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EUROPA/117: Habitate unter Druck - neue Rote Liste (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - Dienstag, 24. Januar 2017 / Naturschutz & Biodiversität

Habitate unter Druck - neue Rote Liste


Zum ersten Mal gibt es eine Rote Liste, in der nicht einzelne Arten, sondern bedrohte EU-Habitate erfasst sind. Über 230 Lebensräume auf dem Land und im Süßwasser und rund 250 in marinen Gebieten wurden beurteilt - mit erschreckenden Ergebnissen.

Mehr als ein Drittel aller Lebensräume in Europa sind gefährdet, das betrifft besonders Moore, verschiedene Wiesentypen und Küstenzonen.

36 Prozent aller untersuchten terrestrischen und Süßwasser-Habitate der EU 28 sind den drei Gefährdungskategorien
- vom Aussterben bedroht (weniger als 2 Prozent)
- stark gefährdet (11 Prozent) und
- gefährdet (24 Prozent) zugeordnet.

Weitere 12 Prozent sind potenziell gefährdet.

Sümpfe und Moore sind die meistgefährdeten Lebensräume in der EU 28: 85 Prozent der Habitate sind in den drei oben genannten Gefährdungskategorien eingestuft. Es folgen Wiesen mit 53 Prozent, Süßwasserhabitate mit 46 Prozent und Küstengebieten mit 45. Auch die vergleichsweise weniger bedrohten Wälder , Heide- und Buschlandschaften weisen hohe Prozentanteile in den Gefährdungskategorien auf (29, 14, 10 Prozent).

Die größte Gefährdung und der meiste Druck auf die Lebensräume entsteht durch verschiedene landwirtschaftliche Tätigkeiten. Die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten 50 Jahren ist die am weitesten verbreitete und größte Gefahr für terrestrische und Süßwasser-Habitate. Der Abbau von Torf, die veränderten Methoden in der Forstwirtschaft und damit einhergehende Verschiebungen in den hydrologischen Prozessen sind besonders bedrohlich für Feuchtgebiete, Wiesen und Moore. Die Überdüngung durch die Landwirtschaft zusammen mit den Veränderungen im Wasserhaushalt wiederum haben starke Auswirkungen auf die Süßwasserlebensräume. Dazu kommen zunehmende Verstädterung, neue Infrastrukturen wirken als Gefahr für Küstenlebensräume. Der Klimawandel tut sein Übriges, wenn die direkten Auswirkungen auch schwer zu beurteilen sind.

Bei den Meereslebensräumen gibt es große Datenlücken, rund die Hälfte der Habitate konnte wegen unzureichender Datenlage nicht abschließend beurteilt werden. Allerdings wurden im Rahmen des Projekts zumindest die vorhandenen Informationen zusammengetragen. 19 Prozent der bewerteten Lebensräume in der EU 28 wurden in die drei Gefährdungskategorien
- vom Aussterben bedroht (1 Prozent)
- stark gefährdet (9 Prozent) und
- gefährdet (9 Prozent) eingestuft.

Weitere 12 Prozent sind potenziell gefährdet.

Der höchste Anteil gefährdeter Lebensräume befindet sich im Mittelmeer (32 Prozent), gefolgt vom Nordostatlantik (23 Prozent), dem Schwarzen Meer (13 Prozent) und der Ostsee (8 Prozent).

Rund 490 Lebensräume haben 300 ForscherInnen im Auftrag der EU-Kommission nach Kriterien der Weltnaturschutzunion IUCN analysiert. Die Habitate befinden sich auf dem Gebiet der EU mit allen 28 Mitgliedstaaten, untersucht wurden aber auch Norwegen, Island, die Schweiz und die Balkanstaaten. [jg]


Seite der EU-Kommission zum Thema
http://ec.europa.eu/environment/nature/knowledge/redlist_en.htm

Direktlink Rote Liste Meereslebensräume (PDF, englisch)
http://ec.europa.eu/environment/nature/knowledge/pdf/Marine_EU_red_list_report.pdf

Direktlink Rote Liste terrestrische und Süßwasser-Habitate (PDF, englisch)
http://ec.europa.eu/environment/nature/knowledge/pdf/terrestrial_EU_red_list_report.pdf

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Quelle:
EU-News, 24.01.2017
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2017

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