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ERSTAUFLAGE/720: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2724 (SB)


Wim Vandemaan

Zeitzeuge der Zukunft

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2724



18. September 1514 NGZ - Matan Addaru Dannoer, der Atopische Richter, der auf Terra das Urteil gegen Perry Rhodan und Gaumarol da Bostich fällen wird, verläßt sein Raumschiff ohne sichtbaren Schutzschirm und wird von Agenten des terranischen Ligadienstes auf dem Landefeld mit Energie- und Projektilwaffen beschossen. Die Projektile dringen in den Körper des Atopen ein und an der Stelle, wo sie wieder hätten austreten müssen, taucht eine blaue, körnige Substanz auf, die zu Boden rieselt. Matan Addaru Dannoer reagiert auf diesen Beschuß lediglich mit den Worten: "Sind wir jetzt fertig damit?"

Er bittet um eine Unterredung mit der Solaren Premier, Cai Cheung, bei der er bekannt gibt, daß er die Bevölkerung Terras in den Prozeß gegen Rhodan und Bostich mit einbeziehen will und Schöffen sucht, die der Verhandlung beisitzen sollen. Cai Cheung will ihm keinen Zugang zu den Medien gestatten, doch Matan Addaru Dannoer erzwingt die Ausstrahlung seiner Rede dadurch, daß einfach sämtliche laufenden Sendungen aller Trivid-Sender abbrechen und nur noch er zu hören und zu sehen ist. Er erklärt, daß zu Schöffen vor allem Bürger der Liga Freier Terraner berufen werden, auch solche, die nicht biologisch Terraner sind. Es sollen auch zwei Schöffen darunter sein, die erst zwei oder drei Jahre alt sind, sowie intelligenzoptimierte Tiere wie Primaten und Papageien. Künstliche Intelligenzen wie Positroniken und das simulierte Bewußtsein eines Ungeborenen, ein sogenanntes Futugen, sind als Schöffen ebenfalls erwünscht. Als Prozeßort wählt der Atopische Richter ein Varieté im Amüsierviertel von Terrania aus und läßt den gesamten Innenraum mit Technogeflecht auskleiden.

Eine weitere als Bitte formulierte Forderung besteht darin, daß ein Onryonenschiff Sol und vor allem die darin befindliche Leiche einer Superintelligenz untersuchen darf. Matan Addaru Dannoer ist auch bereit, die dadurch ermittelten Daten mit den Terranern zu teilen. Cai Cheung stimmt dieser Forderung nur zu, wenn sie vorher durch eine systemweite Volksabstimmung abgesichert wird. Als sie sich trennen, versucht sie vergeblich, unauffällig eine der nachtblauen millimetergroßen Kügelchen aufzuheben, die bei dem Beschuß aus dem Körper des Atopen ausgetreten sind. Sie sind extrem schwer. Matan Addaru Dannoer gestattet ihr, sie einsammeln zu lassen.

Spätere Untersuchungen zeigen, daß es sich bei den Körnern um die stabile Form einer Materieprojektion handelt, also in pseudomaterielle Objekte umgewandelte Energie. Die Körner, die anfangs zwischen 50 und 1000 Kilogramm schwer waren, werden allmählich leichter. Sie zerfallen und geben dabei Thermostrahlung ab. Entweder ist der Atope selbst nur eine Materieprojektion oder er ist in der Lage, in seinen Körper eindringende Fremdkörper und Energiestrahlen in materieprojektive Objekte umzuwandeln und auszuscheiden.

Matan Addaru Dannoer wünscht Gucky zu sprechen, doch der Geheimdienstchef Attilar Leccore vermutet, daß der Atope nur herausfinden will, ob der Ilt noch irgendwelche Parafähigkeiten besitzt. Die Gefahr, daß er ihm die entreißen wird, ist viel zu groß. Schließlich hat Gucky seine Fähigkeiten verloren, als er versuchte, durch den Repulsorwall zu teleportieren, der den Technomond umgibt. Leccore schlägt vor, selbst als Gucky bei dem Atopen zu erscheinen. Da er ein Koda Aratier ist, ist er in der Lage, in eine neue lebendige Form überzuwechseln, wenn er die Vorlage geistig abgetastet und ein inneres Bild von seinem Gegenüber gewonnen hat. Wenn dieses innere Bild, das Templat, genau genug ist und tief genug reicht, verfügt er auch über die neuronal kodierten Gedächtnisinhalte seines Gegenübers.

Als er nun als Gucky bei Matan Addaru Dannoer auftaucht, gibt er ihm nicht nur die Chance zu erkennen, daß er über keine Paragaben mehr verfügt, sondern er versucht auch von dem Atopen ein Templat zu erstellen. Doch dabei stellt er fest, daß der Atope gar kein inneres Wesen besitzt. Seine ÜBSEF-Konstante, die für Leccore bei normalen Menschen wie eine Galaxie leuchtet, stellt sich für ihn wie ein industriell gefertigter Diamant dar, dem alles Individuelle fehlt. Um später seine Eindrücke Sichu Dorksteiger und anderen Wissenschaftlern zu verdeutlichen, setzt er sich eine SEMT-Haube auf. Diese Apparatur ermöglicht eine simultane Emotio- und Mnemotransmission, wodurch das, was Leccore erfahren hat, darstellbar wird und der Positronik OTHERWISE zugänglich gemacht werden kann. Bei dieser Untersuchung kommt heraus, daß die Persönlichkeit des Richters sich nicht in der ÜBSEF-Konstante niederschlägt, sondern in seinem Glivtor steckt, dem Stab, den Matan Addaru Dannoer stets bei sich führt und der vermutlich auch in der Lage ist, Parafähigkeiten zu detektieren. Die Oberfläche dieses Stabes, dessen Kopf das Aussehen einer Schlange hat, ist nur undeutlich zu erkennen, so als entziehe er sich den Blicken des Betrachters.

Perry Rhodan und Bostich warten in der 232-COLPCOR, dem Schiff des Atopen, in ihren Zellen auf den Prozeß. Wider Erwarten wird Rhodans Bitte, das Schiff besichtigen zu dürfen, stattgegeben. Ein Wesen, das sich Angakkuq nennt, ihr Wächter und Wirt, wie er sagt, führt sie herum und erklärt, daß die 232-COLPCOR nicht nur eine normale Biopositronik besitzt, sondern eine, die in der Lage ist, größere Teile der Schiffssubstanz auf neuronale Funktionen umzuschalten. Das macht das ganze Schiff nicht nur zu einem einzigen Hochleistungsrechner, sondern sozusagen hellsichtig. Es ist zu Vorhersagen von ungeheurer Präzision und zu intuitiven Entscheidungen fähig. Ein Teil des Lebenserhaltungssystems besteht aus einem 80 Meter durchmessenden und 100 Meter hohen Saal, der mit gleißendem Licht erfüllt ist und in dem sich ein langgezogenes graues Gebilde aus Myriaden winziger Bläschen befindet, das von grünen Adern durchzogen ist. Hier wird durch Fotosynthese Sauerstoff erzeugt.

In Bostichs Zelle wachsen eiweißhaltige Lebensmittel aus den Wänden. Wie der Wächter erklärt, besteht die 232-COLPCOR aus kleinen fast unsichtbaren prototechnischen Stammzellen, den totipotenten technischen Progenitorzellen oder tt-Progenitoren, die ihre Kraft aus dem Hyperraum schöpfen. Sie sind in der Lage, sich durch Teilung zu vermehren und sich selbst zu heilen. Diese Zellen kommunizieren ständig untereinander, erforschen sich und das All und geben ihre Informationen in einem Intervall von einer Zehntelsekunde an alle anderen Zellen weiter. Das Schiff, das seine Umgebung ständig nach neuen technischen und technologischen Neuheiten durchforscht, kann in kürzester Zeit fremde Technologien imitieren, adaptieren und vor allem optimieren. Das bedeutet, wer sich auf einen Konflikt mit einem Schiff wie der 232-COLPCOR einläßt, hat es mit einer vervollkommneten Version der eigenen Technologie zu tun. Angakkuq zeigt den Gefangenen auch eine große Menge Waffen, darunter auch Antimaterie-Bomben, um klar zu machen, was ein Angriff auf das Schiff für Folgen haben kann.

Und etwas anderes erfahren sie von Angakkuq auch noch: Es gibt einen dritten Fraktor, der für den Weltenbrand verantwortlich ist. Des Adauresten sei das Tribunal jedoch noch nicht habhaft geworden und er spiele für den Prozeß keine Rolle.

An dem Prozeß, der in Wirklichkeit schon vor langer Zeit begonnen hat und nun zu seinem Ende kommt, nehmen Rhodan und Bostich nicht teil. Den Schöffen wird lediglich gewährt, Fragen an Matan Addaru Dannoer zu stellen, die der geduldig beantwortet. Doch das ändert an dem Urteil nichts, das bereits vor langer Zeit gefällt worden ist: 500 Jahre Mobilitäts- und Autoritätsverlust, die Bostich und Rhodan unter Gewahrsam auf einem Planeten des Atopischen Tribunals verbringen müssen. Angeblich können sie damit das, was den verheerenden Weltenbrand in Gang setzen wird, nicht vollbringen.

Auf Perry Rhodans Einwand, daß, wenn ihm gesagt würde, was für verheerende Fehler er begehen wird, er sie auf jeden Fall verhindern würde, muß der Atopische Richter zugeben, daß er nicht genau wisse, welche Ursachen zum Weltenbrand führen werden. Er wisse nur, daß die Initialzündung dafür in den nächsten 500 Jahren in der Milchstraße entsteht und daß Rhodan und Bostich dafür verantwortlich sind. Wie er nun aber auf die beiden kommt, verrät er nicht.

Ein Springerschiff taucht plötzlich auf, hält trotz Warnung auf den Kristallschirm zu und dringt in ihn ein, ohne Schaden zu nehmen. Der Kommandant bringt einen wichtigen Gast, der als einziger Zeuge beim Prozeß gegen Rhodan und Bostich aussagen soll. Es ist Julian Tifflor, der Jahrmillionenwanderer, der vor fünfzig Jahren - während für seine Mitmenschen lediglich zwei Stunden vergangen sind - eine zehn Millionen Jahre währende Tunnelwanderung hatte bewältigen müssen, um die Zeitkörner des PARALOX-ARSENALS zusammenzutragen. Diese Wanderung hat ihn nicht nur äußerlich stark verändert - seine Haut besteht aus blauen Kristallen - sondern auch sein Wesen. Er mied fortan die Nähe der Menschen und zog sich in ARCHETIMS HORT zurück, jener "Ergänzung unserer Wirklichkeit", wie sich Tifflor ausdrückt, wo es ihm vergönnt war, einen ganz anderen Standpunkt als bisher einzunehmen. Von diesem Standpunkt aus habe er die Ekpyrosis gesehen, den zukünftigen Weltenbrand, doch dessen Ursprung war nicht einzusehen, weil das Solsystem in dieser Epoche von einem Korpuskalen Dunst getrübt war. Woran Tifflor keinen Zweifel habe, ist, daß Perry Rhodan und Bostich Schuld an dieser Entwicklung hätten, obwohl der Begriff Schuld in dem Sinne zu oberflächlich sei. Mehr zu verraten hieße die Gegenwart an die Zukunft zu verraten, antwortet er, als er nach stichhaltigen Beweisen befragt wird. Bostich und Rhodan werden der Zeugenaussage Tifflors holografisch zugeschaltet. Rhodan, der nicht glaubt, daß Julian Tifflor ihn anlügt, muß sich mit dessen Argumentation begnügen. Auf die Frage, wie er die Ekpyrosis gesehen haben kann, wenn sie doch gar nicht stattfinden wird, wenn Rhodan und Bostich inhaftiert werden, antwortet Tifflor: "Manche Wirklichkeiten begegnen einander nie, manche durchkreuzen einander, manche trennen sich voneinander, manche versinken in Nichtigkeit. Ich will nichts mehr, als daß die Milchstraße lebt." Mit diesen Worten geht er.

Auf die Rechtmäßigkeit seiner Urteilsfindung angesprochen, erklärt Matan Addaru Dannoer, so wie das Recht der Liga Freier Terraner höher stehe als das Solare Recht und das Solare Recht höher als jeder regionale Brauch, stehe das Atopische Recht über dem der Liga. Es bezieht seine Würde aus dem Wohl, das es für den immer größer werdenden Teil einer Gesamtmenge bewirkt, ohne die geringere Menge oder den Einzelnen rechtlos zu setzen.

Dennoch muß Rhodan sich damit abfinden, daß ihm offensichtlich keine Rechte zugebilligt werden. Perry bezweifelt inzwischen, daß das Atopische Tribunal wirklich aufgrund moralischer Grundsätze handelt. Zwar vermutet er, daß die Atopischen Richter tatsächlich in der Zeit reisen, aber er glaubt, daß mit ihrem Transportsystem irgendetwas nicht stimmt. Das, was er von den Bewohnern Lunas über ihre Erlebnisse im Schacht erfahren hat und der Zusammenbruch des Polyportsystems deuten darauf hin, daß die temporale Dimension aus den Fugen geraten ist. Auch wird ihm klar, daß es das Atopische Tribunal schließlich nur geben kann, wenn es die Ekpyrosis verhindert. In ihm wächst der Verdacht, daß es den Atopen möglicherweise nur um ihr eigenes Überleben geht. Dieser Verdacht erhärtet sich, als Sichu Dorksteiger herausfindet, daß das Erscheinungsbild des Richters holografisch manipuliert wurde. Als OTHERWISE diese Manipulation zurückrechnet, erscheint Matan Addaru Dannoer als hinfälliger Greis, dessen eloquent gehaltene Rede nichts weiter als ein kaum verständliches Röcheln ist. Doch die Chefwissenschaftlerin kann keinen Kontakt zu Perry Rhodan aufnehmen. Dem wird allerdings erlaubt, die KRUSENSTERN anzufunken, die sich der 232-COLPCOR nähert. An Bord befindet sich Rhodans Enkelin Farye Sepheroa, eine junge Tefroderin. Ihm wird klar, daß er sie niemals wiedersehen wird, wenn er seine Strafe verbüßen muß, und er vermacht ihr sein Haus in Terrania. Doch sie scheint nicht an einen endgültigen Abschied zu glauben. "Auf bald" sagt sie mit einem eindringlichen Blick, der Perry wie ein Versprechen vorkommt.

Die Volksabstimmung, die eine Untersuchung Sols durch die Onryonen legitimieren soll, fällt erstaunlicherweise mit 51 Prozent zugunsten des Atopischen Tribunals aus. Cai Cheung kann dieses Ergebnis gar nicht fassen. Sie war sich sicher gewesen, daß die Bürger der Liga Freier Terraner mit großer Mehrheit gegen das Ansinnen der Atopen stimmen würden. Doch OTHERWISE stellt fest, daß die Bewohner des Solsystems ein merkwürdiges Abstimmungsverhalten an den Tag gelegt haben. Das Votum gegen das Ansinnen der Atopen nimmt immer mehr ab, je weiter die Wähler von Terra entfernt sind. Und besonders hoch ist die Zustimmung bei Leuten, die eine Trivid-Übertragung des Prozesses angeschaut haben, woraus der Schluß gezogen werden kann, daß der mit Technogeflecht ausgekleidete Saal eine parapsychische Manipulation ausgelöst hat. Da das Technogeflecht nach Ende des Prozesses jedoch degenerierte, läßt sich nichts nachweisen. Ein Regierungsmitglied, das für die Atopen gestimmt hatte, was es sich jetzt nicht mehr erklären kann, berichtet, es habe das Gefühl gehabt, etwas absolut Richtiges zu tun. Dieses Gefühl sei wie eine untergründige Strömung in seinem Bewußtsein gewesen.

In seiner Abschlußrede verkündet der Atopische Richter, daß die Milchstraße nun Zug für Zug entmilitarisiert würde. Alle Raumschiffe, Weltraumforts und Planeten würden nun unter Aufsicht der Tolocesten zunächst von offensiver, später auch von defensiver Bewaffnung gereinigt. Die Onryonen würden die Sicherung des Friedens und die Verteidigung der Milchstraße nach außen übernehmen. Alle kolonisierten Welten werden den Urbewohnern zurückgegeben. Sie müssen von den Kolonisten geräumt werden. So würden die galaktischen Kulturen zu ihren Wurzeln zurückgeführt, wo sie neu erblühen werden. In diesem Zusammenhang wird der Antrag des tefrodischen Tamarons Vetris-Molaud geprüft, das Solsystem von Terranern zu reinigen und den Tefrodern zu übergeben.

Die schwer verletzte Tefroderin Toio Zindher liegt in einem abgeschirmten Teil des Geheimdienstgebäudes, dem 106. Stock, der offiziell gar nicht existiert und aus der Wahrnehmung der Positronik ausgeblendet ist, in einem künstlichen Koma. Attila Teccore gewährt Gucky Zugang zu dem Raum und läßt ihn mit der Tefroderin allein. Würde Gucky sie nun berühren, könnte er ihre Fähigkeit übernehmen, würde sie dabei aber auch töten. Ohne sie würde Ronald Tekener noch leben und Perry und Bostich wären nicht gefangen, denkt er. Auch hätte ohne sie Tamaron Vetris-Molaud, der sich nun anschickt, das Solsystem zu übernehmen, keinen Zellaktivator bekommen. Wenn Gucky die Fähigkeiten der Vitaltelepathin hätte, könnte er Zellaktivatorträger wie ein Leuchtfeuer sehen und Perrys und Bostichs Spur aufnehmen ...

7. November 2013