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MELDUNG/399: Fledermaushaus Hohenburg offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 1. Februar 2019

"Fledermaushaus Hohenburg - Große Hufeisennase in der Oberpfalz" ausgezeichnet als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt


Hilpoltstein/Hohenburg, 01.02.2019 - Das "Fledermaushaus Hohenburg" und das Life+-Projekt "Große Hufeisennase in der Oberpfalz" werden gemeinsam als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Getragen wird das Projekt vom LBV und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), vertreten durch den Bundesforstbetrieb Hohenfels, in enger Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Amberg-Sulzbach (LPV A.S. e.V.). Dr. Christian Barth, der Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums, überreichte den Projektträgern eine offizielle Urkunde, eine Auszeichnungsplakette und einen "Vielfalt-Baum", der symbolisch für die Naturvielfalt steht. Die Schutzbemühungen um die seltenste Fledermausart Deutschlands zählen damit zu einem der vorbildlichen Projekte, die sich in besonderer Weise für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzen.

Ziel des 2018 abgeschlossenen EU-Life+-Projektes war es, die Bedingungen im Lebensraum der einzigen Kolonie der Fledermausart Große Hufeisennase in Deutschland zu verbessern. Mit Erfolg! "Im Projektzeitraum von 2012 bis 2017 ist die Kolonie von 83 auf 184 Tiere angewachsen", sagt der damalige LBV-Projektleiter Rudolf Leitl. So setzt das Projekt ein deutliches Zeichen für das Engagement zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland und hat die Fachjury der UN-Dekade beeindruckt. Ab sofort wird das Projekt auf der Webseite der UN-Dekade deutschlandweit unter www.undekade-biologischevielfalt.de vorgestellt. Die finanzielle Unterstützung durch den Freistaat Bayern und der EU trugen ebenfalls zum Erfolg bei.

Die Erfolgsgeschichte

Mit dem Aufbau eines extensiven Beweidungssystems mit einer alten heimischen Rinderrasse, dem Oberpfälzer Rotvieh, in Partnerschaft mit einem örtlichen Landwirt, konnte das Nahrungsangebot an Großinsekten erhöht werden. Zudem wurden 150 Obstbäume gepflanzt und vorhandene Jagdhabitate durch Auflichtung verbuschender Wiesen und Wälder vernetzt. Mit der Einrichtung eines Informationszentrums im Fledermaushaus am Marktplatz in Hohenburg und durch den Fledermaus-Wanderweg wird das Bewusstsein in der Bevölkerung für diese hochbedrohte Art gestärkt. Eine Besonderheit ist, dass hier deutschlandweit erstmalig ein Life+-Projekt auch auf einem aktiv genutzten militärischen Übungsgelände, dem Truppenübungsplatz Hohenfels, durchgeführt wurde.

Das "Fledermaushaus Hohenburg" hat sich inzwischen zu einer Attraktion entwickelt, die Besucher aus ganz Deutschland und dem Ausland anzieht. Im Zentrum des Naturparks Hirschwald gelegen, repräsentiert es auch den Landkreis Amberg-Sulzbach in der Metropolregion Nürnberg. Seit 2011 gibt der Gebietsbetreuer Rudolf Leitl des LPV AS e.V. mit Führungen und Vorträgen Einblicke in das geheime Leben der Fledermäuse. Unterstützt wird er dabei seit letztem Jahr von einem zweiten Gebietsbetreuer, Johannes Pirner. Die Gebietsbetreuung wird in Bayern vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

"Zum Erfolg des Life+-Natur-Projekts trägt auch die gut funktionierende Kooperation mit vielen unterschiedlichen Akteuren bei", sagt Rudolf Leitl. So stimmten die US-Streitkräfte den Projektaktivitäten auf dem Truppenübungsplatz zu. Die Beschäftigten des Bundesforstbetriebs Hohenfels sind für die BImA als Eigentümerin des Truppenübungsplatzes für alle forstlichen und naturschutzfachlichen Aufgaben verantwortlich und führten hier auch die Life+-Maßnahmen durch. Der Markt Hohenburg unterstützt als "Erste Bayerische Natura 2000-Gemeinde" die Bemühungen um diese wertvolle Kolonie der Großen Hufeisennase seit über 25 Jahren. So werden die Gemeindegrundstücke mit Unterstützung des LPV AS e.V., den Landwirten und der Wanderschäferei ökologisch gestaltet und gepflegt.

Hintergrund

Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Auf diese Weise soll ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Biodiversität geschaffen werden. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit der Auszeichnung vorbildlicher Projekte den Blick auf den Wert der Naturvielfalt und die Chancen, die sie uns bietet. Gleichzeitig zeigen diese Modellprojekte, wie konkrete Maßnahmen zum Erhalt biologischer Vielfalt, ihrer nachhaltige Nutzung oder der Vermittlung praktisch aussehen.

Über die Auszeichnung von Projekten entscheidet eine unabhängige Fachjury, an der Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind. Die UN-Dekade-Fachjury tagt zweimal im Jahr. Zur Beteiligung am Wettbewerb bestehen keine Fristen. Eine Bewerbung als UN-Dekade-Projekt erfolgt online bei der Geschäftsstelle UN-Dekade Biologische Vielfalt unter www.undekade-biologischevielfalt.de.


Der Begriff "biologische Vielfalt" umfasst die Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt der Mikroorganismen und Pilze. Einbezogen wird auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, die sich bei Pflanzen in den verschiedenen Sorten wiederspiegelt und sich bei Tieren mit den Rassen verbindet. Aber auch die verschiedenen Lebensräume und komplexe ökologische Wechselwirkungen sind Teil der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität ist Voraussetzung für das Funktionieren der Ökosysteme mit ihren verschiedenen Ökosystemleistungen.

LIFE+ ist das Umweltförderungsinstrument der Europäischen Union und gliedert sich in die drei Bereiche: Natur und Biodiversität, Umweltpolitik und Verwaltungspraxis, Information und Kommunikation. Life+-Natur soll zur Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) insbesondere des Schutzgebietsnetzes "Natura 2000" beitragen. Mithilfe des Programms sind gezielte Maßnahmen zur Erhaltung und Wiederherstellung gefährdeter Lebensräume oder bedrohter Arten möglich. Es ist damit eines der wichtigsten Förderinstrumente für den Natur- und Artenschutz und dessen Entwicklung in Natura 2000-Gebieten.

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Quelle:
Presseinformation, 01.02.2019
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2019

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