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MELDUNG/079: Gefahr für Wattenmeer-Vogelinsel - Droht auf Trischen die Elb-Müllschwemme? (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 11. Juni 2013

Gefahr für Wattenmeer-Vogelinsel

Droht auf Trischen die Elb-Müllschwemme?



Neumünster, Trischen / Die Wassermassen, die sich derzeit in einem gewaltigen Strom die Elbe herunter bewegen, können möglicherweise auch verheerende Auswirkungen auf die "Perle des Nationalparks" haben. Darauf macht der NABU aufmerksam. Die vom NABU betreute, rd. 180 ha große Vogelinsel Trischen, wertvolles Kleinod im Wattenmeer-Nationalpark, liegt nordwestlich der Elbmündung und damit im Einflussgebiet des Stroms. Dieser wird nach den Hochwässern der letzten Tage seine schmutzige Fracht nicht nur in die Nordsee, sondern auch ins Wattenmeer ergießen.

NABU-Betreuerin Julia Baer beobachtet auf Trischen die Geschehnisse mit Spannung und in großer Sorge. "Das Ausmaß an Müll und veröltem Schlamm sind schwer abzuschätzen, aber in jedem Fall für das schon jetzt häufig mit Müll belastete Wattenmeer eine Katastrophe. Ob und wie viel davon auf Trischen ankommt, ist vor allem abhängig von regionalen Strömungs- und Windverhältnissen."

Die bekannte Vogelinsel Trischen, ein Kleinod des Naturschutzes, liegt mitten in der Zone I des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. In diesem Kernbereich wird angestrebt, menschliche Störungen auf ein Minimum zu reduzieren. Doch Inseln sind wegen des ständigen Austausches mit dem Meer trotzdem vom Menschen verursachten Gefahren schutzlos ausgeliefert.

Auf Trischen brüten jährlich bis zu 5.000 Seevögel, die zurzeit den Nachwuchs aufziehen. "Viele Vögel brüten schon heute zwischen dem Müll, der sich über Jahre in den Dünen angesammelt hat", so Baer. "Wir befürchten, dass nunmehr die Belastung nochmals deutlich ansteigen wird." Die Brutvögel Trischens nutzen die nahe gelegenen Meeresgebiete zur Nahrungssuche und sind in der Zeit der Jungenaufzucht auf eine unbelastete Meeresumwelt angewiesen. Nicht nur Seevögel der Hochsee nehmen vermehrt Müllteile als vermeintliche Nahrung auf, ein derartiger Trend ist auch für die Nordsee belegt. Kommt der Müll einmal im Meer an, ist es fast unmöglich, ihn wieder zu bergen. Der NABU arbeitet derzeit bundesweit mit Fischern der Küstenbundesländer zusammen, um im Rahmen seines "fishing for litter"-Projektes einen Beitrag zur Senkung der Belastung zu leisten. Es steht nun zu befürchten, dass sich mit dem Elbstrom wieder große Mengen an Plastik ins Meer ergießen.

Julia Baer wird in den nächsten Wochen die Möglichkeit haben, die Veränderungen am Spülsaum der Insel zu dokumentieren. Lösen lässt sich das Problem dort jedoch nicht: "Leider ist es im Falle Trischen kaum möglich, den Müll von der 14 Kilometer nordwestlich von Büsum gelegenen Insel herunterzubekommen. Das kleine Versorgungsboot ist für derartige Mengen schlicht nicht geeignet", so die NABU-Betreuerin abschließend.

Neuigkeiten auf der Insel Trischen sind unter www.trischen.de abrufbar.

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Quelle:
Presseinformation, 11.06.2013
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2013