Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

KATASTROPHEN/069: Ölpest im Golf von Mexiko und die Folgen (WWF Magazin)


WWF Magazin 3/2010
WWF Deutschland - World Wide Fund For Nature

Ölpest im Golf von Mexiko

Tod durch Ersticken


Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ist ein Desaster für die Tier- und Pflanzenwelt der Region. Der sich ausbreitende Ölteppich nach dem Untergang einer Bohrplattform Mitte April traf vor allem zahlreiche Fisch- und Vogelarten während ihrer Laich- und Brutsaison, außerdem Seekühe, Wale und Meeresschildkröten. Bis zu 600 Arten könnten in ihrem Bestand dauerhaft geschädigt sein. Neben einem allgemeinen Schaden für marine und Küsten-Ökosysteme werden auch kommerzielle Fisch- und Schalentierbestände für lange Zeit leiden. Aktuelle Informationen nach Redaktionsschluss erfahren Sie unter www.wwf.de/oelpest im Internet.


*


WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutter über die Folgen der Ölpest

Was ist nach dem Unglück zu tun?

Stephan Lutter: Ölreinigungsmaßnahmen sind eigentlich nur an harten Felsküsten und Sandstränden erprobt. Das gestaltet sich dort schon schwierig. Ganze Schlickflächen zu entnehmen, wäre auch eine Zerstörung des Ökosystems. Vermutlich bleibt nichts anderes übrig, als die Flächen der Natur zu überlassen, bevor man noch mehr Schaden anrichtet. Die sinnvollste Methode ist natürlich immer, das Öl auf dem Wasser abzusammeln. Der Einsatz von Chemikalien in diesem Umfang war ein unverantwortlicher Großversuch auf Kosten der Natur. Hier treibt man den Teufel mit dem Belzebub aus. Diese Stoffgemische verteilen das Öl bis in tiefere Wasserschichten und machen seine giftigen Anteile für die Nahrungsketten, vom Plankton bis zu den Fischen, noch leichter verfügbar. Der betroffene Wasserkörper ist biologisch tot. Wenn diese Ölfahne in den Atlantik austritt, wird sie als Nächstes das Sargassomeer, Laichgebiet der Europäischen Aale, verseuchen.

Wie kann man in Zukunft solche Katastrophen verhindern?

Durch Verzicht auf Bohrungen in fragilen Ökosystemen. Sowohl dieser als auch der Unfall vergangenes Jahr in australischen Gewässern geschahen ja nicht auf alten maroden Bohrinseln, sondern auf supermodernen Plattformen auf dem neuesten Stand der Technik. Trotzdem passieren dort Unglücke. Das liegt eben daran, dass in immer größeren Meerestiefen nach Erdöl gebohrt wird - und in immer küstenferneren Gebieten. Dieser Trend ist weltweit zu beobachten, auch in Europa, etwa westlich der Britischen Inseln. Der WWF engagiert sich deshalb auch massiv gegen weitere Ölbohrungen in Nordmeer und Barentssee. Denn in Tiefen von bis zu 2000 Metern kann nur noch mit Unterwasserrobotern gearbeitet werden. Diese Technik jedoch ist sehr schwer beherrschbar.

Wie sollte die Politik reagieren?

Die Regierung Obama sollte ihre gerade im Frühjahr angekündigte Freigabe für weitere Erdölerschließungen vor der Atlantikküste überdenken. Generell fordert der WWF, Zonen ohne Ölfördernng in besonders empfindlichen Gebieten unserer Ozeane auszuweisen. Klima- und Meeresschutz müssen an einem Strang ziehen, um den Einsatz fossiler Energieträger und den Ölhunger der Förderstaaten und Industrien zu begrenzen. WWF


*


Anmerkung der SB-Redaktion:

Umfassende Serie der Schattenblick-Redaktion zum Thema unter:

Schattenblick → INFOPOOL → NATURWISSENSCHAFTEN →
CHEMIE → UMWELTLABOR/XXX

UMWELTLABOR/267: Ölpest im Golf (1) Unbeantwortete Fragen (SB)
Erdöl - Lebenselexier der Zivilisation oder der Anfang vom Ende?
780 Millionen Liter Öl und schon alles weg?
http://schattenblick.de/infopool/natur/chemie/chula267.html

UMWELTLABOR/268: Ölpest im Golf (2) Wo ist es denn, das Öl - diskrepante Wissenschaftsanalysen (SB)
Erdöl - Lebenselexier der Zivilisation oder der Anfang vom Ende?
Wo ist es denn hin?
Lauert die Ölwolke versteckt?
http://schattenblick.de/infopool/natur/chemie/chula268.html

UMWELTLABOR/269: Ölpest im Golf (3) Was das Öl zum Killer macht (SB)
Erdöl - Lebenselexier der Zivilisation oder der Anfang vom Ende?
Was ist denn drin, im Öl?
http://www.schattenblick.de/infopool/natur/chemie/chula269.html

Die Reihe wird fortgesetzt...


*


Quelle:
WWF Magazin 3/2010
Herausgeber:
WWF Deutschland
Rebstöcker Str. 55, 60326 Frankfurt am Main
Tel.: 069/7 91 44-0, Fax: 7 91 44-112
E-Mail: info@wwf.de
Internet: http://www.wwf.de

Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der
Umweltstiftung WWF Deutschland erscheint vierteljährlich


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2010