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SCHADSTOFFE/112: Schadstoffbelastung der Elbe - ein ungelöstes Megaproblem (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1038, vom 03. Juli 2014, 33. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Schadstoffbelastung der Elbe - ein ungelöstes Megaproblem



Den Flussschlick sieht man nicht. Die Sedimente liegen weit unter der Wasseroberfläche. Auch die im Flussschlick abgelagerten Schwermetalle und Organochlorverbindungen sieht man nicht. Gleichwohl wird uns der schadstoffbelastete Flussschlick noch Hunderte Millionen Euro kosten. Denn der versiffte Schlick muss raus aus den Hafenbecken Hamburg - und ständig werden zusätzliche schadstoffbelastete Sedimente von oben "nachgeliefert". Für den Hamburger Hafen ist die fortdauernde Schadstoffbelastung der Elbesedimente technisch und finanziell das größte Problem. Die im Schlick eingebundenen Schadstoffe lassen eine einfache Umlagerung nicht zu, sie führen zu exorbitanten Kosten. Das Problem ist potenziell existenzgefährdend für den Hafen. Für Sachkenner war es deshalb immer klar, dass zu einem umfassenden Sedimentmanagementsystem auch gehören muss, dass sowohl die Schadstoffquellen im Hafen selbst beseitigt werden müssen als auch die Schadstoffdepots in der Elbe und ihren Seitenflüssen. Während die Sanierung der Schadstoffeinleitungen im Hafen weitgehend gelungen ist, haben die Oberlieger und auch der Bund vor den Schadstoffdepots elbeaufwärts lange die Augen verschlossen.

Ein Experte: "Das Thema Sedimente befindet sich nicht nur sachlich unter der Wasseroberfläche, auch umweltpolitisch wird es gerne übersehen." Ein jahrzehnte langes Augenverschließen hat dazu geführt, dass die Schadstoffdepots im Elbeeinzugsgebiet nicht mehr auf wenige Hot Spots beschränkt sind. Konzentrierte Schadstoffablagerungen - beispielsweise die Altlasten von Leuna und Buna - hätten sich vergleichsweise 'einfach' sanieren lassen. Inzwischen haben aber die häufigen »Jahrhunderthochwässer« dazu geführt, dass die ehemals räumlich begrenzten Schadstoffdepots weit über den Verlauf von Elbe, Mulde und Saale verteilt worden sind. Es war kein Selbstläufer, dass sich die Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG Elbe) und die Internationale Elbeschutzkommission sich der schadstoffbelasteten Sedimente angenommen haben. Erst vor vier Jahren konnten diese Gremien veranlasst werden, sich in Arbeitsgruppen an die Erstellung eines umfassenden Sedimentmanagementplans zu machen. Und nun hat die FGG Elbe einen ersten Bericht vorgelegt: [1]

Der FGG-Bericht zum Sedimentmanagement analysiert die Lage und unterbreitet Vorschläge. In diesem Umfang und in dieser Tiefe ist das national, europäisch und unseres Wissens auch weltweit bahnbrechend. Allerdings sind mit der Analyse und der Problemaufarbeitung noch keine konkreten Sanierungsmaßnahmen verbunden. Deren Entwicklung und Umsetzung liegt in der kollektiven Verantwortung der Bundesländer im Elbeeinzugsgebiet und des Bundes. Ob die bald zu Potte kommen werden, muss abgewartet werden. Hamburg stellt seit bald fünf Jahren zehn Mio. Euro zur Kofinanzierung für Sanierungsmaßnahmen bei den Oberliegern zur Verfügung. Bisher sind nur Gelder für Studien abgeflossen. Konkrete Sanierungsmaßnahmen sind weiterhin nicht absehbar.

Mehr dazu auf www.ELSA-Elbe.de


Für ein "ganzheitliches Sedimentmanagement im gesamten Elbeeinzugsgebiet"

Auf der Homepage "ELSA - Schadstoffsanierung Elbsedimente" heißt es einleitend: "Die Belastungssituation der Elbe mit anorganischen und organischen Schadstoffen hat sich insbesondere in den 1990er Jahren deutlich verbessert. Dennoch stellt die verbliebene Schadstoffbelastung der Elbsedimente immer noch eine erhebliche Herausforderung dar.

Nach wie vor kommt es in Teilbereichen zu Einschränkungen beim Verzehr von Fischen, Milch und Fleischprodukten sowie zu Futtermittelbelastungen in den Auen. Die Schadstofffracht der Elbe trägt weiterhin zur Belastung der Nordsee bei und betrifft damit Aspekte des Meeresumweltschutzes.

Aus diesen Gründen ist ein ganzheitliches Sedimentmanagement im gesamten Elbeeinzugsgebiet erforderlich und hat eine ausschlaggebende Bedeutung für die zur Sicherung der Seeschifffahrt unverzichtbare Umlagerung von Sedimenten im Gewässer. Hierzu gehören auch Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung im oberstromigen Bereich. Diese dienen gleichermaßen der Erfüllung umweltrechtlicher Anforderungen wie zum Beispiel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und der Europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie."

Auf der ELSA-Homepage finden sich in der Rubrik "Aktuelles" auch zahlreiche Studien neueren Datums, im dem beispielsweise der Schadstoffrückhalt der Auen, die Schadstoffeinträge aus dem ehemaligen Erzbergbau in die Mulde sowie aus den Altarmen der Elbe untersucht werden.


[1] http://www.fgg-elbe.de/fgg-news/news-details/items/sedimentmanagementkonzept-fgg-elbe.html

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1038
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2014