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WALD/630: Zivilisation bedroht Trockenwälder (WWF Magazin)


WWF Magazin 4/2009
WWF Deutschland - World Wide Fund For Nature

Zivilisation bedroht Trockenwälder

Von Volker Homes, WWF


Die Trockenwälder Indochinas sind faszinierende Landschaften mit einer bemerkenswerten Artenvielfalt - doch wurden sie wegen andauernden Kriegen kaum beachtet. Jetzt hilft der WWF in Kambodscha beim Aufbau riesiger Schutzgebiete.

Sie erinnern an afrikanische Savannen, Teile der Mekongregion zwischen Kambodscha, Thailand, Laos und Vietnam. Doch anders als in Afrika trifft man in den Trockenwäldern Südostasiens kaum noch große Tierarten an. Denn sie wurden über die letzten Jahrzehnte hinweg gewildert, vor allem in den langen Kriegszeiten.

Und doch gibt es sie noch - die Antilopen- und Hirscharten wie den Indischen Muntjak, den Thailand-Leierhirsch und den großen Sambar-Hirsch. Oder die einzigartigen Wildrinder wie den Gaur mit einer Schulterhöhe von bis zu 2,20 Metern, den kaum kleineren Banteng und die letzten wilden Wasserbüffel. Das Kouprey-Wildrind ist hingegen vermutlich bereits in den achtziger Jahren ausgestorben. Sie alle, wie auch das Eurasische Wildschwein, sind Beutetiere von Leopard und Tiger, die neben kleineren Katzenarten wie der Bengalkatze ebenfalls noch hier jagen. In der Region leben zudem weitere bedrohte Arten wie der Gelbwangen-Schopfgibbon, Plumplori, Kragen- und Malaienbär, diverse Schuppentierspezies und das seltene Siam-Krokodil.

Feld statt Wald

Doch auch in diese faszinierende Landschaft von der halben Größe Deutschlands rückt die Zivilisation immer weiter vor. Vor allem die großen Gummiplantagen fressen sich immer tiefer in die wenig berührten Urwälder. Sogar dort, wo bereits Trockenwälder unter Naturschutz gestellt wurden wie in der Provinz Mondulkiri im Osten Kambodschas, siedeln immer mehr Menschen illegal. Sie wandeln den Wald Stück für Stück in Felder um. Aus zunächst instabilen Holzhütten werden zuerst Holz- und später Steinhäuser. Irgendwann sind die Menschen aus der Region nicht mehr wegzubewegen.

Nicht alle Siedler betreiben Ackerbau oder bekommen Arbeit auf den Plantagen. Viele gehen deshalb in die verbliebenen Wälder und nutzen illegal Pflanzen- und Tierarten. Für die regionalen und überregionalen Wildartenmärkte werden Heilpflanzen gesammelt und zahlreiche Tierarten wie Affen und sogar Tiger gewildert. Häufig werden Arten über unwegsame Pfade nach Vietnam oder ins südliche China geschmuggelt, wo sie auf Märkten vor allem als Zutaten für die traditionelle asiatische Medizin verkauft werden.

Schützen durch Nützen

Dennoch bieten sich jetzt für den Naturschutz große Möglichkeiten, die Trockenwälder Südostasiens besser zu schützen - vor allem in den Provinzen Mondulkiri und Ratanakiri im Osten Kambodschas. Dort wurden von der Regierung große Gebiete der insgesamt rund sechs Millionen Hektar Trockenwälder - eine Fläche von fast der Größe Bayerns - als Nationalpark oder Schutzwald ausgewiesen. Doch bislang existieren sie leider nur auf dem Papier. Deshalb brauchen sie dringend ein gutes Management. Der WWF unterstützt daher die neue Verwaltung der Naturschutzgebiete und finanziert Ranger-Einheiten, um die Wilderei dort einzudämmen. Seit 2008 ist der WWF dort außerdem dem Tiger auf der Spur: Fotofallen und Spürhunde sollen ermitteln helfen, wie viele der größten Beutegreifer es überhaupt noch gibt. Bislang wird ihre Zahl auf ein Dutzend geschätzt.

Tiger und Trockenwälder werden auf Dauer nur dann geschützt werden können, wenn wir den Menschen helfen, anstelle von Wilderei und Kahlschlag alternative Einkommensquellen zu entwickeln. Daher fördert der WWF die nachhaltige Nutzung natürlicher Produkte. So unterstützt die Umweltstiftung den Ökotourismus. Ganze Dörfer sammeln den Honig der Wildbienen oder Harze bestimmter Bäume, die in der chemischen Grundstoffindustrie Verwendung finden. Auch kleine Gemeindefischereien entlang der Flüsse werden unterstützt, denn sie sichern langfristig die Ernährung der Bevölkerung.

All diese Projekte tragen dazu bei, dass die Menschen mit intakter Natur statt durch Raubbau ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
• Wichtig für bedrohte Arten: Wasserstelle im Trockenwald


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Quelle:
WWF Magazin 4/2009, Seite 22
Herausgeber:
WWF Deutschland
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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der
Umweltstiftung WWF Deutschland erscheint vierteljährlich


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2010