winter stehen bleiben, denn Stieglitze finden hier ihre Nahrung.

Die beste Saatzeit für Wildblumenwiesen liegt zwischen März und Juni.

Die beste Saatzeit für Wildblumenwiesen liegt zwischen März und Juni. Pro Quadratmeter sollten nicht mehr als fünf Gramm Saatgut ausgesät werden. Besonders feines Saatgut kann mit Sand vermischt werden - so lässt es sich gleichmäßiger einarbeiten. Der Boden sollte dann sechs Wochen gut feucht gehalten werden. Bevor eine Wildblumen- oder Kräuterwiese anlegt wird, ist es am besten den Nährstoffgehalt des Bodens zu testen. Wildkräuter beispielsweise wachsen auf mageren, nährstoffarmen Böden am besten. In nährstoffreiche Gartenböden hilft es, groben Sand oder Kies einzuarbeiten.

Auf Verwaltung und Landwirte zugehen

Wer außerhalb seines Privatgrundstücks Bunte Meter anlegen oder erhalten will, muss rechtzeitig mit den Eigentümern dieser Flächen Kontakt aufnehmen. Verantwortliche Personen dafür können sein: Bewirtschafter von landwirtschaftlichen Flächen, Kommunen, Stadtverwaltungen oder Grünflächenämter der Städte und Gemeinden, Wohnungsbaugesellschaften und Kleingartenanlagen, Obst- und Gartenbauvereine.

Stieglitze bleiben wie viele andere Vogelarten im Winter "zu Hause". Wichtige Nahrungsquellen sind dann zum Beispiel Samen von Kletten und Stauden, welche sie auf Brachen und an Weg- und Ackerrändern finden. Wer helfen will, bestehende Flächen zu erhalten, muss Überzeugungsarbeit leisten. Dazu gehört, Landwirte zu bitten, die Randstreifen ihrer Felder nicht mehr zu mähen, zu düngen oder mit Pestiziden zu "behandeln". Bei Grünflächenämtern kann nachgefragt werden, ob kleine Ecken und Ränder in öffentlichen Parks der Natur überlassen werden können. Wer eine Brachfläche entdeckt, die gegebenenfalls vor der Bebauung gerettet werden kann, sollte Kommunen oder Stadtverwaltungen dafür sensibilisieren, dass hier wichtige Lebensräume von Tierarten verschwinden würden.


Anmerkung

Das Schaffen von Bunten Metern lohnt sich doppelt: Nicht nur Stieglitz & Co. profitieren durch die Aktion. Wer Bunte Meter anpflanzt, kann auch an Wettbewerben teilnehmen und tolle Preise gewinnen. Infos dazu gibt es auf der Aktionsseite unter www.NABU.de/buntemeter. Dort können auch Bunte Meter gemeldet werden und es gibt eine Liste geeigneter Pflanzen, die vom Stieglitz und seinen Artgenossen bevorzugt werden.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Wildblumenwiesen helfen nicht nur dem Stieglitz, sondern auch vielen anderen Arten. Auch viele Insekten finden dort geeignete Nahrung.

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 1/16, Seite 10 - 11
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
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Internet: www.naturschutz-heute.de
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des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Februar 2016

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