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LESERBRIEFE/003: Zu "Fragen anläßlich des Aufrufs der Stiftung Ethecon zum BP-Boykott" (László Maráz)


Zum Schattenblick-Artikel:
Fragen anläßlich des Aufrufs der Stiftung Ethecon zum BP-Boykott (SB)

unter: UMWELT -> MEINUNGEN -> LAIRE/130


Leserbrief von László Maráz:

Montag, 21. Juni 2010 - 11:15 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

leider geht aus Ihrem Beitrag nicht hervor, wer der Autor des Artikels ist. So schreibe ich Ihnen und hoffe, dass Sie das an denjenigen weitergeben.

Die Argumentationen sind recht vielseitig und nachvollziehbar und zu weiten Teilen sehr unterstützenswert. Auf einen Pferdefuß möchte ich aber hinweisen. Ich zitiere zunächst:

"Würde als Reaktion auf die Erdölkatastrophe im Golf von Mexiko jegliche Offshore-Förderung eingestellt, hätte das einen Anstieg der Erdölpreise auf dem Weltmarkt zur Folge. Davon wären hierzulande die Geringerverdienenden stärker betroffen, und in den Ländern des Südens werden sich absehbar die Preise für Nahrungsmittel, Getreide, Dünger, Wasser für die Bewässerungswirtschaft, etc. erhöhen. Tendenziell würden dadurch mehr Menschen in Armut geworfen und müssten womöglich Hunger leiden. Nimmt die Stiftung das wissentlich in Kauf, sozusagen als Kollateralschaden des für sie wichtigen Ziels, BP an den Pranger zu stellen?"

Natürlich sind die Geringerverdienenden immer von steigenden Energiepreisen stärker betroffen, obwohl sie weniger Energie verbrauchen. Das sollte aber hoffentlich nicht zum logischen Umkehrschluss führen, noch mehr Öl zu fördern, damit es auch den Armen und Hungernden besser gehen möge.

Das Argument "Kollateralschaden" für die Armen wird zu gerne und zu oft angeführt, um von notwendigen strukturellen Änderungen unseres Konsumverhaltens abzulenken. Auch die weniger Verdienenden tun gut daran, Energie und Rohstoffe zu sparen. Die Mitleidskarte zu spielen, wird zu oft zum Totschlagargument, ich kenne viele Menschen, die trotz niediger Einkommen einen großen Teil ihres Budgets für spritfressende Autos ausgeben. Und den wirklich Bedürftigen muss man ohnehin anders helfen, denn mit "Brot und Spiele" allein ist ihnen wenig geholfen.

Mit bestem Gruß

László Maráz
Koordination Plattform "Nachhaltige Biomasse"


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Quelle:
Leserbrief vom 21. Juni 2010


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2010