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KLIMA/452: Erderwärmung - Studie zum Verhalten von Pflanzenpathogenen (SB)


SoyFACE - Klimasimulation im Freilandversuch an Soja

Deutlicher Einfluß der Erderwärmung auf Pflanzenkrankheiten


Unter den zahllosen ungeklärten Fragen hinsichtlich der Folgen der Erderwärmung gehört die Frage nach der wahrscheinlichen Entwicklung der Pflanzen sicherlich nicht zu den unwichtigsten. Würde es unter den wärmeren Umgebungsbedingungen zu einer Vermehrung der Erntemengen kommen, wäre die klimatische Entwicklung womöglich sogar zu begrüßen. Damit ist jedoch nicht zu rechnen, wie bereits eine Reihe von wissenschaftlichen Studien gezeigt hat. Auch die jüngste Untersuchung US-amerikanischer Wissenschaftler zum Verhalten von Pflanzenkrankheiten in einer wärmeren Umgebung liefert mit Blick auf die Nahrungsversorgung der Menschheit eher düstere Aussichten.

Forscher der Universität von Illinois in Urbana-Champaign um den Pflanzenexperten Darin Eastburn haben unter Einsatz der Freiluft-Simulationsanlage SoyFACE (soybean-free air-concentrating enrichment) den Einfluß von Umgebungen, wie sie für das Jahr 2050 angenommen werden, am Beispiel von drei gängigen Soja-Pflanzenkrankheiten untersucht und festgestellt, daß sich einige von ihnen stärker vermehren werden.

In einer CO2-angereicherten Umgebung wachsen Pflanzen schneller. Sie werden größer und entwickeln ein dichteres Blätterdach. Nach Angaben der Forscher begünstigt eine solche Beschattung und größere Windgeschütztheit die Entwicklung von Pathogenen. Andererseits neigen die Pflanzen in einer CO2-reicheren Umgebung dazu, ihre Stomata, über die sie Gasaustausch betreiben, zu schließen. Das könne wiederum Pathogene tendenziell davon abhalten, in die Pflanze einzudringen, berichteten die Forscher laut der Website TerraDaily.com. [1]

Ozon wiederum hat einen anderen Einfluß auf das Pflanzenwachstum als CO2, nämlich einen bremsenden. Die Pflanzen bleiben kleiner und entwickeln auch kein so dichtes Blätterdach, so daß manche Pathogene auf eine für sie ungeeignetere Vermehrungsumgebung treffen. Umgekehrt greift Ozon das Gewebe an und macht die Pflanzen anfälliger gegenüber Infektionen.

Daß sich die negativen Effekte von einer höheren CO2- und einer höheren Ozonkonzentration in der Atmosphäre aufheben, dürfte ein bloßer Wunschtraum sein. Die Forscher wollen weitere Studien durchführen, um bestimmen zu können, welche Pflanzenkrankheiten sich auf welche Weise entwickeln. Die vor kurzem im Journal "Global Change Biology" veröffentlichte Studie, die den Titel "Elevated atmospheric carbon dioxide and ozone alter soybean diseases at SoyFACE" trägt, läßt noch offen, wohin sich die Pflanzenkrankheiten entwickeln. Die Autoren berichten von einer Verkomplizierung des Bilds. Das bedeutet allerdings, daß sich die Pflanzenkrankheiten nicht mehr auf die gewohnte Art entwickeln, was auch andere Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich macht. Bei solchen Irritationen der Anbaumethoden wäre aber tendenziell mit Ernteverlusten zu rechnen.

Die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten wird begünstigt, wenn sie auf großflächige Monokulturen treffen. Ein Grund mehr, um die Ratschläge aus dem Weltagrarbericht zu befolgen. Darin wird unter anderem eine stärkere Unterstützung der Kleinbauern empfohlen, da diese noch immer mehr als die Hälfte der weltweite Getreidemengen erwirtschaften und ein größeres Potential besitzen, den Nahrungsbedarf der Menschheit zu stillen, als die Agroindustrie. Daß eine konsequente Einhaltung dieser Empfehlung mit erheblichen gesellschaftlichen Umbrüchen auch in anderen Branchen einhergehen müßte, wird allerdings in dem Bericht ausgespart.


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Anmerkungen:

[1] "Climate Change Complicates Plant Diseases Of The Future", 30. Juni 2010
http://www.terradaily.com/reports/Climate_Change_Complicates_Plant_Diseases_Of_The_Future_999.html

30. Juni 2010