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MELDUNG/148: Die unsichtbare Gefahr im Wasser (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 7. Februar 2018

Die unsichtbare Gefahr im Wasser

BUND fordert Maßnahmen gegen Keimbelastung in Flüssen und Seen


Der NDR hat gestern darüber berichtet, dass sich in allen 12 Gewässerproben aus Niedersachsen in Regionen mit intensiver Tierhaltung und am Ausfluss von Kläranlagen multiresistente Erreger fanden. Die Untersuchung bestätigt ein riesiges Gesundheitsproblem, auf das der BUND seit Jahren hinweist: Der massive Einsatz von Antibiotika, auch von Reserve-Antibiotika, in der Massentierhaltung führen zu einer Verbreitung gefährlicher Keime in Bächen, Flüssen und Badeseen, gegen die viele Antibiotika nicht mehr wirken. Dies wird als Hauptquelle der Keime aus häuslichen Abwässern und Krankenhäusern gesehen. Der BUND fordert die niedersächsische Landesregierung zum Schutz der Bevölkerung zu sofortigem Handeln auf.

In Niedersachsen gibt es unzählige Tierhaltungsanlagen mit zehntausenden Tieren - ein idealer Nährboden für Krankheiten und Infekte, die dauerhaft mit Medikamenten wie Antibiotika therapiert werden. Über Gülle und Hühnerkot, der auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht wird, gelangen multiresistente Keime in die Gewässer. Ebenso über die Abwässer von Schlachthöfen, Krankenhäusern und privaten Haushalten, da Kläranlagen nicht über ausreichende Reinigungsstufen verfügen, um multiresistente Keime vor Einleitung in Fließgewässer herauszufiltern. "Der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung und der übermäßige Einsatz in der Humanmedizin bedeutet eine große Gefahr für unsere Gesundheit und die Umwelt", sagt BUND-Agrarexperte Tilman Uhlenhaut. Jahr für Jahr sterben bis zu 15.000 Menschen in Deutschland an antibiotikaresistenten Keimen, rund eine halbe Million Patienten infizieren sich damit. "Es ist skandalös, dass die niedersächsische Landesregierung das Problem versucht zu verharmlosen. Zwar hat es in den vergangenen Jahren deutliche Reduzierungen beim Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung gegeben, allerdings nahm der Einsatz von Reserveantibiotika sogar zu.

Problematisch sind vor allem Geflügelmastanlagen, in denen aufgrund der schlechten Haltungsbedingungen oft routinemäßig Reserve-Antibiotika wie Colistin eingesetzt werden, eigentlich ein Notfallmedikament für Menschen. "Geflügelfleisch aus Supermärkten und Discountern ist daher in der Vergangenheit häufig mit antibiotikaresistenten Keimen belastet gewesen", so Uhlenhaut. Der BUND fordert deshalb mehr Tierschutz und den Ausstieg aus der Massentierhaltung, um den Eintrag aus der Landwirtschaft zu reduzieren. "Die Landesregierung muss umgehend flächendeckend Gewässer in Niedersachsen auf ihre Keimbelastung hin untersuchen und ein Monitoring aufbauen, um Bürger*innen vor multiresistenten, gesundheitsgefährdenden Keimen zu schützen und Transparenz über die wahren Verhältnisse zu schaffen", fordert Uhlenhaut. Hier und dort Badeseen zu untersuchen, reiche bei weitem nicht aus. "Und wir müssen an der Ursache arbeiten, so muss der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung dringend weiter reduziert, der von Reserve-Antibiotika wie Colistin gänzlich verboten werden - zum Schutz von Tier und Mensch."

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Quelle:
Presseinformation vom 07.02.2018
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2018

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