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FORSCHUNG/412: Aktuelle Studie - wie interagieren Stressfaktoren im Meer miteinander (idw)


Universität Rostock - 12.09.2016

Meeresbiologin mit Weltruf erforscht die Ostsee

Aktuelle Studie: wie interagieren Stressfaktoren im Meer miteinander


Heutzutage belasten die Meere gleich mehrere Stressfaktoren. Die steigenden Kohlendioxidwerte in der Luft lassen das Meereswasser immer saurer werden. Durch den Klimawandel erwärmt sich das Wasser, und durch Wasserverschmutzungen entsteht der Sauerstoffmangel oder sogar Toxizität. Das macht Korallen, Stachelhäuter, Weich- und Krebstiere sowie Fische das Leben schwer. "Das Problem ist unsichtbar aber sehr dringend", sagt Prof. Inna Sokolova, die seit Juli 2016 an der Universität Rostock als Meeresbiologin forscht und jetzt die Ostsee unter die Lupe nimmt.

"Die Probleme, die die großen Weltmeere haben, sind in etwa alle ähnlich", hat die 46-jährige Wissenschaftlerin mit internationalen Erfahrungen herausgefunden. "Allerdings treten die Stressfaktoren in der Ostsee wie beispielsweise Sauerstoffmangel oder Erwärmung viel stärker auf", betont sie. Sokolova beobachtet, dass die Ostsee eines der Gebiete ist, die sich schneller erwärmen als viele andere Meere. Als Ursache macht sie unter anderem die geografische Lage der Ostsee und ihre Tiefe aus. Ihre Forschung erstreckt sich über die Ökosysteme von der Atlantik- und Pazifikküste der USA, der Nordsee, dem arktischen Weißmeer und jetzt besonders auf die Ostsee. Dass es auch hier den Muscheln schlecht geht, beunruhigt sie. "Diese Tiere sind im Ökosystem die Ingenieure".

Die gebürtige Westukrainerin, die in St. Petersburg studierte, an der Russischen Akademie der Wissenschaften promovierte, sich in den USA habilitierte und auch an einer Universität in Kanada als Wissenschaftlerin arbeitete, sagt: "Im Vergleich zu vor 150 Jahren sind die Meere erwärmt und versauert, und in Küstengebieten mangelt es auch mehr an Sauerstoff". Diese Prozesse gehen rasant weiter. Was mit der Ostsee passiert - darauf basieren jetzt ihre Forschungen an der Uni Rostock. Für sie ist es an der Alma Mater sehr interessant, wie hier neuzeitliche Forschung fächerübergreifend und in Kooperation zwischen verschiedenen Gebieten angegangen wird. "Hier habe ich auch direkt am Meer die Möglichkeiten zur Feldarbeit", sagt die weltweit renommierte Forscherin.

Der Kohlendioxid-Anstieg in der Atmosphäre führt zur Erwärmung der Meere durch den Klimawandel und lässt sie saurer werden. Die ganze Artenzusammensetzung der Meere könnte sich in naher Zukunft tiefgreifend ändern. "Das Klima ändert sich über die ganze Erde hinweg", sagt die Rostocker Forscherin. "Die Meeresorganismen wie eben Korallen oder Muscheln sowie Krebse leiden. Die sich zu bildenden Schalen drohen sich aufzulösen". Ozeane nehmen nämlich gut ein Viertel des ausgestoßenen CO2 auf. Im Wasser reagiert das Kohlendioxid zu Kohlensäure. Das habe fatale Folgen für die Lebewesen im Meer, legt Sokolova den Finger in die Wunde.

In ihrer aktuellen Forschungsarbeit geht sie der Frage nach, wie mehrere Stressfaktoren, beispielsweise CO2, Temperaturschwankungen, Versauerung, Sauerstoffmangel und Wasserverschmutzung sich gegenseitig beeinflussen und welche Auswirkungen das für die Meerestiere hat. Wie diese Stressfaktoren miteinander interagieren, darüber gibt es noch keine umfangreicheren Forschungen.

Bisher ist das Ausmaß der Schäden für die Weltmeere insgesamt noch nicht hinreichend untersucht. "Das Verständnis der Wissenschaftler über die vom Menschen verursachten Belastungen der Ozeane und deren Folgen für Meeresorganismen ist allerdings deutlich gewachsen, die Gefahr ist erkannt, sagt Inna Sokolova. Die Politik sei sensibilisiert und bestrebt, die ökologische Verwundbarkeit zu verringern.

Text: Wolfgang Thiel


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Rostock, Ingrid Rieck, 12.09.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2016

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