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SCHUTZGEBIET/766: Refugien für bedrohte Bienen (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 2/2013
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

BUND-Schutzprojekte
Refugien für bedrohte Bienen

von Magnus Wessel



Viele BUND-Gruppen setzen sich dafür ein, Lebensräume gefährdeter Wildbienen zu sichern. Drei ganz unterschiedliche Schutzgebiete wollen wir Ihnen beispielhaft vorstellen.


Dellbrücker Heide bei Köln

Die Dellbrücker Heide nordöstlich von Köln umfasst etwa 40 Hektar. Das Naturschutzgebiet, früher ein Übungsplatz des Militärs, ist ein Relikt der »Bergischen Heideterrasse«. Diese Heidelandschaft erstreckte sich ursprünglich über fast 200 Quadratkilometer. Militärische Nutzung und Kiesabbau haben ihre Spuren hinterlassen. Doch in dem strukturreichen Gelände wurden über 70 Bienenarten nachgewiesen, darunter einige extrem seltene.

Um die Bedingungen für Bienen und andere Arten des Offenlands weiter zu verbessern, kümmert sich die BUND-Kreisgruppe Köln um die Pflege der Dellbrücker Heide. So schuf sie einen Korridor zwischen den beiden größten verbliebenen Heideflächen. Dieses Jahr werden neben Ziegen und Schafen erstmals auch Esel in der Heide weiden. Sie öffnen den Boden und schaffen so Platz für Bienen und typische Pionierpflanzen. Außerdem organisiert die Kreisgruppe viele Exkursionen ins Gebiet, um zu zeigen, wie wertvoll solche stadtnahen Lebensräume aus zweiter Hand sein können. Umweltbildung zu Wildbienen ergänzt das Angebot.
Mehr Infos: www.dellbruecker-heide.net


Ackerwildkräuter bei Hannover

Seit 1989 engagiert sich die BUND-Kreisgruppe »Region Hannover« für Ackerwildkräuter im Raum Sehnde südöstlich der Landeshauptstadt. Dank besonders aktiver Mitglieder bildet dieser Raum einen regionalen Schwerpunkt unserer Naturschutzarbeit.

Der intensive Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln und Kunstdünger, schnelle Fruchtfolgen und dichte Einsaat haben viele Ackerwildkräuter selten werden lassen. Nur noch selten können wir uns an Feldern freuen, die Farbtupfer von Klatschmohn, Kornblume oder Rittersporn zeigen. Das Schutzprojekt der Kreisgruppe umfasst fünf Äcker in den Städten Sehnde und Lehrte mit einer Fläche von 6,8 Hektar. Der BUND hat diese Flächen gepachtet und bestellt sie mit Hilfe eines Landwirtes ohne Spritzmittel und Kunstdünger.

Eine der Flächen beherbergt das größte Vorkommen des Feld-Rittersporns in Niedersachsen. Die hübsche blauviolett blühende Pflanze ist heute zur Rarität geworden. Als kalkliebende Art reagiert sie sehr empfindlich auf Kunstdünger. Der BUND-Acker wird deshalb nur gepflügt und ungedüngt mit Getreide bestellt. So konnte sich der Rittersporn gut vermehren. Von seinem Nektar und Pollen profitieren Hummeln und andere Wildbienen. Besonders Acker- und Gartenhummeln, die unter dem rapiden Verlust von Blütenpflanzen in unserer Agrarsteppe leiden, bestäuben ihn und tragen dazu bei, die zarte Schönheit zu bewahren.
Mehr Infos: http://region-hannover.bund.net (Themen und Projekte, Naturschutz, Ackerwildkräuter)


Bienen in Ebern

An die Balthasar-Neumann-Kaserne im unterfränkischen Ebern grenzte einst ein Übungsplatz. Seitdem sich das Militär hier zurückgezogen hat, setzt sich der BUND Naturschutz für die biologische Vielfalt auf dem Gelände ein. Durch extensive Nutzung hat sich im Laufe der Jahre ein wichtiger Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen entwickelt - wie auf so vielen Übungsplätzen. Bis heute wurden allein über 200 Wildbienenarten festgestellt. Für ihren Schutz sorgt die gezielte Pflege dieses Mosaiks aus Magerrasen, Magerwiesen und -weiden, eingestreutem Rohboden sowie Gehölzen, Hecken und Waldrändern.

Ebern ist nicht nur bei den Wildbienen ein Eldorado der Artenvielfalt: Weit über tausend der bislang nachgewiesenen 5000 Arten finden sich auf den Roten Listen Bayerns oder Deutschlands, einige stehen als »besonders schützenswerte Arten« unter dem Schutz der Europäischen Union, und einige sind bundesweit sogar ausschließlich von diesem Standort bekannt.
Mehr Infos: www.bund-naturschutz-ebern.de.


Magnus Wessel betreut als neuer Leiter des Naturschutzreferats u.a. den Wildbienen-Schwerpunkt des BUND.


Projektdatenbank ANNA

Unser AktionsNetzNAturschutz (kurz: ANNA) sammelt BUND-Projekte. Ist Ihr Wildbienenprojekt schon dabei? Oder kennen Sie andere Projekte, die Sie öffentlich vorstellen und unseren Aktiven empfehlen wollen? Dann loggen Sie sich ein: www.bund-intern.net

Dieses Jahr stehen auch unsere »Projekte des Monats« ganz im Zeichen der Wildbiene: Aus den Wildbienenprojekten in ANNA wählen wir regelmäßig ein besonders gut übertragbares und vorbildliches Projekt aus und stellen es auf unserer Homepage vor.

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Quelle:
BUNDmagazin 2/2013, S. 18 - 19
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net
 
Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2013