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LAIRE/234: Fracking ... bis zum bitteren Ende (SB)


Globale Erdöl- und Erdgasressourcen gehen absehbar zur Neige

Mit Fracking soll der letzte Tropfen Saft aus der "Zitrone" gequetscht werden



Auf der ganzen Welt wächst der Widerstand gegen Fracking. Bei dieser Methode der Förderung unkonventioneller Erdöl- und Erdgasvorkommen werden die teils in mehreren tausend Metern Tiefe liegenden Gesteinsschichten zunächst vertikal, dann horizontal angebohrt und mittels eines Gemischs aus Wasser, Chemikalien und Sand, die unter hohem Druck in das Bohrloch gepreßt werden, aufgebrochen.

Im großen Stil wird Fracking bislang hauptsächlich in den USA betrieben, könnte sich aber auch in Deutschland und anderen Mitgliedsländern der Europäischen Union breitmachen. So berichtete diese Woche der NDR von Plänen des US-Konzerns ExxonMobil, ein altes Erdgasfeld in Rötersen, Landkreis Rotenburg, in größerer Tiefe als in der Vergangenheit mit Hilfe des Frackings aufschließen zu wollen. Die Genehmigungsunterlagen lägen nahezu vollständig vor, im kommenden Jahr könne es losgehen, hieß es. [1]

Eine Bürgerinitiative versucht, das Fracking an dem alten Bohrloch zu verhindern. Wie auch immer ihre Erfolgsaussichten sind, in der Zukunft wird solchen Bemühungen womöglich ein massiver Riegel vorgeschoben. Denn die Europäische Union und die USA wollen ein Freihandelsabkommen (TTIP - Transatlantic Trade and Investment Partnership) abschließen, in dem Investoren vor "indirekten Enteignungen" gegenüber Staaten geschützt werden. Das könnte bedeuten, daß ein Unternehmen wie ExxonMobil all seine nicht mehr genutzten Bohrlöcher "fracken" oder sogar in weitere Regionen der Bundesrepublik vorrücken darf und im Falle einer Verweigerung saftige Schadenersatzansprüche wegen "entgangener Profite" geltend machen kann.

Wo aber die bestehende Rechtsordnung, in der Fracking auch gegen den Willen der davon betroffenen örtlichen Bevölkerung durchgesetzt werden soll, von dieser nachdrücklich in Frage gestellt wird, fahren auch die sich "demokratisch" gebenden Staaten schwere Geschütze auf. So hat die kanadische Polizei am Donnerstag im Osten Kanadas ein Zeltlager mit Fracking-Gegnern gewaltsam geräumt und mindestens 40 Personen festgenommen. Die Demonstranten hatten in den zurückliegenden Wochen unter anderem Straßensperren errichtet, um zu verhindern, daß das Gasunternehmen SNW Ressources Testbohrungen in der Region durchführt. [2]

Eine frühzeitige Intervention, die sich bereits gegen die Aufnahme von Probebohrungen richtet, ist insofern nachvollziehbar, als daß der Druck, die Förderung zu genehmigen, steigt, sobald feststeht, daß eine geologische Formation Erdgas oder Erdöl in abbauwürdigen Mengen enthält.

Offensichtlich geht es weltweit an die letzten Ressourcen dieser fossilen Energieträger, koste es, was es solle. Zwar hat bereits die Verbrennung von Erdöl, Erdgas und Kohle seit Beginn des Industriezeitalters eine oberirdische planetare Veränderung eingeleitet, indem sich das Klima mit schwerwiegenden Folgen für viele Menschen wandelt, aber aus dieser Entwicklung gelernt haben die politischen Entscheidungsträger nichts. Jetzt gestatten sie den Energiekonzernen, flächendeckend den strukturellen Zusammenhalt tiefer Gesteinsschichten zu zerstören und dann auch noch chemikalienverseuchtes Wasser in die Lücken zu pressen, ohne daß irgend jemand die langfristigen Folgen dieser Eingriffe abschätzen könnte.

Wohingegen die kurzfristigen Auswirkungen des Frackings hinlänglich bekannt sind: Methan im Trinkwasser, Fischsterben, Erdbeben, grenzwertüberschreitende Akkumulation von Radionukliden, Verbrauch des knappem Trinkwassers in Trockengebieten, Zerschandelung der Landschaft, Staub- und Lärmbelästigung durch Schwerlastverkehr, vergiftete Luft.

Die Förderung und der Verbrauch fossiler Energieträger erzeugen unumkehrbare Verhältnisse der Destruktion. Aber hey, auf dem Luxusdampfer Titanic wurde ebenfalls bis zum Schluß beschwingte Musik gespielt ...


Fußnoten:

[1] http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/heide/fracking451.html

[2] http://www.n-tv.de/ticker/40-Fracking-Gegner-festgenommen-article11563146.html

Eine Auswahl an jüngeren Berichten der Schattenblick-Redaktion zum Thema Fracking finden Sie in den Rubriken:

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18. Oktober 2013