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MELDUNG/224: "Natura 2000 - Umsetzen statt aufweichen!" (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 5. Januar 2016

Europäische Naturschutzrichtlinien

Natura 2000 - Umsetzen statt aufweichen!

Rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 40. Naturschutztage am Bodensee verabschieden Resolution


Radolfzell. Das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 sichert die Zukunft der einmaligen, artenreichen Natur- und Kulturlandschaften Europas. In Baden-Württemberg gehören zu diesem Naturerbe die Wacholderheiden der Schwäbischen Alb, die badischen Rheinauenwälder oder die Moore im Allgäu. Wildkatze, Wolf und Wanderfalke sind dank der EU-Naturschutzrichtlinien wieder auf dem Vormarsch. Die rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 40. Naturschutztage am Bodensee haben heute in einer Resolution und mit einer Aktion die EU-Kommission sowie Politikerinnen und Politiker aus Baden-Württemberg aufgerufen, die beiden europäischen Naturschutzrichtlinien, die Natura 2000 zugrunde liegen, in ihrer derzeitigen Form zu erhalten.

"Weicht die EU-Kommission die Naturschutzrichtlinien auf, verspielt sie unser europäisches Natur- und Kulturerbe. Für Wildkatze, Wolf und Wanderfalke wäre das fatal", so Dr. Brigitte Dahlbender und Dr. Andre Baumann, die Landesvorsitzenden von BUND und NABU in Baden-Württemberg. Anfang 2016 möchte die EU-Kommission entscheiden, ob die EU die Naturschutzrichtlinien beibehält oder ob diese geschwächt werden. Derzeit führt die EU-Kommission einen "Fitnesscheck" durch, um zu überprüfen, wie effizient und wirksam die Richtlinien sind. Unter dem Vorwand von Effizienzsteigerungen versuchen insbesondere EU-kritische Staaten sowie Teile der Agrar- und Jagdlobby die Richtlinien abzuschwächen.

In einer Resolution fordern die rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 40. Naturschutztage am Bodensee, die EU-Naturschutzrichtlinien in ihrer jetzigen Form zu erhalten. Zugleich rufen sie die Regierungen auf, die Richtlinien strikter anzuwenden und konsequenter umzusetzen, damit sie ihre Wirkung voll entfalten können. Hierzu gehört auch, dass mehr Personal und finanzielle Mittel für den Naturschutz bereit stehen.

Die EU-Kommission hatte 2015 in einer Konsultation Verwaltungen, Naturschutzorganisationen und Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter in allen Mitgliedsstaaten zur Wirksamkeit der EU-Naturschutzrichtlinien befragt: 48 Prozent fanden die Richtlinien effektiv bis sehr effektiv, 47 Prozent bewerteten sie als ausreichend effektiv und nur drei Prozent gaben an, die Richtlinien seien nicht wirksam.

Die beiden Umweltverbände sehen daher keinen Grund, die Richtlinien zu verändern. Im Gegenteil: "Die Befragung zeigt klar und deutlich: Die FFH- und die Vogelschutzrichtlinie der EU sind das passende Werkzeug, um die Natur in Europa für die kommenden Generationen zu schützen und unsere internationalen Verpflichtungen zum Erhalt der Biodiversität zu erfüllen", so Brigitte Dahlbender.

"Wir fordern die Politikerinnen und Politiker auf, sich zum europäischen Naturerbe zu bekennen und sich stark zu machen für Natura 2000", sagt Andre Baumann. "Die FFH- und die Vogelschutzrichtlinien sind derzeit das wirksamste Naturschutzinstrument weltweit." Sie würden noch besser funktionieren, wenn EU, Bund und Länder den EU-Naturschutz noch besser umsetzten.


Hintergrund:

Die europäischen Naturschutzrichtlinien - die Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie - haben bereits zur Rettung bedrohter Tierarten beigetragen. Wildkatze, Wolf und Wanderfalke geht es dank ihnen heute wieder besser. Auch wären ohne sie deutlich mehr Moore und Feuchtgebiete trockengelegt und viele Fledermausquartiere zerstört worden.

Die Forderungen des BUND und des NABU und über 120 weiterer europäischer Verbände zur besseren Umsetzung der europäischen Naturschutzrichtlinien finden mittlerweile immer mehr Unterstützerinnen und Unterstützer: Rund 520.000 Menschen in Europa sprachen sich im Rahmen der Konsultation der EU gegen eine Veränderung der Richtlinien aus.

Im Januar wird die EU-Kommission die Ergebnisse der Befragung und der Online-Konsultation bekannt geben. Die Ergebnisse führen im ersten Quartal 2016 entweder zu einer Schwächung der Richtlinien oder zu ihrer besseren Umsetzung und Finanzierung.

Raute



Resolution 40. Naturschutztage am Bodensee:

Natura 2000 - Umsetzen statt aufweichen!

Stuttgart, 5. Januar 2016

Europa beherbergt eine vielfältige, artenreiche und attraktive Natur- und Kulturlandschaft. Zum Tafelsilber des europäischen Naturerbes Natura 2000 gehören in Baden-Württemberg die Wacholderheiden der Schwäbischen Alb, die badischen Rheinauenwälder, die Streuobstwiesen der Schwäbischen Alb oder die Moore im Allgäu. Die Richtlinie der Europäischen Union für Vogelschutz und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) schützen dieses Naturerbe. Bei allen Naturschutzproblemen infolge der intensiven Landnutzung und trotz des fortdauernden Artenschwundes gilt: Dort, wo die EU-Naturschutzrichtlinien durchgesetzt und finanziert werden, schreiben wir Erfolgsgeschichten im Naturschutz. Wildkatze, Wolf und Wanderfalke profitieren davon. Die EU-Naturschutzgesetze sind wahrscheinlich die erfolgreichsten Naturschutzinstrumente der Welt. Darauf können wir stolz sein.

Es wäre fatal, wenn die FFH- und Vogelschutzrichtlinien aufgeweicht würden, wie es viele EU-kritische Parteien und Staaten fordern. Das Naturerbe der EU stünde durch eine Abschwächung der Richtlinien auf dem Spiel. Statt die beiden Richtlinien zu schwächen, sollte ihre Umsetzung gestärkt werden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 40. Naturschutztage am Bodensee von BUND und NABU in Baden-Württemberg fordern darum:

... von den EU-Abgeordneten und der EU-Kommission,
  • das europäische Naturschutzrecht nicht zu verändern, sondern die Anwendung der FFH-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie zu optimieren
  • die EU-Mitgliedsstaaten bei der Umsetzung der Naturschutzrichtlinien durch eine dringend notwendige Aufstockung der Finanzmittel zu unterstützen
  • Subventionen zu streichen, die die EU-Ziele im Naturschutz konterkarieren und zu Mehrausgaben im EU-Naturschutz führen
... der Bundesregierung,
  • weiterhin für den Erhalt des europäischen Naturschutzrechts offensiv einzutreten und damit ihrer Rolle in Europa gerecht zu werden
  • ihre 2015 vorgestellte "Naturschutz-Offensive" Ressort übergreifend mit Leben zu füllen und hierfür die finanziellen Mittel aufzustocken
... der Landesregierung und den im Landtag vertretenen Parteien,
  • das europäische Naturerbe Baden-Württembergs für diese und kommende Generationen zu bewahren und zu vergrößern
  • gegenüber der Bundesregierung, der EU-Kommission und den EU-Abgeordneten für den Erhalt des europäischen Naturschutzrechts offensiv einzutreten
  • die Naturschutzstrategie des Landes Baden-Württemberg weiter konsequent umzusetzen
  • die Schutzgebiete und ihre Schutzgüter zu erhalten und stärker voranzubringen
  • Personal und Finanzmittel für Natura 2000-Gebiete deutlich zu erhöhen.

Radolfzell, den 5. Januar 2016


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Baden-Württemberg e.V. Marienstr. 28, 70178 Stuttgart Fon 0711 620306-0, Fax 0711 620306-77 bund.bawue@bund.net, www.bund-bawue.de

NABU - Naturschutzbund Deutschland
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Tübinger Str. 15, 70178 Stuttgart
Fon 0711 966 72-0, Fax 0711 966 72-33
NABU@NABU-BW.de, www.NABU-BW.de



Weitere Informationen:

Hintergrund-Papier von NABU und BUND unter:

http://bund.net/natura2000/ und

www.NABU.de/natur-und-landschaft/aktionen-und-
projekte/naturschaetze/18812.html

Zusammenfassung der Ergebnisse der EU-Befragung:
http://ec.europa.eu/environment/nature/legislation/fitness_check/docs

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Quelle:
Presseinformation, 05.01.2016
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Marienstraße 28, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 620306-17, Fax: 0711 620306-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Januar 2016

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