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FORSCHUNG/327: Gewässer im Klimastreß - 2. Experten-Dialog am Berliner Müggelsee (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 151 - August/September 09
Die Berliner Umweltzeitung

Gewässer im Klimastress

Zweiter Experten-Dialog am Berliner Müggelsee


Ein Expertengespräch im Juni mit Teilnehmern aus Forschung, NGOs, Politik und Verwaltung war hochkarätig besetzt. Direktor Prof. Dr. Klement Tockner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) erläuterte eingangs die neuen Herausforderungen an die Gewässer: "Der weltweite Klimawandel wird in Zukunft gravierende Auswirkungen auf Struktur und Funktion von Flüssen, Seen und Feuchtgebieten haben. Das betrifft die Wasserqualität ebenso wie die verfügbare Wassermenge und die saisonale Verteilung des Wassers. Zu wenig oder in seiner Qualität verändertes Wasser geht auf Kosten der Lebensgemeinschaften im Gewässer, so dass sich der Konflikt zwischen Wasserbedarf und den ökologischen Ansprüchen verschärfen wird. Der erwartete Klimawandel in der Region Berlin-Brandenburg kann nicht nur die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gefährden, sondern auch andere Bereiche wie Landwirtschaft, Energiegewinnung, Tourismus und Binnenschifffahrt beeinträchtigen".

Welche Aufgaben sich daraus für Politik und Forschung ergeben, darüber sprach Prof. Dr. Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes Brandenburg. Es gehe vor allem um Perspektiven und Möglichkeiten für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Gewässer. In seinem kritischen Beitrag verglich Prof. Freude wissenschaftlich fundierte Umwelt-Voraussagen aus dem Jahre 1994 mit der heutigen Situation: Fast alle damals entwickelten Szenarien seien heute bereits Realität, darunter ausgetrocknete Gewässer (zum Beispiel 15 Seen), sinkende Grundwasserspiegel, verringerte Abflüsse bis zu 5 Prozent pro Jahr, versalzene Grundwasservorräte, Bergbaufolgen für die Spree, Extremereignisse. Positiv zu bewerten sei die jetzt vorliegende gesicherte Datenbilanz im Rahmen der Arbeiten zur Wasserrahmenrichtlmie (WRRL) und daraus abzuleitende Maßnahmen.

Experten des IGB widmeten sich in dem Dialog dem Einfluss des Klimas auf die Wasserqualität und die Lebensgemeinschaften im Gewässer. Diskutiert wurden die Themen: Herausforderungen der Zukunft für die Bewirtschaftung von Gewässern, praktischer Gewässerschutz, die Zukunft des wassergebundenen Tourismus in Brandenburg, die Ausbreitung von durch Stechmücken übertragenen Krankheiten, Klimafolgenforschung und Langzeitforschungsprogramme an Gewässern. Alle aktuellen Studien zur Biodiversität kennzeichnen ein komplexes Herangehen, das unter anderem Aquakultur, den Verlust der Nacht als Schaden für Mensch und Natur sowie das 21. Jahrhundert als Jahrhundert der Renaturierung berücksichtigen. So hat das internationale Jahr der Astronomie 2009 die Aufmerksamkeit auf das Problem der Lichtverschmutzung gelenkt: Aufgrund der immer weiter zunehmenden Beleuchtung von Straßen und Gebäuden gibt es nur noch wenige Orte auf der Erde, an denen es nachts richtig dunkel wird. Unter Leitung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) wurde nun ein groß angelegtes transdisziplinäres Projekt gestartet, in dem Forscher wissenschaftlich fundierte Beleuchtungskonzepte erarbeiten wollen, welche Mensch und Natur gerecht werden. Geplant ist auch der Aufbau eines Genom-Zentrums für Biodiversität in Berlin.

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist das größte deutsche Zentrum für ökosystemare Forschung an limnischen Systemen. Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. GK

Kontakt: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Müggelseedamm 310, 12587 Berlin Tel.: 641815 www.igb-berlin.de


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Quelle:
DER RABE RALF - 20. Jahrgang, Nr. 151, August/September 09, S. 17
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
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Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2009