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STANDPUNKT/1096: RWI-Nachhaltigkeitsforscher zum Bericht des Weltbiodiversitätsrats (idw)


RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - 06.05.2019

Kommentar von RWI-Nachhaltigkeitsforscher zu Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) Dr. Nils aus dem Moore, Leiter der RWI-Forschungsgruppe "Nachhaltigkeit


und Governance" sowie stellvertretender Leiter des Berliner RWI-Büros: "Der globale Gesamteffekt der bisher vorherrschenden Wirtschafts- und Lebensweise wird dem Anspruch der Nachhaltigkeit nicht gerecht. Die Forderung des IPBES nach einem breiten "Policy Mix" unterschiedlicher Maßnahmen ist angemessen. Allerdings sollten dabei marktorientierte Instrumente, die über die Veränderung des Preisgefüges auf effiziente Weise eine besonders große Lenkungswirkung entfalten können, eine zentrale Rolle einnehmen."

Dr. Nils aus dem Moore, Leiter der RWI-Forschungsgruppe "Nachhaltigkeit und Governance" sowie stellvertretender Leiter des Berliner RWI-Büros:

"Der globale Gesamteffekt der bisher vorherrschenden Wirtschafts- und Lebensweise wird dem Anspruch der Nachhaltigkeit nicht gerecht. Die Zielverfehlung in der ökologischen Dimension ist besonders eklatant. Der Bericht des Weltbiodiversitätsrates zeigt sehr sorgfältig auf, dass der beschleunigte Rückgang der Artenvielfalt und die damit verbundenen Verluste an Ökosystemdienstleistungen ein Problem von ähnlicher Tragweite sind wie der Klimawandel.

Die Forderung des IPBES nach einem breiten "Policy Mix" unterschiedlicher Maßnahmen ist an-gemessen. Allerdings sollten dabei marktorientierte Instrumente, die über die Veränderung des Preisgefüges auf effiziente Weise eine besonders große Lenkungswirkung entfalten können, eine zentrale Rolle einnehmen. Leider sind wir von diesem Zustand noch weit entfernt, insbesondere bei der Subventionierung der Nutzung von fossilen Kraftstoffen, bei kapazitätsbezogenen Subventionen in der Fischerei oder in der Landwirtschaft. Werden diese zentralen Fehlsteuerungen nicht durch grundlegende Reformen korrigiert, dann sind andere Maßnahmen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Dissens entzündet sich daran, dass von ökonomischer Seite auf die Möglichkeit einer Entkopplung von Wirtschaftsleistung und Naturbelastung verwiesen wird, dass also ein "Green Growth" möglich sei. Von ökologischer Seite wird hingegen oft vertreten, dass wir nicht nur die Art des Wachstums ändern müssen, sondern gar nicht mehr wachsen dürften. In einem mehrjährigen Projekt für das Umweltbundesamt hat das RWI gemeinsam mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und dem Wuppertal-Institut herausgearbeitet, dass beide Positionen auf einer unterstellten Gewissheit beruhen, die sich wissenschaftlich nicht rechtfertigen lässt: Wir wissen schlicht nicht, wie weit Entkopplung tragen wird und wie sich die Wirtschaftsleistung mittel- und langfristig entwickelt, wenn wir die Einhaltung der ökologischen Belastungsgrenzen so im System verankern, wie es notwendig ist. Wir wissen aber, dass weiteres Wirtschaften mit einer nicht ausreichenden Rücksichtnahme auf die Leistungsfähigkeit der Natur absehbar ins Desaster führt - ökologisch, aber letztlich auch ökonomisch und sozial. Daher gibt es keine vernünftige Alternative dazu, die Rahmenbedingungen endlich richtig zu setzen."


Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/uba_texte_89_2018_vorsorgeorientierte_postwachstumsposition_zusammenfassung.pdf
- Zusammenfassung eines mehrjährigen Projekts für das Umweltbundesamt des RWI, des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und des Wuppertal-Institut "Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen"

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news715114

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution145

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - 06.05.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2019

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