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WALD/220: Hambacher Forst - ein Frotzeldialog ... (Michael Zobel)


Appell an RWE - die Antwort ...

von Michael Zobel, 8. Oktober 2017


Guten Tag zusammen,

vor etwa zwei Wochen habe ich meinen "Appell an RWE und die Politik - Rettet den verbliebenen Hambacher Wald" verschickt. Knapp 48 Stunden später kam die Antwort. Sie ist so bezeichnend, entlarvend, erschütternd, traurig und rückwärtsgewandt, dass ich sie Ihnen nicht vorenthalten möchte [Link siehe unten].

Danke, Herr Schmitz und Herr Eyl-Vetter, es ist mir eine Ehre, dass Ihr Brief auf Ihrer Firmen-Website veröffentlicht wurde, dem Thema scheint Ihr Konzern doch eine gewisse Bedeutung zu geben.

Danke, Herr Schmitz und Herr Eyl-Vetter, für die Belehrung. "nicht weiter zu roden, würde sehr bald einen Stillstand des Tagebaus Hambach nach sich ziehen". Richtig, deshalb fordern ich und ein breites gesellschaftliches Bündnis genau diesen Rodungsstopp.

Bravo, Herr Schmitz und Herr Eyl-Vetter, Sie meinen das mit der Rekultivierung wirklich ernst?

"Ausserdem käme die Rekultivierung zum Erliegen, da der Abraum ja quasi direkt zur Wiedernutzbarmachung der ausgekohlten Tagebauflächen genutzt wird". Viel kläglicher kann man nicht argumentieren. Ein einmaliger schützenswerter 12000 Jahre alter Stieleichen-Hainbuchen-Maiglöckchen-Wald, der unter die Kriterien der FFH Richtlinie fällt, wird komplett vernichtet, um auf der anderen Seite des Tagebaus kleine Bäume pflanzen zu können?

Nein, Herr Schmitz und Herr Eyl-Vetter, die Stromversorgung ist weder in NRW noch in Deutschland gefährdet, angesichts der Kapazität der stillstehenden Gaskraftwerke könnten sofort alle deutschen Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Der Blackout kommt nicht, auch durch ständiges Wiederholen der Drohung nicht.

Schade, Herr Schmitz und Herr Eyl-Vetter, in der Antwort auf meinen Appell finde ich all die bekannten Textbausteine aus den vergangenen Jahren. Dafür aber kein Wort zu Klimakatastrophen, zu Gaskraftwerken, zur Klimakonferenz in Bonn, zu dem aufgeschobenen Rodungsbeginn bis nach COP23, zum wachsenden Widerstand gegen die Braunkohleverstromung.

Aktuell, Herr Schmitz und Herr Eyl-Vetter, hat der Sachverständigenrat der Bundesregierung erneut auf einen schnellen Ausstieg aus der Braunkohle gedrängt. Mit dem Weiterbetrieb der größten CO2-Produzenten Europas sind die überlebenswichtigen Klimaziele nicht zu erreichen. Richtungsweisende politische Entscheidungen stehen an, nicht zuletzt in Berlin. Schaffen sie keine vollendeten Tatsachen, lassen Sie bitte keinen weiteren Baum fällen, ein Moratorium ist überfällig. Auch dazu warte ich auf Ihre Stellungnahme.

Herr Schmitz und Herr Eyl-Vetter und sehr geehrte Verantwortliche bei RWE, ich appelliere nochmals an Sie: Setzen Sie ein glaubwürdiges Zeichen für eine wirkliche Energiewende. Stoppen Sie die Rodungssaison 2017/2018, retten Sie den verbliebenen Hambacher Forst, nutzen Sie den dringend erforderlichen Strukturwandel als Chance, auch für Ihre Mitarbeiter. Aber vor Allem für das Wohl aller Menschen, unserer Kinder und Kindeskinder, für Millionnen von Menschen weltweit.

Mit freundlichen Grüßen und ohne GLÜCKAUF,
Michael Zobel, Naturführer und Waldpädagoge aus Aachen


P.S.: die Einladung zu den Waldspaziergängen am 15. Oktober, 12. November, 10. Dezember, 14. Januar, 28. Februar, 18. März... gilt natürlich weiterhin, auch an die Presse...


Link zur Antwort von RWE:
http://www.rwe.com/web/cms/mediablob/de/3826016/data/3825890/1/rwe/presse-news/mediathek/newsletter/hambacher-forst/170929-GB-Michael-Zobel.pdf

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Quelle:
Michael Zobel, 8. Oktober 2017
Naturführer und Waldpädagoge
E-Mail: info@zobel-natur.de
Internet: www.naturfuehrung.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2017

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