Schattenblick →INFOPOOL →UNTERHALTUNG → REISEN

TOURTIP/990: Faszination Klettergarten (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 5, September/Oktober 2011

Hoch hinaus

Faszination Klettergarten


Einmal die eigenen Grenzen ausloten, den Adrenalinspiegel in die Höhe jagen und ein Stück über sich selbst hinauswachsen - Erlebnisse dieser Art sind beim Besuch eines Klettergartens quasi inklusive. Der Balanceakt mehrere Meter über dem Boden verspricht jedenfalls manche Herausforderung. Dabei kommen - je nach Schwierigkeitsgrad - sowohl Anfänger als auch versierte Kletterprofis auf ihre Kosten. Die Sicherheit steht dabei natürlich immer an erster Stelle.


Wer weite Anfahrten vermeiden und die Zeit lieber in schwindelnder Höhe verbringen möchte, ist gleich in einer Reihe von Jugendherbergen bestens aufgehoben. Diese befinden sich in direkter Nachbarschaft zu Kletterparks oder verfügen gar über eine eigene Anlage. Da kann es eigentlich direkt nach dem Frühstück losgehen.


Kletterspaß vor der Haustür

Der Kletterpark Verden zum Beispiel liegt direkt auf dem Gelände der gleichnamigen Jugendherberge. Sechs Parcours mit unterschiedlichen Höhen und Schwierigkeitsstufen stehen zur Verfügung. Die Bandbreite reicht vom Kinder- bis zum neuen schwarzen Parcours, der erst in dieser Saison hinzugekommen ist und - so verspricht es der Betreiber - selbst Könner an ihre Grenzen bringt. Aber: Für die Sicherheit ist gesorgt, und das sogar rundherum. Dank des sogenannten Expoglider-Sicherungssystems sind die Kletterer die ganze Zeit über mit einem Sicherungsstahlseil verbunden. Bereits am Boden wird man über den Expoglider eingefädelt und bleibt so lange gesichert, bis die Kletterpartie beendet ist. Das Ein- und Aussichern auf den Plattformen ist hier also nicht nötig. Vor allem Anfängern dürfte das sehr entgegenkommen. Weiter südlich in Baden-Württemberg wartet die Jugendherberge Bonndorf sogar mit einem eigenen Hochseilgarten auf. Dieser umfasst insgesamt 14 Elemente, die sich in einer Höhe zwischen sieben und zehn Metern befinden. Ob Seilrutsche, Himmelsleiter oder Kletternetz - die kletterfreudigen Besucher brauchen hier auf nichts zu verzichten. Hinzu kommen einige Bodenelemente. Beim Bezwingen der verschiedenen Herausforderungen stehen aber weniger Krafteinsatz und Fitness im Vordergrund, sondern vielmehr Aspekte wie Teamgeist und Selbstvertrauen. Die Jugendherberge arbeitet daher auch mit einem externen Anbieter, dem Outside e.V., zusammen. Der gemeinnützige Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen die Natur näherzubringen, und nutzt dafür diverse Natursportarten als Medium. Die Trainer bieten eine große Bandbreite an erlebnispädagogischen Angeboten, die sich unter anderem an Schulklassen, aber durchaus auch an Unternehmen richtet.


Hamburgs erster

Natürlich lohnt sich auch ein Besuch externer Kletteranlagen. Niagara-Trail, Amazonas-Parcours, Borneo-Spezial, Nanga Parbat, Mount-Everest-Nordroute - was sich anhört wie die Stationen aus dem Leben eines Abenteuerreisenden, sind in Wirklichkeit die Namen der Parcours, mit denen zum Beispiel der Kletterwald Hamburg aufwartet. Obwohl, Abenteuer kann man in gewisser Weise sicher auch hier in Hamburgs erstem Hochseilgarten im Volksdorfer Wald erleben. Der ist übrigens bequem mit der U-Bahn (U1) zu erreichen und bietet Abwechslung zum Trubel der Metropole. Zwischen zwei und acht Metern hoch sind die Parcours, die die Schwierigkeitsgrade leicht, mittel bis schwer abdecken. Während etwa der Niagara-Trail Einsteigern die Möglichkeit bietet, sich zwei Meter über dem Boden an die Höhe zu gewöhnen, verlangt die Mount-Everest-Nordroute selbst gestandenen Kletterern eine Menge Mut ab. Zu den Höhepunkten zählt sicher die Fahrt mit einer 70 Meter langen Seilbahn. Übrigens ist der Kletterwald - wie die meisten Kletterparks - für Begleitpersonen frei zugänglich. Wer also nicht klettern möchte, braucht auch nicht zu bezahlen.


Deutschlands größter

Er ist vielleicht nicht der größte, zählt aber mit einer Gesamtlänge von 1,5 Kilometern und 150 unterschiedlichen Kletterelementen ganz sicher zu den größten Kletterwäldern in Deutschland: der AbenteuerPark Potsdam. Zehn Parcours, für "Minis" ab 120 Zentimeter Körpergröße sowie für erfahrene Profis mit einem ausgeprägten Hang zum Nervenkitzel, gilt es zu erklimmen. Ab einer Kletterhöhe von 16 Metern sorgt schließlich die 200 Meter lange Seilrutsche für eine rasante Abfahrt Ein umlaufendes Sicherungssystem sorgt auch hier für eine sichere Rückkehr zum Boden. Und wen der Mut vielleicht dann doch verlassen hat, der kann dem Treiben in den Baumwipfeln vom Waldbistro aus zuschauen.


Teamwork gefragt

Wassersportler sind am Steinhuder Meer in Niedersachsen sicher gut aufgehoben, aber auch Klettermaxe kommen dort mittlerweile auf ihre Kosten, denn erst 2008 hat direkt am Nordufer des Sees der SeaTree Abenteuerpark den Betrieb aufgenommen. Der Waldseilgarten liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Jugendherberge Mardorf und ist damit bestens erreichbar. 27 Kletterstationen in drei Schwierigkeitsstufen wollen dort bezwungen werden. Um von Baum zu Baum zu gelangen, gilt es dabei, die verschiedensten Hindernisse wie Brücken, Lianen, Balken oder Seilrutschen zu meistern. Für Gruppen gibt es sogar einen eigenen Teamparcours, bei dem der Name Programm ist, denn während sich zwei Kletterer an einem der vier Kletterelemente ausprobieren, übernehmen die anderen die Sicherung. Teamwork ist also angesagt. Das gilt auch im TreeRock Abenteuerpark Hochsolling im Weserbergland. Direkt neben der Jugendherberge Silberborn gibt es unter anderem sogar gleich zwei eigene Teamparcours, die Schulklassen, Jugendgruppen, aber auch etwa für Betriebsausflüge zur Verfügung stehen. Natürlich kommen auch andere Besucher auf ihre Kosten. Immerhin gibt es 58 Kletterstationen mit sechs Schwierigkeitsstufen, die darauf warten, bezwungen zu werden.


Frei schwebend

Nur Fliegen ist schöner. Dem Traum, frei durch die Lüfte zu schweben, können Besucher der Erlebniswelt Steinzeichen in Rinteln zumindest etwas näher kommen. Innerhalb der Erlebniswelt hat nämlich erst zum diesjährigen Saisonbeginn der Air Trail Park - gewissermaßen als Park im Park - seine Pforten geöffnet. Er gilt als eine der spektakulärsten sogenannten Flying-Fox-Anlagen in Deutschland. Per Seilrutsche geht es dabei bergab von Plattform zu Plattform, mal in zwei, mal in bis zu 20 Metern über dem Boden. Die Abstände zwischen den 15 Stationen sind dabei zwischen drei und 53 Meter lang. Insgesamt gilt es, eine Strecke von über 500 Metern per Seilrutsche zu überwinden. Da heißt es tief durchatmen und genießen. Wer es nicht ganz so mit der Höhe hat, aber dennoch seinen Gleichgewichtssinn testen möchte, ist sicherlich im Niedrigseilgarten der Erlebniswelt gut aufgehoben. Hier bewegt man sich zwar auf Absprunghöhe, dennoch sind Geschicklichkeit und Teamgeist gefordert, denn einzelne Hindernisse können nur in der Gruppe überwunden werden. Ambitionierten Kletterern steht zudem eine künstliche Kletterwand zur Verfügung, die sich über fünf Routen bezwingen lässt. Dabei geht es bis zu 18 Meter hoch.


Auf Tarzans Spuren

Im Waldhochseilgarten Abenteuerpark Moritzburg bei Dresden ist das Tarzan-Feeling nahezu perfekt. Zwar hangelt man sich dort nicht per Liane von Baum zu Baum, doch dafür liegt der Kletterwald im Wildgehege Moritzburg. Die Kletterer bewegen sich also in direkter Nachbarschaft zu den Tieren des Geheges - darunter Wölfe, Elche, Waschbären, Luchse und viele mehr -, die vielleicht nicht immer zu sehen, aber mitunter zu hören sind. Eine tolle Kulisse für einen gelungenen Kletterausflug, zumal die sieben Parcours den natürlichen Gegebenheiten des Buchen- und Eichenwaldes angepasst sind. In Höhen von bis zu 13 Metern geht es von Baum zu Baum. Seilrutschen, Holzstege, Schaukeln und weitere Hindernisse sorgen dabei für den richtigen Nervenkitzel. Wer es lieber etwas langsamer angehen möchte, für den gibt es einige Bodenelemente zum Üben und in geringer Höhe, auch welche zum Aufwärmen. Schließlich ist noch kein Tarzan vom Himmel gefallen - und das soll ja auch so bleiben. Wie in den übrigen Kletterparks auch, gilt: Alles kann, nichts muss. Jeder bestimmt selbst, was er sich zumuten möchte.


Über dem Wasser

Einen besonderen Kick hält der Kletterwald Thale im Bodetal im Harz für seine Besucher bereit. Zwei der insgesamt sieben Parcours - der Grüne und der Blaue - führen nämlich an mehreren Stellen über einen Nebenarm des Flusses Bode. Es geht dort also hoch hinaus, zwischen fünf und sieben Metern, und zudem über das Wasser. Damit nicht genug, erwarten die Besucher über 100 Kletterelemente und - als neue Attraktion - der Rote Parcours mit seiner Seilbahn. In zehn Metern Höhe kann man dort über eine Strecke von 80 Metern durch die Luft sausen. Ein weiterer Pluspunkt der Anlage ist sicher die Nähe zu beliebten Ausflugszielen. So liegt der Kletterwald direkt neben der Talstation des Sesselliftes zur Roßtrappe und in der Nähe des sogenannten Hexentanzplatzes. Den Ort sollen die alten Sachsen einst als Kultstätte genutzt haben, bis Kaiser Karl der Große das heidnische Treiben verbot. Die Sachsen wollten das so nicht hinnehmen und vertrieben die Wachen des Kaisers als Hexen und Teufel verkleidet. Der Rest ist Geschichte.


INFOS

Pädagogischer Mehrwert

Dass dem Klettern, gerade auch im Hinblick auf Aspekte wie Selbsterfahrung, Teamentwicklung oder Vertrauensbildung, fast schon eine pädagogische Funktion zukommt, ist bekannt. Viele Jugendherbergen integrieren daher das Klettern als Gemeinschaftsaktivität in ihre Programmangebote für Schulklassen, Gruppen oder Familien. So bietet zum Beispiel die Jugendherberge Berchtesgaden mit Vertical. Limits ein besonderes Outdoor-Erlebnis für Schülerinnen und Schüler der 5. bis zur 13. Klasse. Das fünftägige Programm verspricht ein besonderes Naturerlebnis und beinhaltet neben vielfältigen Aktivitäten wie etwa dem Rafting auch einen Besuch im Hochseilgarten. Unter Anleitung geschulter Trainer geht es dabei zunächst in den Niedrigseilgarten, um sich an das Klettern zu gewöhnen. Später erfolgt schließlich der richtige Aufstieg.

Auch die Jugendherberge Hellenthal in der Eifel hat als ausgewiesenes Erlebnispädagogik- und Outdoor-Zentrum entsprechende Angebote für Schulklassen, Gruppen und Familien im Programm. Zu den Höhepunkten zählt dabei der überdachte Hochseilgarten der Jugendherberge mit 24 Hoch- und Niedrigseilstationen in bis zu 13 Metern Höhe. Dank des Daches kann dort unabhängig vom Wetter geklettert und balanciert werden. Ergänzt wird das Angebot durch spezielle Outdoor-Seminare für Unternehmen und Organisationen. Beim gemeinsamen Klettern können sich etwa Auszubildende in Sachen Teamfähigkeit erproben. Natürlich stehen auch hier erfahrene Trainer zur Verfügung.

Kletterprogramme unter www.djh-reisende und beim DJH-Reiseserviceteam unter Telefon 05231 7401-10 (Mo. - Fr. von 8 - 18 Uhr) oder unter www.jugendherberge.de


Jugendherbergen

JH Verden, Tel.: 04231 61163, E-Mail: verden@jugendherberge.de
www.kletterpark-verden.de

JH Hamburg "Horner Rennbahn", Tel.: 040 6511671, E-Mail: jh-hamburghornd@djh.de
www.kletterwald-hamburg.com

JH Potsdam - Haus der Jugend, Tel.: 0331 5813100, E-Mail:jh-potsdam@jugendherberge.de
www.abenteuerpark.de

JH Mardorf, Tel.: 05036 457, E-Mail: jh-mardorf@djh-hannover.de
www.seatree.de

JH Holzminden, Tel.: 05531 4411, E-Mail: jh-holzminden@djh-hannover.de

JH Silberborn, Tel.: 05536 568, E-Mail: jh-silberborn@djh-hannover.de
www.treerock.de

JH Petershagen, Tel.: 05707 919690, E-Mail: jgh-petershagen@djh-wl.de

JH Porta Westfal.ica, Tel.: 0571 70250, E-Mail: jh-portawestfalica@djh-wl.de

JH Rinteln, Tel.: 05751 2405, E-Mail: jh-rinteln@djh-hannover.de
www.steinzeichen.de

JH Dresden-Radebeul, Tel.: 0351 8382880, E-Mail: radebeul.@jugendherberge.de
www.abenteuerpark-moritzburg.de

JH Thale, Tel.: 03947 2881, E-Mail.: jh-thale@djh-sachsen-anhalt.de
www.kletterwald-thale.de

JH Berchtesgaden, Tel.: 08652 94370, E-Mail.: berchtesgaden@jugendherberge.de

JH Bonndorf, Tel.: 07703 359, E-Mail: info@jugendherberge-bonndorf.de

JH Hellenthal, Tel.: 02482 2238, E-Mail.: hellenthal@jugendherberge.de

Ein Glossar zum Thema Klettern finden Sie unter www.extratouronline.de


*


Quelle:
extratour Nr. 5, September/Oktober 2011, S. 16-18
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2011