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STELLUNGNAHME/310: Schiffskraftstoffe werden schwefelärmer, Schwerölverbot auf See muss folgen (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 28. Oktober 2016

NABU begrüßt, dass Schiffskraftstoffe künftig schwefelärmer werden

Miller: Nächster Schritt muss ein grundsätzliches Schwerölverbot auf See sein


London/Berlin - Der NABU begrüßt die heutige Einigung des Ausschusses zum Schutz der Meeresumwelt der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) zur Absenkung des Schwefelgehalts für Schiffskraftstoffe. Marine Kraftstoffe dürfen demnach künftig nur noch maximal 0,5 Prozent Schwefel enthalten. Nach Ansicht der Umweltschützer ein richtiger, wenn auch längst überfälliger Schritt.

"Die Seeschifffahrt hat ein massives Abgasproblem. Und das sowohl bei Kreuzfahrt- als auch Containerschiffen. Es ist richtig, den Ausstieg aus dem Schweröl jetzt einzuleiten und die Seeschifffahrt insgesamt zu mehr Umwelt- und Klimaschutz zu bewegen", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Jahrzehntelang habe sich die Branche mit ihren verantwortlichen Akteuren vor dem Problem weggeduckt. Es sei jetzt das richtige Signal, dass die internationale Gemeinschaft wieder das Ruder in die Hand nehme, um die Abgase zu reduzieren.

Die Abstimmung der IMO war mit Spannung erwartet worden, da auf Drängen von Ölindustrie, Reedern und einflussreichen Flaggenstaaten auch eine Verschiebung der Entscheidung auf das Jahr 2025 erwogen worden war. Und das obwohl zuvor eine geleakte Studie im Auftrag der IMO ermittelt hatte, dass eine Verzögerung - aufgrund der immensen Abgasbelastung - rund 200.000 weitere vorzeitige Todesfälle verursacht hätte. Schiffsabgase sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Krebs erregend und allein in Europa pro Jahr für mehr als 50.000 Todesfälle verantwortlich.

Auch nach der baldigen Reduzierung des Schwefelanteils ist die Gefahr, die von Schweröl ausgeht, längst nicht gebannt. Der Schiffskraftstoff wird noch immer rund 500mal so dreckig sein wie Lkw-Diesel. Funktionierende Abgastechnik, wie sie an Land längst Pflicht ist, ist auf dem Meer kaum verbreitet. "Es ist unklar, woher die Reeder das Recht nehmen, die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima so massiv und weitaus mehr als andere zu belasten", kritisierte NABU- Verkehrsexperte Daniel Rieger.

So können die Reeder auch künftig weiterhin billiges Restöl verfeuern, wenn sie es mit höherwertigen Kraftstoffen mischen oder einen Schwefelwäscher, so genannte Scrubber, einsetzen. "Selbst in sensiblen Regionen wie der Arktis fahren Schiffe weiter mit Schweröl und setzen die gesamte Region einem unverantwortlichen Risiko aus. Es wird Zeit, dass das giftige Abfallprodukt Schweröl ein für alle mal von unseren Weltmeeren verschwindet. Die volkswirtschaftlichen Kosten für diesen nur scheinbar billigen Kraftstoff sind einfach zu hoch. Wir brauchen dringend ein weltweites Schwerölverbot - und damit auch den Anreiz, künftig stärker auf umweltfreundlichere Antriebsarten zu setzen", sagte Rieger.

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 125, 28.10.2016
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2016

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