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DEBATTE/020: Für die Symbiose von Ökolandbau und Wasserversorgung (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1138 vom 11. Dez. 2018, 38. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Für die Symbiose von Ökolandbau und Wasserversorgung


In einem lesenswerten Interview in der Printausgabe der Stuttgarter Zeitung vom 04.10.18 haben Biolandwirte in Baden-Württemberg Klage über die zögerliche Unterstützung des Biolandbaus durch die Stuttgarter Landesregierung geführt - siehe: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.oekobauern-kritisieren-regierung-die-gruenen-haben-uns-im-stich-gelassen.adc92d6b-502f-4182-a32b-6062fc95b72c.html?reduced=true

In dem Interview werden auch die Synergien zwischen Grundwasserschutz und Wasserversorgung einerseits und Biolandbau andererseits angesprochen:

"Zum Beispiel haben wir die Idee, den Grundwasserschutz durch mehr Ökolandbau voranzubringen. Aber politisch wurde das nicht aufgegriffen."

Die in dieser Idee liegenden Potenziale werden auch unseres Erachtens weder in Ba.-Wü. noch in den anderen Bundesländern bei Weitem nicht ausreichend genutzt. Die mangelnde Initiative zur Ausschöpfung der Synergien von Ökolandbau und Grundwasserschutz ist aus folgenden Gründen verwunderlich:
Der Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) spricht sich aus Gründen des Grundwasserschutzes seit zwei Jahren für eine "Agrarwende" und eine massive Unterstützung des Biolandbaus an. Und mehrere Wasserversorger unterstützen bereits aktiv den Biolandbau in ihren Grundwassereinzugsgebieten.
Trinkwasser ist, soweit es nicht chemisch aufbereitet werden muss, ein naturbelassenes "Bioprodukt" und hat in vielen Fällen eine lokale oder regionale Herkunft. Trinkwasser entspricht damit dem Motto des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV): "Regional isch optimal!" Insofern sind Trinkwasserversorger und Ökolandwirte nicht nur nach unserer Ansicht geborene Verbündete. Wasserversorger sind dazu prädestiniert, ihren Kunden zu erklären, dass man mit dem Kauf von Bioprodukten mit regionaler Herkunft auch einen Beitrag leistet, damit Trinkwasser ein regionales "Bioprodukt" bleibt. Mit Schreiben vom 5. Okt. 2018 hatten wir uns deshalb an den baden-württembergischen Umweltminister, Franz Untersteller (Grüne), und an den Landwirtschaftsminister, Peter Hauk (CDU) gewandt, um bei den beiden Ministern für wasserwirtschafliche Ökolandbau-Initiative zu werben. In unserem Schreiben an Minister Hauk heißt es u.a.:

"Wir würden uns freuen, wenn das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium dazu beitragen könnte, dass dieser Trumpf stärker ausgespielt wird. Sie und Franz Untersteller könnten dafür werben, dass noch zögerliche Wasserversorger sich aktiv für den Biolandbau engagieren.
Zurückhaltend sind viele Wasserversorger noch deshalb, weil sie fürchten, dass sie mit einem Engagement für den Biolandbau die konventionellen Landwirte vor den Kopf stoßen könnten. Die Zurückhaltung rührt auch daher, weil manche Wasserversorger die Besorgnis haben, dass auch Biolandwirte die Grundwassergüte beeinträchtigen könnten. Die Befürchtung wird mit dem Leguminosenanbau und dem Kupfereinsatz im Biolandbau begründet. Und manchmal ist es auch so, dass die Wasserversorger zwar gerne die Synergien zwischen Trinkwasserversorgung und Biolandbau nutzen würden, aber sie sind sich nicht sicher, dafür auch die Unterstützung ihrer politischen Gremien zu bekommen.
Die erste Sorge kann man ausräumen, wenn man mit diplomatischem Fingerspitzengefühl argumentiert. Ausweislich der landwirtschaftlichen Fachpresse sind die Befürchtungen einer unkontrollierbaren N-Freisetzung durch das Unterpflügen von Leguminosen in der Regel gegenstandslos. Und Kupfer wird im Ökolandbau sehr viel zurückhaltender eingesetzt als im konventionellen Landbau. Zudem zeichnet sich ab, dass sukzessive auf Kupfer verzichtet werden kann, wenn mikrobielle Antagonisten zu Pilzschädlingen zur Praxisreife optimiert werden können. Eine Blockadehaltung der politischen Gremien könnte aufgeweicht werden, wenn Sie und Franz Untersteller sich für mehr Grundwasserschutz durch mehr Ökolandbau gemeinsam ins Zeug legen würden ..."

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1138
Herausgeber:
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Januar 2019

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