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ATOM/304: Kernwaffentests - Strahlendes Erbe der Tuareg (SB)


Radioaktiv verstrahlte Regionen im Nutzungsgebiet der Nomaden

Entschädigungskampagne für die Tuareg angelaufen


Ehemalige französische Soldaten versuchen, Entschädigungszahlungen für das Volk der Tuareg durchzusetzen, die aufgrund oberirdischer Atomtests in der algerischen Wüste vertrahlt wurden. Bei den Soldaten handele es sich um Personen, die Zeuge der gewaltigen Sprengungen waren, berichtete Al-Jazeera.net (21.2.2007).

Zwischen 1960 und 1966 hat Frankreich in Algerien 17 Atombomben oberirdisch zur Zündung gebracht. Die radioaktiven Wolken breiteten sich in einem Umkreis von 1000 Kilometern aus und haben zahlreiche Landstriche dauerhaft verstrahlt. Für manche Regionen ist der Zutritt untersagt. Das bedeutet, daß diese Gebiete eine permanente Gesundheitsgefahr darstellen und, was häufig nicht bedacht wird, daß sie dauerhaft der Nutzung durch die Bevölkerung entzogen sind.

Das betrifft natürlich unmittelbar den Lebensraum der Tuareg, die als Nomaden traditionell große Strecken zurücklegen und sich der radioaktiven Belastung ihrer Umwelt nicht entziehen können.

1962 errang Algerien die Unabhängigkeit von Frankreich, doch wurde es dem französischen Militär gestattet, beziehungsweise es hat es sich herausgenommen, weiterhin Kernwaffenversuche in der Wüste durchzuführen. Später richtete Frankreich Testgebiete auf den pazifischen Inseln Muroroa und Fangataufa ein.

Insgesamt zündete die "Grande Nation" 215 Atomwaffen (ober- und unterirdisch). Damit liegt das Land weltweit an dritter Stelle hinter UdSSR/Rußland mit 715 Kernwaffentests und den USA mit 1.146. Die von Frankreich in der Sahara gezündeten Atombomben besaßen teils die vierfache Sprengkraft jener Atombombe, die 1945 von den USA über Hiroshima abgeworfen wurde.

Michael Ferji, Augenzeuge einer Atomexplosion in Algerien, erklärte laut Al-Jazeera, daß er sich vorgenommen habe, das öffentliche Bewußtsein für die Problematik zu wecken und daß sich die Verantwortlichen zu ihrer Schuld bekennten und Kompensationszahlungen an die Opfer leisteten. Zu diesem Zweck arbeitet eine Veteranenorganisation mit französischen Senatoren zusammen. Sie wollen einen Funds einrichten, aus dem die Entschädigungszahlungen geleistet werden sollen.

Die Tuareg müssen sich nicht nur um ihr eigenes Wohl Sorgen machen, sondern auch um das ihrer Kinder, bei denen mit einer erhöhten Gefahr von Mißbildungen und anderen negativen Strahlenfolgen zu rechnen ist. Für die Kernwaffenversuche in der algerischen Wüste seien sechzig Milliarden Euro ausgegeben worden, so Ferji. Es solle doch wohl möglich sein, daß ein kleinerer Teil den Opfern zugutekomme.

27. Februar 2007