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MASSNAHMEN/127: Abwärmeeinleitungen heizen Rhein auf - Kraftwerksplanungen stoppen (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 2. Juli 2009

Rhein wird aufgeheizt - BUND befürchtet Fischsterben

Industrie und Kohlekraftwerke heizen den Rhein auf / Rhein in NRW bis zu 3,5°C wärmer als vor 100 Jahren / Stopp der Kraftwerksplanungen in Düsseldorf und Krefeld unabdingbar


Düsseldorf, 02.07.2009 - Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert eine drastische Absenkung der Abwärmeeinleitungen in den Rhein. Schon jetzt liege die Rheintemperatur an der deutsch-niederländischen Grenze bis zu 3,5 °C über dem natürlichen Niveau. Zwei Grad resultieren aus den Abwärmeeinleitungen - überwiegend aus Kraftwerken - entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse, ein Grad ist bereits auf den Klimawandel zurückzuführen. Wird diese Entwicklung nicht umgekehrt, drohe das Aussterben wichtiger Fischarten wie Lachs, Maifisch und Aal. Dies sind die Ergebnisse einer neu erstellten Studie des BUND zur Wärmelast des Rheins.

Paul Kröfges, BUND-Landesvorsitzender: "Die ökologische Situation des Rheins wird auch wegen der hohen Abwärmeeinleitungen zunehmend prekär. Trotzdem handeln die Behörden nicht. Es reicht nicht, Millionen von Steuergeldern in die Wiederansiedlung von Lachs und Maifisch zu stecken, ohne die ökologischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Wir fordern Umweltminister Eckhard Uhlenberg auf, sich massiv in Berlin für die seit den 1980er Jahren diskutierte Abwärmeabgabe einzusetzen. In Zeiten eines sich rasant beschleunigenden Klimawandels müssen die Abwärmeeinleiter auch über den ökonomischen Hebel gezwungen werden, für Energieeinsparung und -effizienz zu sorgen und die thermischen Belastungen der Rheinökologie zu mindern."

Der BUND kritisiert, dass der amtliche Wärmelastplan für den Rhein seit 1971 nicht mehr aktualisiert wurde. Mit seiner Studie legt der BUND erstmals wieder ein Abwärmekataster für das internationale Rheineinzugsgebiet vor. Die Studie wurde von den am Rhein liegenden BUND-Landesverbänden beauftragt und von Dr. Jörg Lange (Freiburg) bearbeitet.

Nach den deutschen Erhebungen mit Bezugsdaten aus den Jahren 2000 und 2004 betragen die Wärmefrachten des Rheins 17.309 Megawatt (MW). 78% der Abwärmefrachten stammen aus Kraftwerken. Nordrhein-Westfalen trägt mit einem Drittel (5.736 MW) zur Erwärmung des Rheins durch Abwärme bei; der Anteil der Kraftwerke liegt in NRW bei 66%. Größter Abwärmeeinleiter sind neben der BAYER AG in Leverkusen und Uerdingen die Kraftwerke in Düsseldorf, Duisburg und Voerde.

Dirk Jansen, BUND-Geschäftsleiter: "Sowohl wegen der Kohlendioxid-Einträge in die Atmosphäre, als auch wegen der geplanten Kühlwassereinleitungen in den Rhein ist der Bau neuer Kohlekraftwerke in Düsseldorf und in Krefeld unverantwortlich. Mit einer geplanten Feuerungswärmeleistung von mehr als 2.600 Megawatt würde diese den Rhein weiter aufheizen. Schon jetzt liegt die Rheintemperatur bei bis zu 28°C. Dabei stellen Lachse, die im Sommer den Rhein aufwärts wandern, bei 25 Grad Rheinwassertemperatur ihre Wanderung ein. Auch viele andere Fischarten sind akut gefährdet."

Der BUND sieht mit dem Temperaturanstieg im Rhein und seinen Nebenflüssen (insbesondere Erft, Wupper, Lippe) auch die Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie in Frage gestellt. Diese schreibt vor, dass in den europäischen Flüssen der "gute ökologische Zustand" bis zum Jahr 2015 - mit Verlängerungsmöglichkeiten bis 2021 bzw. 2027 - erreicht werden muss.

Der Klimawandel wird dabei unweigerlich zu einer weiteren Temperaturerhöhung führen. Hitzesommer wie in 2003 und 2006 werden in ihrer Frequenz zunehmen. Das gute ökologische Potenzial im Rhein und seiner Nebenflüsse ist damit - anders als von der EU- Wasserrahmenrichtlinie gefordert - in Zukunft nicht mehr erreichbar. Um Schlimmeres zu verhindern fordert der BUND, zusätzliche thermische Belastungen unter allen Umständen zu vermeiden und die Abwärmefrachten abzusenken. Zum Schutz der Wanderfische sei ein Grenzwert für die Rheinwassertemperatur von 25°C festzulegen. Unabdingbar sei auch die Aufstellung eines Wärmelastplanes mit der Verankerung entsprechender Maßnahmen zur Normalisierung der Wassertemperatur.

Mehr Infos: Hintergrundinformationen zur speziellen Situation in NRW finden Sie unter www.bund-nrw.de . Dort stehen auch die Kurz- und Langfassung der BUND-Studie "Wärmelast Rhein" als Download zur Verfügung.


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Quelle:
Presseinformation Nr. 43, 2. Juli 2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2009