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MASSNAHMEN/262: Moorschutz - Wie man Millionen Tonnen CO2 verschwinden lässt (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1118, vom 10. Nov. 2017, 37. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Moorschutz: Wie man Millionen Tonnen CO2 verschwinden lässt


Obwohl die Moore weltweit nur drei Prozent der globalen Landfläche einnehmen, enthalten die Moore in ihrem Torf doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder! In den deutschen Mooren sind 1.400-2.200 Millionen Tonnen Kohlenstoff gebunden. Zum Vergleich: Die gesamte Treibhausgasemission im deutschen Verkehr betrug 160,8 Mio. Tonnen im Jahr 2015. Es wird geschätzt, dass der weltweite Kohlenstoffvorrat in Mooren etwa zwei Drittel des atmosphärischen Kohlenstoffs beträgt. Die enorme Speicherfähigkeit der Moore für CO2 ist auch der EU-Kommission aufgefallen. Die Kommission verhandelt derzeit über eine Verordnung, wie der Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft ("LULUCF-Sektor") in die Klimaschutzpolitik der EU einbezogen werden kann. Zur Debatte steht, ob man dem LULUCF-Sektor jährlich eine Speicherfähigkeit von 280 Millionen Tonnen CO2 im Zeitraum 2021-2030 zubilligen kann.

Der eigentliche Streit geht aber darum, ob die EU-Mitgliedsstaaten diese 280 Millionen Tonnen mit den Emissionen aus anderen Sektoren verrechnen dürfen. Die Versuchung zur Schönrechnung ist sehr groß, weil das Minderungsziel der EU für Treibhausgase von 40 Prozent bis 2030 inzwischen als unerreichbar gilt. Könnte man die Treibhausgase, die in landwirtschaftlich genutzten Böden, in Wäldern und vor allem in Mooren »sowieso« gespeichert werden, beispielsweise mit den stagnierenden oder sogar steigenden CO2-Emissionen aus dem Verkehrssektor verrechnen, käme man der Einhaltung der vereinbarten Klimaschutzziele schon deutlich näher. Umweltschützer warnen davor, mit diesem Taschenspielertrick die negative Klimaschutzbilanz aufzuhübschen. Die geplante Verordnung für den LULUCF-Sektor dürfe nicht dazu dienen, neue Verrechnungsmöglichkeiten zu eröffnen. Es müsse im Gegenteil darum gehen, die Potenziale für "negative Emissionen" in den Mooren und Wäldern noch weitergehender anzureizen. "Negative Emissionen" werden in den meisten Klimamodellen inzwischen als unerlässlich angesehen, um überhaupt noch eine Chance zu haben, das Pariser Klimaschutzziel von 2 Grad zu erreichen. Um "negative Emissionen" zu realisieren steht weiterhin das Verpressen von Kohlendioxid in tiefe Gesteinsschichten zur Diskussion ("Carbon Capture Storage", CCS). Außerdem wird über eine Eisendüngung der Meere nachgedacht, damit Algen zusätzliches CO2 binden. Gegenüber diesen Hochrisikotechnologien erscheint uns die großflächige Wiedervernässung von Mooren in der EU als deutlich sympathischeres Verfahren.


Einen von uns erstellten ausführlichen Bericht über den Stellenwert von Mooren in der Klimaschutzpolitik, über die Moorschutzprogramme der Bundesländer und über die Debatte in der EU zur Einbeziehung des LULUCF-Sektors in die EU-Klimaschutzpolitik können RUNDBR.-AbonnentInnen kostenlos via nik@akwasser.de als pdf anfordern.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1118
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2017

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