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TOURTIP/910: Aktiv auf Schneeschuhen (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 6, November/Dezember 2008

Aktiv auf Schneeschuhen
Unterwegs im Winterwunderland

Von Claudia Heinrich


Fitness an der frischen Luft macht das ganze Jahr über Spaß. Und wettergerecht gekleidet gibt es keinen Grund, den Winter auf der Couch zu verbringen. Wem Skifahren zu rasant, riskant oder aufwendig ist, schnallt sich einfach breite Sohlen unter die Schuhe und stapft hinaus ins verschneite Land - ganz ohne langwierige Vorbereitung. Geführte Schneeschuhwanderungen verbinden einzigartige Naturerlebnisse mit Konditionstraining.


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Eine Schneeschuhtour ist kein Sonntagsspaziergang, sondern echte Beinarbeit. "Kondition sollten unsere Gäste schon mitbringen. Wir sagen immer: Wer eine etwa vierstündige Gebirgswanderung gut durchhält, bezwingt auch auf Schneeschuhen den Feldberg." "Wir", das sind Simone und Norbert Eichin. Die Herbergsleiter der Jugendherberge Schluchsee-Wolfsgrund im Hochschwarzwald kümmern sich nicht nur um das Wohl ihrer Gäste in der Unterkunft, sondern führen sie im Winter hoch hinaus ins verschneite Bergland vor der Haustür. "Wir sind beide passionierte Schneeschuhfans", erwähnt Simone Eichin, "und wechseln uns als Gruppenführer ab."


Schneespaß ohne Vorbereitung

Ihren Gästen bieten sie damit ein preiswertes und unkompliziertes Wintersportvergnügen - ohne aufwendige Vorbereitung mit Skigymnastik oder Wedeltraining. Schneeschuhe stellt die Jugendherberge leihweise zur Verfügung - auch Einzelgästen, die vor Ort spontan Lust auf eine Winterwanderung bekommen. "Die verweisen wir auf die gut gekennzeichneten Routen rund um den Feldberg", erzählt Norbert Eichin, "damit sie die Orientierung nicht verlieren." Will heißen: Einzelwanderer sind auf ausgetretenen Pfaden unterwegs, wo sich noch Tausende andere Wintersportler tummeln. Wer unberührte Natur fernab vom Trubel bevorzugt, vertraut sich den ortskundigen Herbergsleitern an, die ihre Gruppe durch einsame Waldpfade führen, die kein Fuß vor ihnen betreten hat. Marlis Bühler beispielsweise schätzt es sehr, dass sie sich nicht um den Weg kümmern muss, weder vor noch während der Tour. "In der Gruppe fühlen wir uns gut aufgehoben." Die Bühlers aus Karlsruhe waren schon zweimal mit den Eichins rund um den Feldberg unterwegs. Auf mittlerweile drei Schneeschuhfreizeiten bringt es Karl Bohlender mit Ehefrau Elke und zwei Bekannten. "Wir wollten mal etwas Neues ausprobieren, wenig Aufwand betreiben, Kondition gewinnen", schildert er seine anfängliche Motivation. "Skifahren liegt uns nicht: Auch aus Gründen des Umweltschutzes haben wir eine Alternative gesucht." Schneeschuhwandern passte.


Einfach und umweltfreundlich

Schneeschuhwanderer benötigen keine Pisten oder gespurte Loipen, schlagen keine Schneisen in Wälder. Wenn ein kleiner Trupp in Reihe losmarschiert, hinterlässt er nur wenige Stapfspuren, die sich rasch wieder mit Neuschnee füllen. Breitflächige Schneeschuhsohlen - einst aus gebogenem Eschenholz, Tiersehnen und Fellen, heute aus leichtem Aluminium, Neopren oder Plastik - sorgen dafür, dass sich das Körpergewicht besser verteilt und Wanderer nicht allzu tief einsacken. Eine spezielle Lauftechnik muss sich niemand zuvor aneignen, "Training on the Shoe" reicht. "Reinsteigen und los: Leicht breitbeinig gehen und die Beine so anheben, dass man nicht über die eigenen Füße stolpert. Das ist alles", schmunzelt die Herbergsleiterin. "Nach etwa fünf Minuten hat man es raus." Auf Eis wird geschlurft, durch Schneewehen gestapft; Ski- oder Wanderstöcke geben den nötigen Halt. Und am steilen Hang fährt man zur Trittsicherheit die Krallen am Schneeschuh aus. Speziell tiefer Neuschnee stählt die Beinmuskulatur. Immer bleibt Schnee am Schuh kleben, manchmal 20 bis 30 Zentimeter. "Der Fuß wird bei jedem Schritt zum Gewichtheber", weiß Simone Eichin. Folglich geht der Stärkste, Sportlichste voran und spurt, alle anderen können in seine Fußstapfen treten. "Gewöhnlich spuren die Gruppenführer", sagt die durchtrainierte Herbergsleiterin, für die Schneeschuhwandern Alltag ist. Ein halbes Jahr Schnee auf dem Feldberg (1.493 m) ist selbst in Klimawechselzeiten keine Seltenheit. Und so führt das Ehepaar ihre Gruppe an Wanderwochenenden einmal sechs Stunden, einmal maximal vier Stunden lang ins verschneite Umland. Freitagabend ist Kennenlerntreff; am Samstag geht es gleich nach dem Frühstück los. Jeder Wanderer trägt wasserdichte Stiefel, seine Stöcke und Proviant für eine Tagestour. Die Schneeschuhe bleiben auf der kurzen Zugfahrt zunächst noch im Rucksack. Von Altglashütten aus geht es aufwärts bis zum unbewaldeten Gipfelplateau des Feldbergs, wo ein berauschender Fernblick für die Anstrengung entschädigt. "Natur im Tiefschnee - diese unglaubliche Ruhe ist faszinierend", schwelgt Karl Bohlender in Erinnerung. "Bei klarem Wetter genießt man den Blick weit über die Täler bis in die Schweiz hinüber. Keine Autos, keine Skilifts, selten andere Leute ..." Ein Winterwunderland, wie es hierzulande nicht viele gibt.


Alles gut gelaufen

Trotz all der Schönheit geht manchen Wanderern zwischendrin die Puste aus. Die Herbergsleiter achten gewissenhaft darauf, dass es allen unterwegs gut geht. Man orientiert sich an der Geschwindigkeit des Schwächsten. Wartet aufeinander, zeigt sich die Landschaft, genießt still oder stapft plaudernd nebeneinander her. Läuft alles gut, marschiert die Gruppe bis zur gemütlichen Almhütte auf dem Feldberg, rastet und stärkt sich und macht sich dann talwärts auf den Heimweg. Wenn die Kondition mitspielt ... "Bei einer Tour hat es mich nah der Almhütte erwischt", schmunzelt Elke Bohlender. "Im starken Schneegestöber verließen mich die Kräfte." Kann passieren, kein Problem: Im Notfall tritt Plan B in Kraft. An der Hütte hält eine Buslinie, Erschöpfte fahren bequem per ÖPNV heim. Und wenn zwischendrin Nebel aufzieht oder Schneestürme toben und man den Weg nicht mehr sieht, verkürzen alle die Tour - und genießen ein wenig früher als geplant einen geselligen Abend in der Jugendherberge. Zufrieden, inspiriert und angenehm erschöpft lässt man den Tag bei einem Glas Wein gemütlich ausklingen. Am Sonntag steht noch mal eine Halbtagstour auf dem Programm. 2009 haben die Herbergsleiter erstmals eine Moonlight-Wanderung im Angebot. "Ein unvergessliches Erlebnis!" Simone Eichin weiß natürlich, wovon sie spricht: "Eine Nachtwanderung auf Schneeschuhen, im Licht der Stirnlampen - in den Sonnenaufgang hinein." Ab 4 Uhr in der Früh geht es hoch hinauf auf das Herzogenhorn (1.453 Meter). Der Tagesplan sieht vor: Frühstück in der Morgenröte auf dem Gipfel, Erholung nach dem Abstieg im Badezentrum mit Sauna im Nachbarort. Die Krönung zum Ausklang einer jeden Schneeschuhreise nach der Jugendherberge Schluchsee-Wolfsgrund dürfen sich eifrige Wanderer ganz ohne Blick in die Kalorientabelle gönnen: Ein gedeckter Kaffeetisch wartet auf sie - mit einer prächtigen Schwarzwälder Kirschtorte.


JH Schluchsee-Wolfsgrund, Tel. 07656 329

Das Angebot "Schneeschuhwandern im Schwarzwald" und viele weitere Aktivprogramme und Wellnessangebote finden Sie im aktuellen Reisekatalog unter www.djh-reisen.de oder Sie informieren sich über die Reisehotline 05231 7401-10.


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Quelle:
extratour Nr. 6, November/Dezember 2008, S. 6-8
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2008