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LAIRE/153: Extra 4 - Das Andromeda-Monument (SB)


Extra 4

Das Andromeda-Monument ... und mehr


Hinter der Sonderpublikation "Extra 4" aus dem Pabel-Moewig Verlag verbirgt sich sprichwörtlich eine ganze Tüte voll Science-fiction. Abgesehen von dem Roman "Das Andromeda-Monument" von Wim Vandemaan enthält sie eine achtseitige farbige Beilage über "Lebensräume der Zukunft" sowie eine Audio-CD. Zum einen lesen darauf Leo Lukas und Josef Tratnik im Wechselspiel die Kurzgeschichte "Ein lausiger Historiker" des deutschen Erfolgsautors Andreas Eschbach vor, zum anderen wird Wim Vandemaans Kurzgeschichte "Leviathan 3.0" von Hartmut Kasper vorgetragen.

Der Roman "Das Andromeda-Monument" ist im Terrania der "Jetztzeit" angesiedelt. Im August 1345 NGZ wird Terra von den mächtigen Traitanks der Kolonne TRAITOR belagert. Noch hat der TERRANOVA-Kristallschirm dem Beschuß standgehalten. Das ist nicht zuletzt der Mithilfe zahlloser Terraner zu verdanken, die Globalisten genannt werden und regelmäßig in sogenannten Tankstellen, bei denen es sich meist um große Sportstadien handelt, zusammenkommen, um ein wenig mentale "Wohlfühl"-Energie abzugeben. Die wird dann gesammelt und zur Stärkung des Prallschirms eingesetzt.

Ganz so harmlos ist das Verfahren der Mentalenergiespende allerdings nicht. Es kann zu körperlichen Beschwerden, teils mit Todesfolge, führen. Zudem geraten manche Globalisten in Verwirrung oder geben sich auf gefährliche Weise dem süchtig machenden Spendevorgang hin. Dem noch nicht genug, kommt es auch zu sonderbaren hyperphysikalischen Effekten, wie Perry-Rhodan-Leser aus der Erstauflage wissen (Siehe die Romane Nr. 2349 "Wurmloch ins Solsystem" von H. Haensel und Nr. 2350 "Das schreiende Schiff" von Uwe Anton). Wim Vandemaan behandelt in "Das Andromeda-Monument" einen weiteren außergewöhnlichen Aspekt, der mit Verschiebungen innerhalb der Raumzeitstruktur aufgrund der Globalistentätigkeit zu tun hat.

Hauptperson des detailreich ausgearbeiteten Romans ist die junge Dozentin Darienne Roya, die anscheinend als einzige mitbekommt, daß sich die Megastadt Terrania im wachsenden Maße pararealistisch verändert und nicht mehr die gleiche ist, die sie einmal war. Zug um Zug wird Roya in eine andere Welt hineingezogen, deren Herkunft weit in der Vergangenheit liegt und mit den Meistern der Inseln und ihren Experimenten zur Erweiterung der eigenen Macht zu tun hat. Der Autor schlägt einen weiten Bogen von der tiefen Vergangenheit bis in die heutige Handlungszeit und spart dabei auch das Mysterium ESCHER nicht aus. Am Ende wird Roya eine existentielle Gefahr für sich selbst und die übrige Erde abwenden. Welches Hilfsmittel sie dabei einsetzt, hat Dirk Schulz in der Titelillustration dargestellt.

Die Geschichte um das Andromeda-Monument ist, gemessen an anderen Science-fiction-Romanen, die sich mit Zeitphänomenen befassen, schlüssig. Vandemaan führt die Haupthandlungsstränge stetig näher zusammen und steigert die Spannung bis zum Schluß. Selbstverständlich wird die Menschheit letztlich nicht vernichtet, schließlich ist die Erstauflage schon einige Schritte weiter. (Und was in einer anderen Wahrscheinlichkeitsebene des multidimensionalen Perryversums geschieht, muß die hiesige Leserschaft nicht bekümmern.)

In Vandemaans Welt scheinen Roboter noch die größte menschliche Wärme auszustrahlen, während die Menschen demgegenüber unnahbar wirken und kaum Bezug zueinander haben. Der Autor hat mit Roya eine Figur geschaffen, die der modernen Vorstellung einer jungen, selbstbewußten, fest im Berufsleben stehenden Frau entspricht, einer typischen Singlefrau. Sie hat keine wirklichen Freunde, allenfalls zwecks Ablenkung und Entspannung einbestellte Bettgenossen. Oder eben falsche Weggefährten. Mehr soll hier jedoch nicht verraten werden.

Mit der Kurzgeschichte "Ein lausiger Historiker" wird ein anderer Aspekt der Science-fiction bedient. Die Geschichte ist eher humorvoll angelegt, und da paßt es durchaus, daß der Kabarettist Leo Lukas eine Sprechrolle übernommen hat. Wobei sich über Geschmäcker streiten läßt. Wer die regelmäßige Kabarettsendung "Ottis Schlachthof" des Bayerischen Fernsehens kennt, dürfte eine gewisse Ermüdung angesichts der zum soundsovielten Mal aufgekochten Bayern-Witze verspüren. Das bei diesem Live-Mitschnitt zu vernehmende Lachen wirkt allerdings nicht nachträglich eingespielt, woraus abzuleiten ist, daß die Geschichte beim Publikum gut angekommen sein muß.

Man kann sagen, daß Wim Vandemaan mit der vertonten Story "Leviathan 3.0" in gewisser Weise ein Pendant zum "Andromeda-Monument" geschrieben hat. Es geht in der Geschichte nicht um etwas Zerstörerisches, sondern Erschaffendes. Es geht um die Erfüllung des Traums eines jungen Mannes, der Unsterblichkeit erlangt, und irgendwie auch um eine "liebe Oma", die sich unnötige Sorgen macht, auch wenn ihr Enkel dem Leviathan begegnet. Der Bezug zur Perry Rhodan-Serie wirkt ein wenig aufgesetzt, ist aber dennoch zulässig, denn auch Nebengeschichten können ihren Reiz entfalten.

Wie von Wundertüten nicht anders zu erwarten, enthält das in Zellophan verpackte "Extra 4" Attraktives und weniger Attraktives. Zu letzterem zählen leider die Lebensraum-Entwürfe, die zwar grafisch einen eigenen Charakter aufweisen, aber in denen keine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Lebensraum zu erkennen ist. Bei einem moderaten Preis von 3,50 Euro für das Gesamtpaket ist man jedoch von vornherein dagegen gefeit, einen Mißgriff zu machen.

29. März 2007