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KLIMA/355: Hitzewelle in Australien - nicht nur Tennisprofis leiden (SB)


Schwerste Hitzewelle in Südaustralien seit hundert Jahren

Düstere Prognose australischer Klimaforscher scheint sich zu bestätigen


In Südaustralien herrscht derzeit die schwerste Hitzewelle seit 1908. Die hiesige Mainstream-Presse berichtet darüber aus Anlaß der Australian Open, einer Tennisveranstaltung in Melbourne, wobei die Leserschaft Dinge erfährt wie, daß ein Tennisprofi wegen Hitze aufgeben und ein anderes Match wegen der hohen Temperaturen aufgeschoben werden mußte. Die Bevölkerung in den australischen Bundesstaaten Victoria und South Australia hat jedoch andere Probleme als Tennis. Bei Temperaturen von teils 44 Grad Celsius im Schatten sehen die Einwohner die Warnungen der Wissenschaftler bestätigt, wonach der australische Kontinent im Zuge des Klimawandels regelmäßig unter Hitzewellen leiden wird und weite Gebiete trocken fallen könnten.

Ohnehin vermochte Australien seine landwirtschaftliche Produktion nur dank einer intensiven Bewässerungswirtschaft aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Poetisch gesprochen haben die Farmer die Wüste zum Blühen gebracht. Inzwischen weist der Trend in die entgegengesetzte Richtung. Seit dem Jahr 2003 folgt ein Dürrejahr dem nächsten, und auch wenn es zwischenzeitlich kräftig geregnet hat, konnte damit die generelle Trockenheit nicht behoben werden. Mehr und mehr Farmer ziehen sich aus den ariden Gebieten Zentralaustraliens zurück; auch die Selbstmordrate unter den Landwirten, die aufgeben mußten, ist gestiegen.

Auf der Südhalbkugel der Erde herrscht derzeit Hochsommer. Temperaturen von 44 Grad Celsius würden selbst im heißen Ägypten als Hitzewelle eingestuft. Der notorische Wassermangel im Murray-Darling-Becken, dem landwirtschaftlichen Hauptanbaugebiet Australiens, spitzt sich aufgrund der aktuellen Hitzewelle im Süden des Kontinents weiter zu. Darüber hinaus besteht eine erhöhte Gesundheitsgefahr. Ältere Menschen leiden besonders unter der Hitze.

Als Europa im Jahr 2003 ebenfalls von einer Hitzewelle heimgesucht wurde, starben Zehntausende, vor allem ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen fielen der Hitze zum Opfer. Ähnlich müssen auch die australischen Hitzeregionen mit vermehrten Todesfällen rechnen. Die Notfalldienste haben rund um die Uhr viel zu tun. Regelmäßig wird die Bevölkerung in den Medien aufgerufen, sich zu schützen, ausreichend zu trinken, auf Nachbarn zu achten und vor allem keine offenen Feuer zu entfachen. Die Gefahr von Wald- und Buschbränden ist extrem hoch. [1]

In der Gegend von Sydney, weiter östlich im Bundesstaat New South Wales gelegen, hat die feucht-heiße Luft zu einer raschen Ausbreitung der Trichterspinne geführt. Der Biß dieser bis zu fünf Zentimeter großen Spinne kann binnen 70 Minuten zum Tod führen. [2] Zwar sind die Australier darauf vorbereitet, und es sind auch keine vermehrten Todesfälle bekannt, aber das Beispiel zeigt, daß eine vorübergehende Unterbrechung einer Tennisveranstaltung eines der geringsten Probleme sein dürfte, über das sich die Australier im Zusammenhang mit dem Klimawandel Sorgen machen müssen.

Im vergangenen Jahr haben das australische Büro für Meteorologie und CSIRO, die führende Wissenschaftsorganisation des Landes, eine Studie über den Einfluß des Klimawandels auf die Natur und die Häufigkeit von außergewöhnlichen Klimaereignissen in Australien veröffentlicht [3]. Darin wurden drei mögliche Szenarien durchgerechnet. Im schlimmsten Szenario gehen die Forscher davon aus, daß Hitzewellen, wie sie früher alle 20 bis 25 Jahre auftraten, künftig alle ein, zwei Jahre stattfinden und daß in Zukunft nicht mehr nur im Durchschnitt fünf Prozent des Landes unter einer außergewöhnlichen Hitze leiden werden, sondern bis zu 95 Prozent. Bereits ab dem Jahre 2010 könnte ein Trend zu vermehrten Hitzewellen einsetzen, hieß es.

Es hat den Anschein, als hätten sich die Klimaforscher in ihrem Worst-case-scenario verschätzt. Die Dauerhitzewelle ist womöglich ein Jahr früher eingetreten ...


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Anmerkungen:

[1] "Southern Australia wilts as worst heatwave in a century hits", AFP, 28. Januar 2009.
http://www.terradaily.com/2007/090128035425.qw9ioejs.html

[2] "Trichterspinne vermehrt sich rasant", 8. Januar 2009.
http://nachrichten.t-online.de/c/17/32/59/60/17325960.html

[3] "An assessment of the impact of climate change on the nature and frequency of exceptional climatic events",
http://www.daff.gov.au/__data/assets/pdf_file/0007/721285/csiro -bom-report-future-droughts.pdf
Siehe auch: KLIMA/335: Australien - Forscher prognostizieren Dauerhitzewelle (SB)

28. Januar 2009