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TOURTIP/935: Dresden als Geschichtsbuch der "Wende" (DMG)


_D_R_E_S_D_E_N_ - Medienservice Juli 2009

Dresden als Geschichtsbuch der "Wende"

Auf den Spuren der Friedlichen Revolution 1989 in der Sächsischen Landeshauptstadt


Zum 20. Mal jährt sich in diesem Jahr die Friedliche Revolution, die am 9. November zur Öffnung der Berliner Mauer führte. Inmitten einer heute so liebevoll restaurierten oder modern gestalteten europäischen Kunst- und Kulturmetropole wie Dresden fällt es schwer, sich an die Zeiten des sozialistischen SED-Regime zu erinnern, in denen Begrenzungen zum Alltag gehörten. Doch gerade die Sehnsucht Dresdens nach weltweitem kulturellem Austausch gab den Impuls für den Widerstand und die friedliche Revolution, die letztendlich zum Sturz des SED-Regimes beitrugen. Die Landeshauptstadt ist ein idealer Ort um einzutauchen in die Geschichte der DDR und der politischen Wende 1989.


Authentische Orte

Der Rundgang durch 20 Jahre Zeitgeschichte beginnt am Dresdner Hauptbahnhof, der von Sir Norman Foster umgestaltet worden ist. Am 6. Oktober 1989 zogen 5000 Demonstranten von dort aus über die Prager Straße durch die Alt- und Neustadt Dresdens und fordern Menschrechte und Freiheit. Hunderte Menschen wurden verhaftet. Am 8. Oktober formierte sich - fast zufällig - die "Gruppe der 20", Bürger, die als Volksvertreter erstmals mit der Staatsmacht verhandelten und durch friedlichen Dialog dafür sorgten, dass die Revolution nicht blutig niedergeschlagen wurde. Der 8. Oktober gilt daher seit diesem Jahr auch als offizieller Dresden-Gedenktag. Das Datum ist im Fußgängerboulevard der Prager Straße recht unspektakulär in den Boden eingelassen - direkt vor einem Stand mit Lederwaren und Sonnenbrillen. Eine Inschrift auf der daneben stehenden Straßenlaterne markiert den Ort zusätzlich.

Dort, wo die Prager Straße auf den Dr.-Külz-Ring trifft, erinnert der Eisverkauf "Haselbauer" an eine schon zu DDR beliebte Eismarke. Alte Dresdner kommen beim Genuss des Vanille-Eises ins Schwärmen.

Am Dresdner Altmarkt steht die Dresdner Kreuzkirche. Sie gab, wie auch die katholische Kathedrale (ehemalige Hofkirche) Schutzraum für oppositionelle Gruppen und war auch Ausgangspunkt der Dresdner Montagsdemonstrationen.

Die Wendezeit ist auch im Stadtmuseum erlebbar. Nicht nur im Rahmen der wichtigen Sonderausstellung "Keine Gewalt! Revolution in Dresden", die vom 22. Juli 2009 bis 10. Januar 2010 gezeigt wird, sondern auch im Rahmen der Stadtgeschichtlichen Ausstellung im 3. und 4. Obergeschoss, sowie in der Ausstellung zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche wird diese für Deutschland so wichtige Epoche dokumentiert.

Die Dresdner Frauenkirche ist das bekannteste Mahnmal Dresdens. 37 Jahre nach der Zerstörung versammelten sich am 13. Februar 1982 hunderte junger Menschen vor der Ruine zur ersten Demonstration seit Jahrzehnten. Dies war die Geburtstunde der friedlichen DDR-Revolution. Von der SED zum Mahnmal erklärt, war der Wiederaufbau zunächst ein Tabuthema. Am 19. Dezember 1989 besuchte Helmut Kohl den geschichtsträchtigen Ort. Hier verwandelte sich der Ruf "Wir sind das Volk" in "Wir sind ein Volk". Der Grundstein zur Deutschen Einheit wurde hier gelegt. Im Zuge des Aufbruchs im Dresdner Herbst versammelten sich im Stadtteil Weißer Hirsch Bürger um den Pfarrer Hoch und formulierten mit dem Startrompeter Prof. Ludwig Güttler den "Ruf aus Dresden" zum Wiederaufbau der Frauenkirche. 1994 wurde der Grundstein gelegt. Am 30. Oktober 2005 war die Weihe. Hunderttausende Spender aus aller Welt haben mit ihrem Beitrag dazu beigetragen, dass die Dresdner Frauenkirche nun ein Symbol für Frieden und Versöhnung ist.

Auch die Semperoper ist eng mit der friedlichen Revolution verbunden. Am 7. Oktober 1989 hatte hier die Oper "Fidelio" von Ludwig van Beethoven Premiere. Regisseurin Christine Mielitz brachte hier erstmals die DDR-Grenze auf eine Bühne in der DDR. Beim Gefangenenchor erkannten sich viele Premierenbesucher wieder. Die Inszenierung ist noch immer im Repertoire (www.semperoper.de/de/oper/repertoire/fidelio.html). Zeitgleich versammelte sich auf dem Theaterplatz eine große Volksmenge und forderte Recht auf Information, Dialog und Reisefreiheit ein.

Mit der Straßenbahnlinie 11 rollt man aufwärts entlang der Elbe, vorbei an der wohl berühmtesten Baustelle Deutschlands, der Waldschlösschen-Brücke, hin zur Gedenkstätte Bautzner Straße. Schon der erste Anblick der kahlen Betongebäude ist beängstigend und die sie umgebende, teilweise zum Gedenken wieder aufgebauten - massive Mauer sagt viel aus über die Haftbedingungen der hier in der DDR aus politischen Gründen Gefangenengehaltenen. Die Authentizität konnte bis heute bewahrt werden. Bis zum Jahr 1989 wurden hier bis zu 15.000 Häftlinge unter widrigsten Bedingungen festgehalten, bis am 5. Dezember jenes Jahres Dresdner Demonstranten die Untersuchungshaftanstalt besetzten. Die Aufarbeitung der hier gelagerten Stasi-Unterlagen, also geheime Akten über DDR-Bürger, die von fast 14.500 meist inoffiziellen Stasi-Mitarbeitern erstellt wurden, dauerte viele Jahre. Umgeben vom Landschaftsschutzgebiet der Dresdner Heide findet sich weiter oberhalb der Bautzner Landstraße die historische Villa Stockhausen, im Volksmund nach dem Erfinder des Odol-Mundwassers als Lingner-Schloss bekannt. Es ist das geografisch mittlere der imposanten drei Elbschlösser aus dem 19. Jh, das 1956 dem von Manfred von Ardenne gegründeten "Dresdner Klub der Intelligenz" übergeben wurde. Zu besichtigen ist der original erhaltene Saal, in welchem sich die Mitglieder trafen, um kulturelle Veranstaltungen zu organisieren und das gesellschaftliche Leben in der DDR zu verbessern. Im Jahr der Wende zählte man 170 Klubs in Städten der DDR mit je bis zu 2000 Mitgliedern. Besonders Künstler schätzten diese Zusammenschlüsse, da ihnen meist nur dort die Gelegenheit zur Präsentation ihrer Werke ermöglicht wurde.

Das daneben gelegene Schloss Albrechtsberg diente zu DDR-Zeiten als "Pionierpalast". Zahlreiche Dresdner erinnern sich an aktive Freizeitgestaltung, eine Tradition, die heute in den Nebengebäuden in der Jugendkunstschule weiter geführt wird.

Bei einer Führung ab der Haltestelle der Linie 11 "Plattleite" durch das Villenviertel "Weißer Hirsch" kann man auf den Spuren von Uwe Tellkamps preisgekröntem Roman "Der Turm" wandeln. Auf der Plattleite (im Roman Turmstraße) schlendernd, beginnt man das Leben von bildungsbürgerlichen Persönlichkeiten während der letzten sieben Jahre vor der Wende zu begreifen. Den Geschichten aus einem nicht mehr existierenden Land lauschend, werden Konflikte mit dem unterdrückenden System der DDR verständlich und begreifbar.


Ostalgie

Lohnenswert und äußerst amüsant ist eine Trabi-Safari durch das historische Dresden. Die Teilnehmer lernen beim Selbstfahren die Schaltung kennen und erfahren viel über den DDR-Alltag. Die Enge des ostdeutschen Staates wird dabei körperlich spürbar. Und doch: auf einen Trabi musste man bis zu 15 Jahre warten und das zu einem vergleichsweise sehr hohem Kaufpreis von bis zu 30.000 Mark (www.trabi-safari.de). Einen Einblick in die Alltagskultur bietet auch ein Besuch des DDR-Museums "Zeitreise", dem größten seiner Art, wo man in einem vierstöckigen Plattenbau à la "Good Bye Lenin" mit originalen Möbeln und Gebrauchsgegenständen das Alltagsleben bis 1989 nachempfinden kann. Ein Erlebnis, bei dem sich Schmunzeln und Erstaunen abwechseln. Dokumentiert werden hier Leben und Freizeit im sozialistischen Arbeiterstaat auf vergnügliche Art. Wer mag, kann sich in DDR-Kleidung bewundern oder es sich in typischen Sesseln bequem machen.

Wer das DDR-Feeling noch intensivieren möchte, findet im Szeneviertel der Dresdner Neustadt zahlreiche Kneipen, die durch originalgetreue Einrichtungen authentisch vermitteln, wie es damals ausgesehen hat. Sehr zu empfehlen sind das "Wohnzimmer" und das "Ostpol".


Orte zur Annäherung an die Geschichte der DDR und Wende

Stadtmuseum Dresden
Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden,
Tel. +49 (351) 4887301, www.stmd.de
Sonderausstellung "Keine Gewalt! Revolution in Dresden 1989
22.7.2009 -10.1.2010
Dauerausstellung "1206" Stadtgeschichte
Öffnungszeiten Di-Do, Sa-So 10-18 Uhr, Fr 10-19 Uhr

Gedenkstätte Bautzner Straße (Untersuchungshaftanstalt)
Bautzner Straße 112a, 01099 Dresden
Tel. +49 (351) 6568848, www.bautzner-strasse-dresden.de
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-16 Uhr

Lingner Schloss
Bautzner Straße 132, 01099 Dresden
Tel. +49 (351) 6465382, www.lingnerschloss.de

DDR-Museum "Zeitreise"
Wasapark Radebeul, Wasastraße 50, 01445 Radebeul,
Tel. +49 (351) 8351780, www.ddr-museum-dresden.de

Frauenkirche, Stiftung, An der Frauenkirche 12, 01067 Dresden
Tel. +49 (351) 6560610, www.frauenkirche-dresden.de



Kneipen:

"Wohnzimmer"
Jordanstraße 27, 01099 Dresden
Tel. +49 (351) 5635956, www.wohnzimmer-dresden.de,
Öffnungszeiten: ab 15 Uhr

"Ostpol"
Königsbrücker Straße 47, 01099 Dresden
Öffnungszeiten Di-So ab 19 Uhr, www.ost-pol.de

"Hebedas"
Rothenburger Straße 30, 01099 Dresden
Tel. +49 (351) 8951010, www.hebedas.de

Restaurant "Der Löwe"
Hauptstraße 48, 01097 Dresden
Tel. +49 (351) 8041138, www.derloewe.de

Kakadubar
Bautzner Landstr. 7, 01324 Dresden
Tel. +49 (351) 2050150, www.kakadubar.de



Erlebnistouren

Stadtrundgang "1989. Was damals geschah, und was daraus wurde",
Tel. +49 179 1302457, www.cosima-curth.de

Stadtrundgang Igeltour "Auf den Spuren von Uwe Tellkamps",
"Der Turm" durch den "Weißen Hirsch"
Tel. +49 (351) 8044557, www.igeltour-dresden.de

Trabi-Safari, Maxstraße 5, 01067 Dresden,
Tel. +49 (351) 89900110, www.trabi-safari.de


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Quelle:
Medienservice Juli 09
Dresden Marketing GmbH
Theaterstr. 6, 01067 Dresden
Tel.: 0351-50173-0, Fax: 0351-50173-111
Internet: www.marketing.dresden.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2009