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MASSNAHMEN/323: Rückzugsrefugien von Fischen und Fischnährtieren bedroht - Vorschlag künstlicher Kaltwasserkolke (BBU)


Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V. - Bonn, 18. August 2022

Klimakrise bedroht in trockenfallenden Bächen und Flüssen letzte Rückzugsrefugien von Fischen und Fischnährtieren

BBU schlägt die Schaffung künstlicher Kaltwasserkolke vor


(Bonn, Berlin, Freiburg, 18.08.2022) Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) schlägt vor, dass zur Vorbereitung auf die nächste Niedrigwasserperiode an geeigneten Flüssen und Bächen künstliche Kolke ausgebaggert werden, um Fischen und anderen Kleintieren ein kühles Rückzugsrefugium zu schaffen. Fast in ganz Deutschland kommt es derzeit zum Trockenfallen von Bächen und kleineren Flüssen. Eigentlich sind die Lebensgemeinschaften in Fließgewässern bei Dürreperioden auf ein gelegentliches Austrockenen ihres Lebensraumes eingestellt. Die Kleinkrabbeltiere ("Makrobenthosfauna") ziehen sich in das Sand- und Kieslückensystem unter der Bachsohle zurück. Auch wenn der darüber fließende Bach austrocknet, ist im unterirdischen Sand- und Kieslückensystem in der Regel noch genügend Wasser vorhanden, um Insektenlarven und kleinen Krebsen das Überleben in einer Dürrephase zu sichern. Der Temperaturanstieg infolge der sich rasant verschärfenden Klimakrise bedroht jetzt aber diese letzten Rückzugsrefugien im Untergrund. Auch im Sand- und Kieslückensystem wird bei immer extremeren Hitzeperioden das unterirdisch fließende Wasser immer wärmer und kann deshalb immer weniger Sauerstoff lösen. Die Folge: Insektenlarven, Kleinkrebse und andere Fischnährtiere ersticken in ihrer letzten verbliebenen Rückzugsbasis.

Den Fischen geht es nicht besser. In natürlich dahinfließenden Bächen und Flüssen gab es früher ' teilweise metertiefe - Kolke und Gumpen, denen kühles Grundwasser zugeflossen ist. Die Fische haben sich in die Kolke geflüchtet, wenn das Wasser im Bach oder Fluss immer weniger geworden ist. In den heutzutage größtenteils begradigten Fließgewässern gibt es aber keine Kolke mehr. Die Fische verenden im laufwarmen Wasser der letzten Pfützen in den trockenfallenden Bächen und Flüssen.

Der BBU schlägt deshalb vor, dass zur Vorbereitung auf die nächste Niedrigwasserperiode an dazu tauglichen Fließgewässerstrecken zumindest wieder künstliche Kolke ausgebaggert werden, um den Fischen ein kühles Rückzugsrefugium zu schaffen. Praxisbeispiele gibt es bereits auf der Schweizer Seite des Hochrheins, wo für die extrem wärmeempfindlichen Äschen (eine Salmonidenart) Kolke mit dem Zutritt von kaltem Grundwasser gebaggert worden sind.

Weitere Informationen:
http://regiowasser.ak-wasser.de


Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Einzelmitglieder. Er wurde 1972 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Weitere Umweltgruppen, Aktionsbündnisse und engagierte Privatpersonen sind aufgerufen, dem BBU beizutreten um die themenübergreifende Vernetzung der Umweltschutzbewegung zu verstärken. Der BBU engagiert sich u. a. für menschen- und umweltfreundliche Verkehrskonzepte, für den sofortigen und weltweiten Atomausstieg, gegen die gefährliche CO2-Endlagerung, gegen Fracking und für umweltfreundliche Energiequellen.

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Quelle:
BBU-Pressemitteilung, 18.08.2022
Herausgeber:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V.
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Internet: www.bbu-online.de
Facebook: www.facebook.com/BBU72

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 5. September 2022

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