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EUROPA/184: Dämme und Dünger gefährden Europas Gewässer (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 03.07.2018 / Wasser & Meere

Dämme und Dünger gefährden Europas Gewässer


Ein neuer Bericht der Europäischen Umweltbehörde (EEA) zum Zustand von Gewässern zeigt: Wasserkraft hat die schädlichsten Effekte, dicht gefolgt von Dünger und Pestiziden aus der Agrarindustrie.

Laut Bericht "Europäische Gewässer - Beurteilung des Zustands und der Belastungen 2018" verbesserte sich die Umweltqualität vieler Seen, Flüsse, Küstengewässer und des Grundwassers in Europa in den letzten Jahrzehnten. Dennoch bestehen ernsthafte Bedrohungen für deren langfristige Gesundheit.

  • 40 Prozent aller Gewässer seien durch Wasserkraftprojekte (Dämme, Deiche), Landgewinnung und durch die Veränderung des natürlichen Verlaufs stark beeinträchtigt.
  • 38 Prozent von Flüssen, Seen, Küstengewässern und Grundwasser sind durch Stickstoff, Phosphat sowie von Pestiziden verschmutzt. Schuld trage hauptsächlich die industrielle Landwirtschaft.
  • Eine große Mehrheit der europäischen Gewässer erfüllt nach wie vor nicht das in der EU angestrebte Minimalziel des "guten Zustands".

Der am Dienstag veröffentlichte EEA-Bericht ist der zweite seit 2012 und ergänzt einen Bericht der EU-Kommission, in dem bewertet wird, inwieweit die Mitgliedstaaten die Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL) einhalten.

Die "Living Rivers Coalition" (Koalition Lebendige Flüsse) schließt aus den Ergebnissen, dass die EU-Mitgliedstaaten die EU-WRRL nicht umsetzen. Es fehle finanzielle Unterstützung. Und das Verursacherprinzip finde keine Anwendung. Der BUND kritisierte, dass Deutschland bei der Gewässerqualität europaweit auf dem drittletzten Platz liegt. Nur 8,4 Prozent der deutschen Gewässer seien in einem guten ökologischen Zustand. "Die katastrophalen Zahlen zeigen: Deutschland muss Gewässerschutz endlich ernst nehmen und die Wasserrahmenrichtlinie konsequent umsetzen. Es wurde zu lange weggesehen, wenn Industrie und Landwirtschaft auf Kosten unseres Wassers gewirtschaftet haben. Das Problem wurde verschleppt. Notwendig sind mehr Geld, mehr Personal und vor allem der politische Wille, unser Wasser zu schützen", so Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. Heinrich fordert daher den Erhalt der Wasserrahmenrichtlinie als wichtigstes Instrument für den Schutz der Gewässer in Europa. Fristverlängerung oder gar eine Aufweichung bezeichnete er als "absolut kontraproduktiv und gefährlich".

Zum bevorstehenden Fitness-Check der WRRL im Herbst 2018 veranstaltet das deutsche WRRL-Verbändeforum einen zweitägigen Workshop. Dieser findet vom 31. August bis 1. September in Bonn statt. [aw]


EEA-Bericht
https://www.eea.europa.eu/de/highlights/die-europaeischen-gewaesser-werden-sauberer

WRRL-Verbändeforum
https://www.wrrl-forum.de/

Reaktion des Europäischen Umweltbüros
http://eeb.org/more-action-needed-to-clean-up-rivers-and-lakes-eu-environment-agency-report/

Reaktion BUND
https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/eu-wasserreport-bestaetigt-deutschlands-gewaesser-sind-in-einem-oekologisch-kritischen-zustand/

Reaktion WWF
https://www.wwf.de/2018/juli/deutschlands-wasserproblem/

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Quelle:
EU-News, 03.07.2018
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juli 2018

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