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SCHUTZGEBIET/638: Wattenmeer seit einem Jahr Weltnaturerbe - BUND fordert mehr Schutz (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e. V. - Hannover, 24. Juni 2010

Thema: Ein Jahr Weltnaturerbe Niedersächsisches Wattenmeer
Region: Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein

Wattenmeer seit einem Jahr Weltnaturerbe - BUND fordert mehr Schutz des sensiblen Lebensraumes


Am 26. Juni 2009 wurde das Niedersächsische Wattenmeer von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Diese Ehrung hat der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. begrüßt - verbunden mit der Hoffnung auf sowie der Forderung danach, dass das Gebiet mithilfe des Titels stärker vor negativen Umwelteinflüssen geschützt wird. Doch ein Jahr nach der Ernennung sieht der BUND Niedersachsen weiterhin Handlungsbedarf, um das Wattenmeer ausreichend zu schützen. Die wichtigsten sieben Forderungen des Umweltverbands sind:

1. Der Tourismus muss naturverträglicher und damit nachhaltig werden. Dazu ist es unabdingbar, ein funktionierendes Ranger-System zu schaffen, um die Touristen auf die besonders sensiblen Gebiete aufmerksam zu machen und sie auch von diesen fernzuhalten (z.B. Brutflächen bedrohter Vögel). Und nur durch eine ausreichende und gesicherte Finanzierung der Nationalparkhäuser kann grundlegende Informations- und Öffentlichkeitsarbeit für das Wattenmeer geleistet werden.

2. Zahlreiche Nutzungen bedrohen das Wattenmeer. Dazu gehört die Einrichtung von Gebieten für Kitesurfen in den Zwischenzonen des Nationalparks, in denen diese Sportart laut Nationalparkgesetz verboten ist. "Kitesurfen gehört in die Erholungszonen", sagt Dr. Marita Wudtke, Naturschutzreferentin beim BUND Niedersachsen. "Doch die schnellen Surfer stören auch die Badegäste. Die Surfer sollten aber nicht dorthin verdrängt werden, wo sie der Vogelwelt schaden. Das Nationalparkgesetz darf keinesfalls weiter aufgeweicht werden."

3. Der BUND unterstützt zwar grundsätzlich Offshore-Windparks. Aber der Umweltverband fordert die optimale Bündelung der Kabelanbindung der Windkraftanlagen. Der bisher durch das Wattenmeer (über Norderney) verlaufende Kabelkorridor sollte größtmöglich ausgelastet werden, außerdem sollten Kabelsysteme verwendet werden (mit mindestens 800 MW), mit denen die aus technischen Gründen gesetzte Grenze von 3.000 MW erreicht werden kann. Alle neuen Kabeltrassen sollten durch vorgeprägte Flussmündungsbereiche verlaufen und nicht durch das Wattenmeer.

4. Nearshore-Windparks lehnt der BUND Niedersachsen wegen der Gefährdung der Vogelwelt ab. "Diese Windparks führen zu Verstößen gegen europäisches und deutsches Naturschutzrecht", erklärt Dr. Wudtke.

5. Der BUND Niedersachsen engagiert sich generell gegen neue Kohlekraftwerke, insbesondere in der Nähe des Weltnaturerbes, beispielsweise in Eemshaven. Denn mit dem Westwind würden Schadstoffe wie Kohlendioxid und Schwermetalle ins Wattenmeer gelangen. Zudem schadet die Einleitung von Kühlwasser dem empfindlichen Ökosystem.

6. Das Weltnaturerbe muss auch vor weiteren Sole-Einleitungen in Ems und Jade und damit ins Wattenmeer geschützt werden. "Um Kavernen für die Erdgaslagerung zu schaffen, gelangen erhebliche Mengen Salz in die Gewässer, und die Bodenlebewesen, Vögel und Meeressäuger sind dadurch gefährdet", erläutert die Naturschutz-Expertin Dr. Wudtke. Allein in die Außenems werden schon knapp 1300 Tonnen Salz pro Stunde eingeleitet.

7. Der BUND lehnt zudem Schlickaufspülungen im Dollart ab, da dadurch Salzwiesen und Wattflächen - die Besonderheiten des Weltnaturerbes - in der strengsten Schutzzone des Nationalparks beeinträchtigt würden. Geplant ist, zur Vertiefung Schlick aus der Außenems sowie aus der Ems auf niederländischer Seite zu baggern und im Dollart aufzuspülen. Die jahrzehntelangen Naturschutz-Aktivitäten für dieses einzigartige und in weiten Teilen ursprüngliche Ökosystem - das größte zusammenhängende Tidegebiet der Welt - wurden mit dem UNESCO-Titel gewürdigt. "Es gibt aber noch viel zu tun, um dem Weltnaturerbe Wattenmeer den Schutz zu gewähren, den es verdient", sagt Dr. Wudtke. "Die Auszeichnung ist direkter Ansporn, diese besondere maritime Landschaft dauerhaft zu schützen und zu erhalten. Dies kann nur durch eine deutliche Stärkung der Naturschutzbelange im Wattenmeer gelingen."

Um das Gebiet großflächig zu schützen, befürwortet der BUND Niedersachsen auch die Aufnahme des dänischen Wattenmeers und des Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer in die Weltnaturerbe-Liste der UNESCO. "Das wäre die Krönung der seit 30 Jahren währenden Trilateralen Wattenmeer-Zusammenarbeit von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden", so Dr. Wudtke.


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Quelle:
Presseinformation vom 24.06.2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2010