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TOURTIP/870: Bergbauland Sachsen-Anhalt (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 5, September/Oktober 2007

Bergbauland Sachsen-Anhalt
Schwere Arbeit leicht erklärt

Von Michael Feldkirchner


Glück Auf in Sachsen-Anhalt

Der Bergbau hat in Sachsen-Anhalt eine jahrhundertealte Tradition. Ende des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Land dank der Bodenschätze (Stein- und Braunkohle, Erz, Kupferschiefer und Salz) vom Agrarland zur modernen Industrieregion. Zwar wurden zahlreiche Abbaugebiete nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 aufgegeben, doch bis heute ist Sachsen-Anhalt vom Bergbau und den damit verbundenen Industriezweigen geprägt.


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283 Meter tief trägt der Förderkorb die Besucher unter die Erde. Dort setzt sich ruckelnd die Grubenbahn in Bewegung und fährt tausend Meter in den Berg hinein. Weiter geht es zu Fuß durch das mehr als hundert Jahre alte Stollensystem, das in mineralischer Farbenpracht schillert, vorbei an mächtigen Geräten und Maschinen, mit denen einst der Mansfelder Kupferschiefer abgebaut wurde: Im Besucherbergwerk Röhrigschacht in Wettelrode lässt sich Bergbau hautnah erleben.

Die Besucher bewegen sich auf - und in - geschichtsträchtigem Boden: Die Gewinnung des Mansfelder Kupferschiefers gehört zu den ältesten Bergbau-Aktivitäten in Deutschland. Schon in der Bronzezeit gab es im Harzvorland Schmelzstätten. Vom Jahr 1200 bis zum Aus für die Montanindustrie 1990 existierten in der Mansfelder Mulde mehr als tausend Schächte.

Neben dem gut einstündigen Rundgang unter der Erde, der von ehemaligen Kumpeln geleitet wird, lässt sich am Röhrigschacht das 1888 gebaute und damit älteste noch funktionierende Fördergerüst in ganz Europa bewundern. Über Tag präsentiert das Museum Ausstellungen zur Entstehung der Lagerstätten, zur Geologie, Mineralogie und zur 800-jährigen Geschichte des Kupferschiefer-Bergbaus. Originalgerätschaften, Modelle und Bilder zeichnen ein lebendiges Bild der Schwerstarbeit, die die Bergleute leisten mussten. An das Museum schließt sich ein Lehrpfad an, der noch mehr Wissenswertes zum Bergbauland Sachsen-Anhalt erzählt.


Sprengungen unter Tage verfolgen

Der Kupferschiefer ist nicht der einzige Schatz, den der sachsen-anhaltinische Boden hergab: Im Gebiet um Elbingerode hat der Eisenerz-Bergbau Wurzeln, die bis in das 9. Jahrhundert zurückreichen. Bis zum Ende der Förderung 1990 lieferte die dortige Grube 13 Millionen Tonnen Erz. Danach errichteten Bergleute das Besucherbergwerk Drei Kronen & Ehrt. Mit der Grubenbahn fahren die Gäste fünf Minuten in die Tiefe und tauchen ein in die Welt des Bergbaus. Highlight ist die Demonstration, wie unter Tage eine Sprengung erfolgte: Mit modernster Elektronik wird die Explosion simuliert. Im Übertagebereich sind unter anderem eine Mineralausstellung, eine Werkstatt mit Originalmaschinen und der allerletzte Elbingeroder Förderwagen von 1990 zu besichtigen. "Wir wünschen den Kumpels weiterhin viel Besucherandrang und eine gesicherte finanzielle Basis, um noch vielen Gästen dieses Erlebnis zu ermöglichen", schrieb eine Besucherin ins Gästebuch des Bergwerks.


Von der Sole zum Salz

Eine lange Tradition hat die Förderung von Bodenschätzen auch in Halle: Dort stand ab Beginn des 18. Jahrhunderts die Königlich-Preußische Saline, zu der einst mehr als 100 Siedehütten gehörten. Solewasser wurde zu Salz verkocht, indem man es in großen Eisenpfannen erhitzte und das Wasser verdampfte. Auf dem heutigen Hallmarkt wohnten die Halloren, wie die Salzsieder in Halle genannt wurden. Ganz in der Nähe, auf einer Saaleinsel, befindet sich jetzt das Salinenmuseum. 1964 stoppte die Produktion, aber für Besucher gibt es noch heute einmal monatlich ein Schausieden: Im Siedehaus steht eine funktionstüchtige Siede- und Trockenpfanne mit Förderband und Abfülleinrichtung.


Weitere Information zu den Jugendherbergen in Sachsen-Anhalt über das DJH-Service-Center Sachsen-Anhalt, Tel. 0391 5321000 und unter www.jugendherbergen-in-sachsen-anhalt.de

Jede der 18 Jugendherbergen im Land eignet sich als Ausgangspunkt für Exkursionen zu den historischen Industriestätten. Viele Häuser bieten Besichtigungen als Freizeitangebote an, einige haben auch spezielle Programme für Schulklassen erarbeitet: Die Jugendherberge Halle (Tel. 0345 2024716) plant einen Vormittag im Salinemuseum ein, von der Jugendherberge Burgenland Kretzschau (Tel. 03441 210173) aus geht es zum Herrmannschacht mit Braunkohlenwald, zum Ofenmuseum und der ältesten Brikettfabrik der Welt, und in der Jugendherberge Südharz "Carl Wentzel" Gorenzen (TeL. 034782 20384) steht ein Besuch des Bergbaumuseums Wettelrode auf dem Programm.

www.roehrigschacht.de
www.halle.de
www.dreikronenundehrt.de

Zahlreiche weitere Bergbaumuseen und Besucherbergwerke sind unter
www.glueck-auf-tour.de zu finden.


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Quelle:
extratour Nr. 5, September/Oktober 2007, S. 20-21
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2007