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STANDPUNKT/395: Vögel in Gefahr - NABU Thüringen gegen das Streuen von Mäusegift (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 30. April 2013

Mäuse gehören auch zum Acker

NABU Thüringen gegen das Streuen von Mäusegift



In einem Brief an die unteren Naturschutzbehörden fordert der NABU Thüringen diese auf, das Ausbringen von Mäusegift zu verhindern. Viele Vögel wie Milane, Falken, Bussarde und sogar Neuntöter und Raubwürger sind in Gefahr. Nach dem langen Winter sind die Mäusepopulationen stark geschrumpft, so dass Eulen sogar mit dem Brüten aussetzen. Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) hat am 25.04.2013 eine Allgemeinverfügung zur Bekämpfung der Feld- und Erdmaus mit dem Pflanzenschutzmittel Ratron Feldmausköder herausgegeben.

"Wir vergiften mit dem Breitstreuen von Ratron die Schleiereulen der angrenzenden Dörfer, die Waldohreulen der angrenzenden Gehölze, nahrungssuchende Milane, Falken und Bussarde, ja sogar Neuntöter und Raubwürger, die durch das Gift geschwächte Feldmäuse erbeuten. Die Auswirkungen auf Spitzmäuse der Feldraine wie Feld-, Wald- und Zwergspitzmaus sind nur zu erahnen, da Aas, wie zum Beispiel verendete Feldmäuse, von Spitzmäusen gern aufgenommen wird", erklärt Mike Jessat, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen. Die in den Regionen zuständigen Landwirtschaftsämter können nach einer Stellungnahme der unteren Naturschutzbehörden und deren Zustimmung die Anwendung des Pflanzenschutzmittels Ratron Feldmausköder genehmigen. In einem Schreiben fordert der NABU Thüringen die unteren Naturschutzbehörden dazu auf, mit ihren Stellungnahmen die Ausbringung des Feldmausköders möglichst zu verhindern.

"Wieder wird die Verantwortung gegenüber Wildtieren auf die Unteren Naturschutzbehörden in den Landkreisen abgeschoben. Die Ministerien bedienen die Landwirtschaftslobby und die Landkreise bekommen die Schelte ab, wenn sie der Vergiftung von Feldhamster, Rotmilan und Schleiereule nicht zustimmen wollen", so Mike Jessat. "Am Ende traut sich der kleine Angestellte im Umweltamt nicht Nein zu sagen, weil er den Druck von Kreisbauernschaft und Landrat fürchtet."

Der NABU rechnet momentan eher mit einem Rückgang der Kleinsäugerpopulation. Wie eine Umfrage bei Eulenbeobachtern und -beringern gezeigt hat, ist ein zyklisches Niedergangsjahr bei Kleinsäugern für 2013 zu erkennen. Momentan ist dies schon bei verschiedenen Eulenarten wie dem Raufußkauz und der Schleiereule zu spüren. Wegen des Nahrungsmangels sind beim Raufußkauz jetzt schon weniger Bruten nachzuweisen und bei Schleiereulen kam es zu Verlusten. Von einer sogenannten Mäuseplage kann keine Rede sein. "Ist eine Feldmaus auf zehn Quadratmeter Feldfläche schon zu viel, so dass der Bauer mit dem Düngerstreuer Gift streuen darf", fragt Mike Jessat. Laut der Allgemeinverfügung der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft muss der Landwirt auf 250 m² Fläche zwanzig belaufene Mäuselöcher feststellen, um Gift streuen zu dürfen. Es ist dem Bauern anscheinend nicht mehr zuzumuten, diese direkt zu begiften. Stattdessen streut man jetzt Gift mit dem Düngerstreuer.

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Quelle:
Pressemitteilung, 30.04.2013
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2013