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STANDPUNKT/734: Zum Plastiksack-Verbot in der Schweiz (OceanCare)


OceanCare - News, 18. September 2015

Zum Plastiksack-Verbot in der Schweiz


2012 beschloss das Schweizer Parlament ein Verbot von Wegwerfplastiksäcken einzuführen. Seither versucht das Bundesamt für Umwelt (BAFU), den Auftrag des Parlaments umzusetzen.

Aufgrund der unterschiedlichen Haltungen der Interessengruppen (Konsumentenschutzverbände, Gewerbeverbände, Umweltschutz), die das BAFU in die Diskussion um das Verbot miteinbezogen hat, kam noch kein Resultat zustande. Verschiedene Lösungen wurden diskutiert, darunter die Umwandlung eines Verbots in eine Gebühr auf sämtliche Einkaufstaschen, die Beschränkung des Verbots generell auf Supermärkte oder auf solche ab einer gewissen Grösse der Verkaufsfläche.

Nach zwei Jahren der Verhandlung kam das BAFU zum Schluss, dass das geltende Gesetz nicht für ein Verbot auf Verordnungsstufe ausreicht. Das BAFU wird daher dem Bundesrat eine Änderung des Umweltschutzgesetzes vorschlagen und das Parlament wird nochmals über das Verbot beraten müssen. Verwiesen wird auch darauf, dass eine Studie der EMPA ergeben habe, dass die Ökobilanz der Plastiksäcke im Vergleich zu anderen Tragtaschen sehr gut ausfalle. Damit sei die wissenschaftliche Grundlage für das Plastiksack-Verbot auf Verordnungsebene nicht mehr gegeben. Ob bei der Ökobilanz der Plastiksäcke, die Lärmverschmutzung bei der Suche nach Öl unter dem Meeresgrund, die Schäden durch Ölkatastrophen und die Folgen der Plastikvermüllung für die Umwelt miteinbezogen wurden, darf getrost in Frage gestellt werden, denn sonst wäre das Resultat mit grosser Sicherheit anders ausgefallen.

Eine fragwürdige Rolle haben die Konsumentenschutzforen gespielt. Sie meinen, dass Littering zwar ein Problem sei, aber nicht auf Plastiksäcke reduziert werden könne. Die Plastiksäcke würden nur 3`000 Tonnen des jährlichen Kunststoffverbrauchs von rund einer Million Tonnen ausmachen.

Doch: Warum nicht mit der Einsparung der 3.000 Tonnen Wegwerfplastiksäcke begonnen werden kann ist unverständlich. Die Signalwirkung einer derartigen Einsparung wäre jedenfalls wichtig für weitere Entscheide und Massnahmen zum Thema Plastik(müll) und die kritische öffentliche Wahrnehmung von Einwegplastik sowie den Umgang mit diesen Produkten.

OceanCare appelliert an die Konsumenten und Konsumentinnen, freiwillig auf Wegwerfplastiksäcke und Einwegverpackungen zu verzichten. Damit kann nicht nur das Litteringproblem reduziert werden; auch die Meere werden leiser, denn für die Herstellung von Plastik braucht es Rohöl. Unser Plastikverbrauch ist somit mitverantwortlich für den Run auf neue Ölreserven in den Meeren und für die Suche nach neuen Vorkommen werden extrem laute Druckluftkanonen eingesetzt, welche Meerestiere aus angestammten Gebieten vertreiben, verletzten oder gar töten können.

Biologisch abbaubare Plastiksäcke sind auch keine Lösung, denn für den Anbau des Rohmaterials für die biologisch abbaubaren Säcke wird wertvolles Kulturland gebraucht, welches meist in Entwicklungsländern gekauft oder gepachtet wird. Dadurch wird die Nahrung in diesen Ländern so stark verteuert, dass sich die Einheimischen oft nur noch eine oder maximal zwei Mahlzeiten pro Tag leisten können. Es darf nicht sein, dass andere Bevölkerungsgruppen für unsere Bequemlichkeit Hunger leiden müssen. Zudem darf es generell nicht sein, dass wir Nahrungsmittel dazu verwenden, Produkte herzustellen, die zum Wegwerfen gedacht sind.

Als Lösung für die Plastiksäcke bei den Gemüseständen schlägt OceanCare ein wiederverwendbares Stoffsäckli [1] vor und als Einkaufstasche den ShoppingSail [2].

[1] http://shop.oceancare.org/nuetzliches/3b-bags.html

[2] http://shop.oceancare.org/oceanbags/shoppingsail.html

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Quelle:
News vom 18. September 2015
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. September 2015

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